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Dein Pferd ist ständig krank oder verletzt? "Überfürsorge" könnte die Ursache sein

Das klassische Thema schlechthin – gerade bei Frauen. Denn Fürsorge ist nun mal ein Teil von uns, da wir oft immer noch diejenigen sind, die hauptsächlich für das Wohlergehen der Kinder bzw. Familie verantwortlich sind. Dass auch Männer eine "Überfürsorge-Kiste" haben können, ist zwar seltener, aber auch nicht ungewöhnlich.



Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen:


Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest.


Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hinein passt. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen.



So könnte das Thema entstanden sein

Es gibt in der Regel zwei Extreme - entweder kann die Überfürsorge daher kommen, dass man eventuell selbst sehr wenig Aufmerksamkeit und Liebe von seinen Eltern bekommen hat und dies dann selbst herstellen möchte, um Tiere und Menschen an sich zu binden (unbewusst, versteht sich!). Oder es kann davon kommen, dass man vielleicht selbst schon "Helikopter-Eltern" hatte und (ebenfalls unbewusst) diese Art des Umgangs weiterlebt, weil man es eben nur so kennt.



So zeigt es sich im Leben und das wird damit angezogen


Menschen, die eine "Überfürsorge-Kiste" haben, sind oft auch anfällig dafür, Personen zu nah an sich heran zu lassen. Sie neigen dazu, sich leicht ausnutzen zu lassen, da sie gutmütig sind und ihre Art des Wohlwollens höchstwahrscheinlich an anderen Menschen ausleben möchten. Ihr Bedürfnis ist es häufig, Harmonie und Frieden zu stiften und sie fühlen sich dann bei einer Missstimmung dafür verantwortlich, das Ganze wieder hinzubekommen. Dadurch entsteht dann gegebenenfalls das Gefühl, wichtig und gut zu sein. Sie blühen oftmals regelrecht auf, wenn sie gebraucht werden – vor allem, wenn z. B. eine näher stehende Person krank ist und Pflege bedarf. Wenn jedoch niemand da ist, der Hilfe benötigt, fühlen sie sich eventuell schnell überflüssig und dann kann es vorkommen, dass sie anfangen, sich gewisse Umstände herbei zu wünschen (alles natürlich absolut unbewusst).


Wenn dem so ist, dass sehr viel Aufmerksamkeit in das Helfen und Pflegen gesteckt wird, dann werden möglicherweise auch viele solcher "Pflegefälle" und Hilfsbedürftiger auf diese Person zukommen. Selbst, wenn sie das bewusst gar nicht möchte und fast schon genervt davon ist, kann es sein, dass immer wieder solche Personen in ihr Leben treten, um ihr zu zeigen, was das Thema dahinter ist. Oftmals zieht eine Person mit "Überfürsorge-Kiste" Partner und Freunde an, die viel krank und/oder unselbstständig sind. Dadurch wird diese "Kiste" genährt. Hat diese Person Kinder, so kann es vorkommen, dass diese auf die Person hilflos wirken. Auch dieses Verhalten hat sich dann allerdings nicht deswegen entwickelt, weil die Kinder wirklich "hilflos" sind, sondern weil aus Bequemlichkeit bereits gelernt wurde, dass alles für sie erledigt wird, wenn sie sich nicht sonderlich eigenständig anstellen. Für Eltern in der Überfürsorge kann das dann als völlig normal erscheinen, dass ihre Kinder immer wieder Hilfe brauchen, weil sie es ja alleine nicht hinbekommen. (Auch hier handelt es sich aber wie gesagt nur um eine Facette von verschiedenen Möglichkeiten, die auftreten können, nicht müssen.)


Aber nicht nur im engen Kreis treten solche Situationen möglicherweise auf. Selbst außerhalb können immer wieder Situationen aufkommen, in denen sie das Bedürfnis hat zu helfen, weil es eventuell der Fall ist, dass sich diese Person für alles verantwortlich fühlt. Sie kann dann vielleicht nicht wegsehen, wenn ein Tier oder ein Mensch Hilfe benötigt - was ja an sich erst einmal nichts Schlechtes ist - aber unter Umständen kann es leider in eine extreme Richtung führen, nämlich dass sie sich schuldig fühlt, etwas tun zu müssen. Wenn diese Person es dann nicht schafft zu helfen oder es aus diversen Gründen nicht tun kann, nagen diese Schuldgefühle bisweilen sehr lange an ihr - weil sie sich ja verantwortlich gefühlt hatte. Und möglicherweise zieht sie dann immer weiter solche Situationen an: Eigene immer wieder kranke oder vermeintlich unselbstständige Kinder, eine*n Partner*in, der/die "nichts auf die Reihe bekommt" oder ebenfalls ständig krank ist, Freunde die ständig ihre Hilfe benötigen, eine Arbeitsstelle, in der sie Überstunden machen muss, weil sie lauter Arbeitsaufgaben von Kolleg*innen übernimmt, usw. ... Die Liste ist lang und es kann für jeden ganz unterschiedlich sein, in welche Situationen sich die "Überfürsorge-Kiste" auswirkt.


Diese Personen haben in der Regel große Empathie-Fähigkeiten, doch spüren sie oft eher Mitleid, als Mitgefühl, was sie eben dazu veranlasst, unbedingt etwas tun zu müssen. Dabei stehen sie selbst dann oftmals an zweiter Stelle. Bevor sie etwas für sich selbst tun, machen sie alles für andere. Der Wert für die eigene Person ist möglicherweise eher gering und Wertschätzung für sich selbst tritt mitunter erst dann ein, wenn sie es geschafft haben, jemandem zu helfen oder jemanden zu pflegen - egal wie es ihnen währenddessen dabei vielleicht selbst geht



Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten

Zuerst muss betont werden, dass jeder Charakter anders auf die "Überfürsorge-Kiste" reagiert. Es gibt sogar Pferde, denen diese Schwingung sehr gut tut und sie darin regelrecht aufgehen. Jedoch ist das eher eine Seltenheit. Normalerweise reagiert ein eher sensibles Pferd damit, dass es irgendwelche Wehwehchen hat oder immer wieder krank wird. Sogar chronische Krankheiten können beim Pferd entstehen, wenn die Person diese "Kiste" extrem in sich manifestiert hat.


Wenn das Pferd also eine Verletzung hat, reagiert die Person in der Regel sehr fürsorglich darauf. Sie achtet sehr auf eine optimale Versorgung, mit Desinfektion und Wundsalbe und wenn es etwas Größeres ist, holt sie auch mal den Tierarzt. Was ja nichts schlechtes ist. Aber sie schaut sich ihr Pferd dabei oft nicht neutral an, sondern steckt so viel Aufmerksamkeit und Pflege in die Verletzung, dass das Pferd dabei teilweise schon vom reinen Hinsehen das Humpeln anfängt. Die Wunde entzündet sich dann vielleicht auch noch und die Person wird in ihrem Handeln mehrfach bestätigt, dass die Verletzung ganz, ganz schlimm ist. Meistens zieht sich so eine, normalerweise unspektakuläre Verletzung, wochenlang hin. Obwohl sie so gut gepflegt ist. Ungewöhnlich? Klar, schließlich ist diese Art von Fürsorge in einem ungesunden Bereich und das wird auf jeder Ebene so angezeigt.


Ein sensibles Pferd kann dabei richtig untergehen. Es wird lethargisch, fast schon depressiv und fühlt sich selbst als Pflegefall. Dabei kann das Herz des Überfürsorgemenschens nun richtig aufgehen, da es nun eine Aufgabe hat und sich wichtig fühlt (Und wieder muss ich anmerken: Diese Person macht das nicht extra! Sie ist in ihrem Handeln und ihrer Ausstrahlung absolut unbewusst!). Im Extremfall fängt sie dann vielleicht sogar an, ihr Pferd von Kopf bis zum Hinterteil auf Blessuren, Zecken, Stiche, etc. zu untersuchen und diese gleich zu behandeln. Außerdem sieht sie in kleinen Schrammen gleich eine große Wunde und zieht zu häufig den Tierarzt hinzu.


Ein unsensibles, materielles und auch selbstbewusstes Pferd kann das Ganze wieder komplett anders spiegeln. So kann es eher übergriffig, fast schon angriffslustig werden. Als würde es sich vor dieser schlechten Energie verteidigen müssen. Es weiß instinktiv, dass so eine extreme Behandlung nicht gut für es ist und zeigt das überdeutlich an, oder zeigt es durch ständiges Ohren zurücklegen, Nüstern hochziehen und Verhärtung in der Maulpartie an, wenn der Mensch in seinem Raum ist oder gar eine sorgenvolle Untersuchung am Pferd vollzieht.



So kann daran gearbeitet werden

Findest du dich hier wieder? Dies muss ja nicht im großen Stil sein, es reicht, wenn sich ein paar Dinge schon ähnlich sind. Falls nicht, dann fühle dich in den kommenden Zeilen nicht angesprochen 😉


Jede Veränderung fängt in dir selbst an. Das heißt, dir muss das Thema erst einmal bewusst werden. Beobachte dich im Alltag und überprüfe, ob sich bestimmte Gegebenheiten tatsächlich erfüllen. Schaue dir dein Pferd und dein Umfeld an. Wenn dir nun die leise Ahnung kommt, dass das ganz auf dich zutrifft, dann verfalle bitte nicht in Selbstmitleid! Ich weiß, du wirst dich erst einmal schuldig fühlen, weil du nun denkst, dass du das Ganze selbst angerichtet hast. Aber das stimmt nicht. Du konntest nicht anders handeln, als eben so. Das wurde dir vermutlich an irgendeiner Stelle im Leben als Kind mitgegeben. Nun, da es dir bewusst ist, wird sich schon dadurch etwas ändern. Dann fange langsam an, dir selbst Zeit zu geben. Nicht gleich springen, wenn jemand nach dir ruft. Sondern im Gespräch, sachlich und bewusst erklären, dass die andere Person es genauso gut alleine kann, wie du. Deine Kinder, solltest du welche haben, sind schlau und selbstständig – sie brauchen deine Hilfe nicht. Und sie werden dich trotzdem lieben, auch wenn du nicht immer zur Stelle bist – wahrscheinlich dann sogar noch mehr, da sie in dir einen richtigen Mentor sehen und sich stark und absolut selbstbewusst fühlen. Genauso auch mit deinem Partner und deinen Freunden: Vielleicht werden dir tatsächlich welche abspringen, wenn sie merken, dass sie dich nicht mehr ausnutzen können, aber dafür wirst du mit richtigen und tollen neuen Bekanntschaften absolut belohnt.


Wenn dein Pferd demnächst eine Verletzung hat, dann versuche so neutral wie möglich ran zu gehen. Behandle kleine Schrammen erst gar nicht – ich weiß, da geht ein Widerstand in dir los „Aber das muss man doch behandeln, das ist doch verantwortungslos!“ – aber sei dir sicher, das Pferd wird durch eine kleine Schramme weder verbluten, noch an einem Infekt sterben (um das mal überspitzt sagen zu dürfen 😉 ). Streichle es nicht zu viel und gehe un-emotionaler mit deinem Pferd um. Wenn es dem Beispiel zwei entspricht (das eher aggressivere Pferd), dann versuche strenger zu sein. Das heißt nicht, dass du es schlagen sollst, sondern, dass du es nicht mehr in deinen Raum lässt und für dich selbst einstehst.


Wenn du dir deiner Kiste zwar bewusst bist, es aber nicht hinbekommst, daran allein zu arbeiten, ist es absolut nicht verkehrt, dir anderweitige Hilfe zu holen. Aber du wirst sehen, dass, wenn die Aufmerksamkeit mehr auf dich und deine Bedürfnisse gelenkt wird, dann auch plötzlich Menschen kommen, die dir helfen wollen. Die für dich da sein möchten. Und nicht verlangen, dass du für sie im Gegenzug da bist. Du wirst nicht verlassen, nur weil du dann ja nicht mehr „gebraucht“ wirst. Sondern erst dann kann richtige Liebe entstehen, da diese Bedürftigkeit nicht mehr im Weg steht. Es ist doch viel schöner zu wissen, dass man um seiner Person-willens geliebt wird, anstatt weil man gebraucht wird. Und du bist mit absoluter Gewissheit vor allem dann liebenswert, wenn du für dich selbst da bist.


Das heißt aber auch nicht, dass man dann komplett aufhören muss, anderen einen Gefallen zu tun oder weg zu sehen, wenn jemand wirklich Hilfe braucht. Das soll es natürlich nicht heißen. Wichtig ist, dass alles in einem gesunden Maß stattfindet. Fürsorge ist nichts schlechtes, doch kann es eben ungesunde Verhältnisse annehmen. Diese können sich dann zeigen, wie oben beschrieben. Hast du diese Auswirkungen nicht, so hast du auch kein Problem mit der Fürsorge.



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