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"Unsicherheit" im Pferdeumgang erkennen & überwinden

Christina Schirmer
Mit Unsicherheit haben wir – vor allem im Freizeitbereich – wohl alle zu tun. Mit Wissen steigt die Kompetenz und mit Erfolgen die Sicherheit. Man darf aber auch nicht davon ausgehen, dass Menschen, die selbstbewusst sind, automatisch in allem sicher sind was sie tun. Ebenfalls können unselbstbewusste Menschen in einer Sache so sicher sein, dass sie sich in diesem Bereich gar nicht erschüttern lassen. Deswegen ist das Thema „Unsicherheit“ sehr komplex und sollte gar nicht so fix festgenagelt werden.



Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen:


Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest.


Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen.



So könnte das Thema entstanden sein

Unsicherheit sprießt in der Regel schon sehr früh. Denn mit heutigen (und vergangenen) Erziehungs- und Schulmaßnahmen nehmen wir den Kindern oft ihre Individualität und pressen sie in ein Schema F hinein. Leistung ist das A und O, an der in unserer Gesellschaft viele Kinder gemessen werden. Die einen erwischt es nicht so tragisch, die anderen etwas mehr. Dadurch, dass ihnen das spielerische Erforschen durch Trial and Error – also das eigene Erarbeiten von Wissen genommen wird – gibt es nur noch ein Richtig oder Falsch. Fehler wiegen dann gegebenenfalls schwer und verbauen dem Kind im schlimmsten Fall möglicherweise die Zukunft. Es traut sich dann vielleicht nicht mehr eigene Wege zu finden und zu gehen, da es das Gefühl hat den vorgegebenen Weg gehen zu müssen. Ich glaube, dass in jedem von uns dieses Stück Unsicherheit steckt – bei den einen mehr und den anderen weniger ausgeprägt.



So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen


Oft sind diese Personen in ihrem Auftreten eher zögerlich, ergreifen weniger die Initiative und halten sich lieber im Hintergrund. Meist fühlen sie sich so, als ob sie sich rechtfertigen müssten, wenn sie etwas tun oder sagen. Sie trauen sich dann vielleicht auch eher weniger ihre Meinung zu äußern und sind mit ihren Gedanken allgemein eher zurückhaltender. Wenn sie etwas Neues lernen, gehen sie die Dinge sehr langsam an und sind sich auch nicht so sehr darüber bewusst, ob sie es gut oder schlecht machen – wobei die Tendenz eher dahin geht zu denken, dass sie es schlecht machen. Deswegen fühlen sich unsichere Menschen sicherer, wenn sie jemanden haben, der ihnen „auf die Finger schaut“. Sie trauen sich oftmals eher wenig zu und überlassen deswegen das Meiste lieber jemand anderem – weil der das ja viel besser kann als die Person selbst. Bei Komplimenten z.B. über ihre Arbeit, fällt es einer unsicheren Person gegebenenfalls eher schwer, diese anzunehmen (wobei das wieder stark davon abhängt, wie selbstbewusst diese Person ist – so kann eine selbstbewusste Person das Kompliment dennoch annehmen und kann damit aus der Unsicherheit sogar auch heraus kommen, wohingegen eine unselbstbewusste Person den Komplimenten möglicherweise nicht traut bzw. glaubt). Hat eine unsichere Person eine Leidenschaft und Talent, kann es ihr schwerfallen, dieser/m so nachzugehen, sodass es auch andere mitbekommen. Lieber behält sie es für sich, da sie Angst vor einer möglichen Kritik hat, schließlich ist sie sich ja nicht sicher, ob sie darin tatsächlich talentiert ist.


Das Leben bereitet unsicheren Personen oftmals immer wieder „Geschenke“, bei denen sie sich behaupten können. Sie bekommen dann immer wieder die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie sich trauen, dass sie etwas schaffen können. Jedoch müssen sie diese Gelegenheiten auch ergreifen. Sonst macht es jemand anderes. Es kann aber auch sein, dass die unsichere Person ständig mitbekommt, wie andere das ausleben, was sie nicht schaffen. Das heißt, dass sie viel mit sicheren Menschen zu tun hat und immer wieder vor die Nase gesetzt bekommt, wie die das alles hinbekommen. Das kann frustrierend sein, aber auch den nötigen Pfeffer in dieser Person wecken. Denn auch Bequemlichkeit und „hier bin ich sicher“ kann eine große Rolle spielen. Denn die eigene Komfortzone bietet ihnen die Sicherheit, die ihnen sonst fehlen würde.



Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten

Das Pferd einer unsicheren Person kann entweder das Gleiche spiegeln – also auch zögerlich und unsicher sein – oder komplett das Gegenteil. Aber nicht auf eine harmonische Art - so ein Pferd kann auch schnell gefährlich werden. Denn leider hat der Umgang mit Pferden sehr viel mit Sicherheit und Klarheit zu tun. Für jedes Pferd wäre es besser, wenn es – egal was – einfach durchgezogen wird. Das ist für das Pferd klar. Und in einer klaren Kommunikation, und wenn sie noch so gewaltvoll ist, fühlt sich das Pferd sicher. Eine unsichere Person macht die Dinge zögerlich und verliert schnell den Biss, wenn sie bemerkt, dass das Pferd diese in Frage stellt. Oft ist es ein häufiges hin und her, während das Pferd gar nicht mehr weiß, was der Mensch eigentlich von ihm will. Das kann es ärgerlich, ängstlich oder lethargisch machen – je nach Typ und Charakter des Pferdes. Da Unsicherheit auch ein Keim aus anderen Themen sein kann, vermischt sich das auch mit den Spiegelungen der anderen „Kisten“. Deswegen kann man nicht pauschal sagen, „mein Pferd spiegelt nur meine Unsicherheit“. Meist geht dem eine (Selbst-) Ablehnung voraus, Angst oder andere, größere Themen (auf die ich noch kommen werde).



So kann daran gearbeitet werden

Zuerst solltest du für dich herausfinden, wie ausgeprägt diese Unsicherheit ist. In welchen Bereichen zeigt sie sich, ist sie immer da oder hast du sie nur beim Pferd bzw. in bestimmten Bereichen? Denn sollte letzteres der Fall sein, so ist es wichtig, sich gerade in diesen Bereich Wissen und praktische Übungen (mit einem, dir sympatischen Lehrer) anzueignen. Eventuell schaffst du es auch alleine, dich aus der Unsicherheit heraus zu ziehen.


Ist die Unsicherheit in vielen Lebensbereichen vorhanden – also geht es schon mit geringem Selbstbewusstsein einher – so ist mehr Arbeit gefragt. Denn dann kann dich auch kein Wissen oder Lehrer ins Selbstbewusstsein und in die Sicherheit führen. Da ist es wichtig, sich selbst und seine Stärken besser kennen zu lernen (denn deine Schwächen kennst du wahrscheinlich schon zu Genüge 😉 ). Da gibt es ja viele Ratgeber und Tipps, deswegen gehe ich da nicht weiter darauf ein – aber gerade bei deinem Pferd ist es nun wichtig, dir einen Plan zu machen. Schreibe dir am besten vorher auf, was du vor hast, die möglichen Fragen, die dein Pferd dir stellen wird und deine Antworten dazu. Zum Beispiel:


DER PLAN:

Ich gehe heute zu meinem Pferd auf die Weide, mach das Halfter dran und gehe mit ihm zum Putzplatz.


MÖGLICHE FRAGEN:

  1. Muss ich wirklich mitgehen? Ich grase einfach weiter und schaue, was mein Mensch dazu zu sagen hat.

  2. Mein Mensch kommt? Da gehe ich mal lieber weg… Und weiter weg… Und weiter…

DIE MÖGLICHEN ANTWORTEN:

  1. Ich gehe zu meinem Pferd, zeige ihm eine Möhre, schiebe ihm das Halfter drauf, gebe ihm die Möhre und laufe sofort los. Dabei halte ich den Arm im rechten Winkel und das Seil kurz, damit mein Pferd weiß, dass es jetzt nicht mehr grasen darf.

  2. Ich gehe so lange hinterher und lasse nicht nach, bis mein Pferd stehen bleibt und sich das Halfter aufziehen lässt. Dabei bleibe ich ruhig und geduldig. Dann gibt es eine Möhre und überschwängliches Lob.

Um einfach ein Beispiel genannt zu haben. Das kann man dann beliebig aufbauen und je nach Erfahrung weiter ausarbeiten. So hat man auf jede Frage eine Antwort parat und kann mit einer Klarheit das „durchziehen“ was man vor hatte. Irgendwann brauchst du diese Vorarbeit auch gar nicht mehr, da du ein Gefühl dafür entwickelst, was dein Pferd fragt und braucht und somit ist dann auch die Unsicherheit, zumindest in diesem Bereich, weg.


UND ANSONSTEN:

Trau dich ruhig, dich den Herausforderungen des Lebens zu stellen – vor allem wenn du dafür brennst! Vertraue deinem Gefühl und lass dich nicht vom Außen beirren… (Ich weiß, das ist eine Klischee – Floskel, die man überall zu lesen findet, aber dennoch ist es einfach wahr 😉 )





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