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  • Tour durch unseren Pferdehof - vor der Kernsanierung

    In diesem Beitrag gibt es dieses Mal nichts zum Lesen. Stattdessen kannst du dir ansehen, wie es vor dem Umbau drinnen aussah und welche Gedanken, Ideen und Planungen ich zu dieser Zeit hatte. In den zwei Videos findest du einen Rundgang im Haus und in der Scheune - ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Ansehen! Tour durch unser Haus vor der Kernsanierung Tour durch unsere Scheune vor dem Umbau

  • Es war einmal... Die Geschichte, wie wir zum Heidenberg|Hof fanden

    Als Teenager war ich in Ottersdorf (das Nachbardorf) mit meinem Pferd. Ich ritt sehr oft aus - meistens am Heidenberg. Erkundete neue Wege und ließ dann die Zügel locker, damit mich mein Pferd wieder sicher heim brachte. Es waren so schöne Momente, ganz allein, in der Natur... Immer wieder kam ich an Tennenlohe vorbei und dachte mir: "Da möchte ich einmal wohnen...". Als ich mit anderen vorbei ritt, sagte ich: "Da werde ich einmal wohnen!". Ich war mir so sicher, dass das mein Ort sein wird. Am Fuße des Heidenbergs... Bestimmt über zehn Jahre später - es hatte sich so einiges verändert - machten wir (mein heutiger Mann und ich) uns auf die Suche nach einem neuen Domizil. Es sollte ein Haus mit großem Grundstück sein, damit ich meine neue Berufung ausleben und meine Pferde zu mir holen konnte. Wir suchten bestimmt zwei Jahre danach und fanden nichts... Irgendwann dachte ich mir, dass wir wohl unser Zuhause verlassen müssten, damit ich meinen Traum realisieren konnte. Irgendwo im Bayrischen Wald gab es bestimmt etwas, was unseren Vorstellungen entsprach... So weitete ich meine Suche aus. Dann fing ich die Ausbildung bei Alexandra König (chi horsing®) an. Dafür zog ich für ein ganzes Jahr mit meinen Pferden zu ihr an den Hof. Währenddessen suchte für mich mein Vater weiter nach passenden Grundstücken. Er schrieb die Gemeinden und entsprechenden Bürgermeister an, beschrieb unser Anliegen, was entstehen soll und bekam von fast allen eine Antwort. Sie machten Termine aus und besichtigten gemeinsam verschiedene Grundstücke. Ich bekam Fotos oder sah sie mir live an, wenn ich zu Besuch daheim war. Mir wurde schnell klar, was für mich am wichtigsten war. Ein großes, waldiges Gelände, viel Platz für die Pferde und Alleinlage. Am liebsten ein Grundstück, auf dem wir komplett neu bauen konnten. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert - so war das eine vorhanden, die anderen Kriterien wurden jedoch nicht erfüllt. Für mich war das in Ordnung, Mir war es dann doch am wichtigsten, dass meine Pferde genug Platz haben. Doch nirgends fühlte ich mich daheim. Nirgends sprang der Funke über, obwohl wirklich schöne Domizile dabei waren... Ich bemerkte, dass mein tiefster Wunsch doch dieser war, am Rande eines großen Waldes zu wohnen. Warum mir das so wichtig war? Für mich fühlen sich Wälder wie ein Zuhause an. Nirgends fühle ich mich mehr daheim, als mitten in einem Wald. Die Bäume geben mir so viel Kraft und Inspiration - das liegt bestimmt auch daran, dass der Heidenberg auch in meiner Kindheit eine übergeordnete Rolle spielte. Wir waren oft wandern, ich verbrachte dort viel Zeit mit Fährtenlesen und Tiere beobachten. Und dann natürlich auch meine Ausritte und diese Magie, die in diesem Wald herrschte... Unvergleichlich. Natürlich konnte es kein anderer Ort damit aufnehmen. Und dann, eines Nachmittags - ich saß mit meiner Ausbildungskollegin zusammen - schickte mir mein Vater Fotos von einem alten Sandsteinhof. Mein Herz hüpfte bereits, obwohl ich noch nicht im Kopf verstanden hatte, wo dieser Hof lag. Mein Herz wusste es bereits, bevor mein Verstand es analysiert hatte... Der Hof lag genau dort, wo ich immer wieder vorbei geritten bin und mit so einer Gewissheit gesagt hatte: "Dort werde ich einmal wohnen!". Tränen schossen in meine Augen, ich schrieb sofort zurück und wollte mich vergewissern, ob das wirklich dieser Hof am Fuße des Heidenbergs war! Und ja, das war er... Doch so einfach lief es nicht weiter. Denn der Hof stand nicht zum Verkauf - wir bekamen lediglich den Hinweis darauf, dass es möglich sein könnte und wir wussten ebenfalls nicht, wie wir den Kontakt zu den jetzigen Besitzern aufnehmen konnten. Kurz vor Weihnachten steckte mein Vater einen Zettel in den Türschlitz mit seiner Telefonnummer und der Bitte um Rückruf. Danach meldeten sich tatsächlich einer der Besitzer bei ihm und schilderte die derzeitige Lage. Der Hof lag im Besitz einer Erbengemeinschaft und es war noch nicht klar, ob diese den Hof verkaufen wollten. Sie wollten das noch abklären. Und so begann eine lange Phase des Wartens. Ich rief immer wieder an, um zu wissen, wie weit sie in ihren Überlegungen waren. Monatelang zog sich das hin - doch dann wurde endlich eine Entscheidung getroffen - sie waren bereit zu verkaufen! Die fiesen Steinchen auf dem Weg... Direkt hinter dem Hof war eine Wiese, diese bekamen wir mit dazu. Weitere Landwirtschaftliche Flächen waren ebenfalls vorhanden und auch die wollten sie veräußern. Es lief alles so perfekt. Ich malte mir aus, wie es sein könnte, wie ich die ganzen Flächen nutzen könnte. Der Hof wurde Unser - und dann kam alles anders... Ich erfuhr, dass die Wiese verpachtet war - bis 2026. Und Pächter werden geschützt, wenn sie nicht selbst die Pacht abtreten, hab ich als Besitzerin keine Chance sie für mich zu nutzen. Im Gespräch mit dem Pächter war auch schnell klar, dass er die Pacht nicht abtreten wollte. Ich dachte mir: "Ok, ich könnte ja dann die anderen Flächen nutzen, bis ich die Wiese bekomme". Doch auch hier erfuhr ich plötzlich, dass die Erbgemeinschaft die Flächen doch nicht mehr verkaufen wollten. Nun hatte ich einen Hof, der nicht genug Fläche bot, um dort Artgerecht Pferde zu halten... Ich dachte ernsthaft darüber nach, das Ganze wieder zu verkaufen - zumal auch die verpachtete Wiese für meine Pferde alleine auch zu wenig Fläche bot... Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Und so rief ich das Universum an und bat um ein Zeichen. Irgendein Zeichen, welches mir meine Entscheidung abnehmen sollte... Als das Universum antwortete Es war ein sommerlicher Abend, mein Mann und ich waren bei den Pferden und gingen zurück zum Parkplatz. Dazu mussten wir durch ein Stück Wald gehen (am Heidenberg). Zuvor hatten wir die Unterhaltung, dass ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte. Ob ich doch wieder verkaufen und weitersuchen sollte. Aber ich wollte nicht, da es ja genau der Ort war, wo ich immer schon wohnen wollte... Aber es gab einfach nicht genug Platz für meine Pferde... Ich sagte zu meinem Mann, dass ich jetzt einfach auf ein Zeichen vom Universum warte. Und dann entscheide ich mich. Und wir gingen durch den Wald - wie eigentlich so oft um diese Zeit zuvor auch. Doch dieses Mal war alles anders... So etwas hatte ich noch nie davor - und auch danach nie wieder gesehen... Überall im Wald tanzten Glühwürmchen - der ganze Wald glitzerte. Es waren so, so viele - überall verteilt. Wie eine Show, nur für uns. Mir liefen die Tränen, auch mein Mann war ganz Still - uns war klar, dass das das Zeichen war... Das Zeichen, nicht zu verkaufen. Darauf zu vertrauen, dass alles gut werden wird... Und so ging es weiter... Wir fragten Sachverständige um Rat, was sie von der Bausubstanz hielten und es war schnell klar, dass Renovieren nicht in unserem Budget lag. So planten wir den Abriss und ein neues Haus. Meine Freundin übernahm das Planen für mich - es machte sehr viel Spaß all die Ideen einzubauen, dich ich schon immer hatte für ein modernes Eigenheim. Doch während der Genehmigung folgten weitere Steine, die uns in den Weg gelegt wurden (heute bin ich sehr dankbar dafür, dass das geschehen ist - doch währenddessen tat es weh und es war eine sehr langwierige, stressige Zeit...). Es wurde ein Verfahren eingeleitet, damit das Haus noch einmal überprüft werden sollte, ob es nicht doch als Denkmal eingetragen werden konnte, damit es nicht abgerissen werden durfte. Doch auch bei dieser Überprüfung wurde klar, dass einfach schon zu viel verpfuscht wurde, als dass es für ein Denkmal ausgereicht hätte. Einem Nachbarn war auch der Erhalt des Hauses wichtig und so zeigte er mir, wie sie ihr altes Sandsteinhaus renoviert hatten. Das alles öffnete mir mehr und mehr meine Augen. Ich hatte sie so verschlossen, es für unmöglich gehalten, das Haus in dieser Größe mit unserem Budget zu erhalten. Zwar wurde der Neubau genehmigt, nur der Abriss noch nicht. So setzten wir uns mit unserem Bauleiter zu einem Gespräch zusammen und besprachen die aktuelle Lage. Ob es vielleicht doch irgendwie möglich wäre, das Haus zu erhalten. Als wir noch einmal über die Kosten sprachen, war schnell klar, dass auch der Neubau im fast selben Rahmen lag, wie die Renovierung. Weniger Platz im Neubau und dennoch fast die selben Kosten. Und so fassten wir den Entschluss, den Hof zu erhalten. Als wir diese Entscheidung trafen, fanden wir im Postkasten die Genehmigung für den Abriss... was für eine Ironie... Wie eine Entscheidung alles wieder in Fluss bringen konnte Und so ging die Planung erneut los - für die Kernsanierung des Hofes. Und mit der Entscheidung, dass wir den Hof erhalten, veränderte sich auch alles um uns herum. Unser Pächter gab uns 2022 - vier Jahre vorher - die Wiese für unsere Nutzung. Und mit dem Wissen, dass der Hof schon über 200 Jahre alt war, erbaut von Sandsteinquadern aus alten Sandsteinbrüchen vom Heidenberg, war es all diese Strapazen wert. Ein großes Auf und Ab - die Suche nach unserem Hof. Auch wenn noch viel vor uns liegt und der Weg bisher nicht all zu leicht war (da gab es natürlich noch mehr Probleme, aber alles aufzuführen, würde den Rahmen sprengen), sind wir so froh, ihn gefunden zu haben. Für mich ist es wie daheim anzukommen. Zu wissen, dass ich bald einfach zu Fuß aus der Tür raus muss, um die Endlosen Wege des Heidenbergs zu erforschen - es ist einfach nur Freude pur... <3 Christina

  • Friedvoll mit dem Pferd spazieren gehen - der einfühlsame Dialog im Gelände

    Schreckhaftigkeit, Stehen bleiben, Überholen, Drängeln, Losreißen,... die Liste der Verhaltensweisen, die Pferde im Gelände zeigen, ist lang. Daher gibt es einige vermeintlich schnelle "Tipps und Tricks", wie das Spazieren gehen mit Pferden entspannt werden kann. In diesem Blog-Eintrag möchte ich dir jedoch nicht zeigen, wie du dein Pferd dort hin "trainieren" kannst, damit es dann im Gelände brav ist. Ich möchte dir zeigen, warum dein Pferd dieses Verhalten zeigen könnte und dir ein größeres Verständnis der nativen Pferdesprache mitgeben. Warum Spazieren gehen? Um eine Beziehung zu deinem Pferd aufzubauen, ist Kommunikation immens wichtig. Leider wird das im herkömmlichen Umgang weniger beachtet. Statt sich selbst mit der nativen Pferdesprache zu beschäftigen, wird eine "gemeinsame Sprache" entwickelt - die Pferd und Mensch auch noch gemeinsam lernen müssen. Außerdem werden veraltete Thesen über Pferde mit eingeflochten, die das Pferd entweder im Wesen klein halten oder die so abstrakt sind, dass das Pferd diese nicht versteht und einfach nur noch reagiert. Das ist nicht mein Weg. Eine Beziehung baut sich organisch, natürlich auf - durch ehrliche, echte Kommunikation. Das Spazieren gehen im Gelände besiegelt das geknüpfte Band mehr und mehr - je nachdem wie wir uns anstellen. Wenn wir mit unseren Pferden raus gehen, dann bilden wir einen Zweier-Trupp und wir müssen darin Aufgaben übernehmen, die das Pferd (noch) überfordern. Zu den Aufgaben gehören unter anderem: Entscheidungen treffen, das Gelände absichern , präsent sein und dem Pferd schnelle Rückmeldungen geben. Denn Pferde sind gerade draußen hoch kommunikativ. Je nachdem, wie sehr sie sich bereits in die Beziehung einbringen und mitteilen dürfen, fällt diese Kommunikation stärker oder schwächer aus. Um in den einfühlsamen Dialog zu treten, müssen wir wissen, was unser Pferd sagt bzw. fragt und wie wir friedvoll und schnell darauf antworten können. Als Beispiel: Ihr geht über eine Wiese und dein Pferd senkt langsam den Kopf, bleibt stehen und fängt an zu grasen. Klar, könnten wir hier nun das Pferd trainieren und konditionieren, dass es schlichtweg nicht mehr zu grasen anfängt, wenn wir über die Wiese gehen. Meistens wird grasen so begründet, dass das Pferd keinen Respekt vor seinem Menschen hätte oder einfach unerzogen ist... Doch wir wollen ja einen ehrlichen Dialog mit unserem Pferd und in diesem sieht die Situation aus Sicht des Pferdes ganz anders aus. Das Pferd geht über die Wiese und denkt sich - das sieht saftig aus - ich möchte hier grasen. Dabei senkt es langsam den Kopf. Diese Geste ist die Frage, ob es hier grasen darf. Wenn wir nicht direkt darauf reagieren, ist das für das Pferd die Antwort, dass grasen in diesem Moment erlaubt ist. Der Fehler liegt also bei uns - weil wir nicht zugehört haben, unachtsam und zu langsam waren. Wenn wir ein Wiesenstück sehen, können wir auch präventiv handeln und direkt unseren Arm mit dem Seil erhöhen. Wenn das Pferd dann den Kopf senken möchte, reicht das bereits als Antwort aus, indem das Pferd mit dem Kopf nicht tiefer kommt. Wenn wir zu langsam sind und das Pferd schon fast mit dem Kopf im Gras ist, hat es keinen Sinn mehr auf Zug zu gehen - denn dann wird es nur noch ein Kräftemessen und das Pferd denkt sich " wenn du nicht zuhörst, dann hör ich auch nicht zu - ich habe schon so lange vorher angefragt ". Umso kompetenter wir für das Pferd im Gelände sind, umso vertrauenswürdiger werden wir. Und wenn wir auch noch Lücken füllen können, die das Pferd von uns braucht, um sich richtig sicher und bestärkt zu fühlen, ist das der heilige Grahl. Denn die Verhaltensweisen, die dein Pferd teilweise zeigt, kommen nicht davon, dass es keinen Respekt vor dir hätte, an die Macht kommen möchte oder dich ärgern will. Es sind Antworten bzw. Reaktionen auf dich - deinen Umgang und deine Energie. Achtet dein Pferd nicht auf dich, hört es dir nicht zu und zieht einfach irgendwo hin, dann kommt das daher, dass du deinem Pferd entweder ebenfalls nie zuhörst und dann sehr stark ins Körperliche gehst (stark am Seil ziehst, das Seil sehr kurz hast, viel kontrollierst) oder, weil du selbst kaum Acht auf dich gibst, dir nicht wirklich zuhörst und dich selbst vielleicht sogar übergehst. Es gibt zig Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen - die jetzt alle hier aufzuzählen, würde den Rahmen absolut sprengen. Doch was ich dir noch mitgeben möchte: umso mehr du mit dem Gedanken raus gehst, dass ihr ein Team seid und dein Pferd weder die Führung beanspruchen möchte, noch in irgendeiner Art gegen dich ist, desto friedvoller kann euer Miteinander werden. Und dann wirst du die Botschaften deines Pferdes zu schätzen lernen... Zusammengefasst ist das Spazieren gehen mit deinem Pferd eine wunderbare Möglichkeit, die Beziehung zu vertiefen, sich persönlich weiter zu entwickeln, die Kommunikation zu verfeinern (körpersprachlich und energetisch) und das Pferd mit der Zeit psychisch und physisch zu fördern. Überfordert euch nicht: Warum Viel nicht viel hilft Gehe niemals mit dem Gedanken raus "ich muss mein Pferd bewegen". Solltest du wirklich "müssen", weil dein Pferd nur begrenzte Möglichkeiten der Bewegung hat (weil es alleine steht, die meiste Zeit in der Box ist oder nur wenig Platz am Paddock hat), dann solltest du zuallererst die Haltungsform überdenken und verbessern - denn sonst wird es immer irgendwelche Missverständnisse zwischen euch geben, da es den Frust los werden möchte. Passt bei euch die Haltungsform, dann entspanne dich - denn dein Pferd bewegt sich von alleine, wenn es den Drang dazu hat. Wenn du dich dann also dem Thema "Gelände" widmen möchtest, beginne mit kleinen Schritten. Es macht absolut keinen Sinn direkt 30 Minuten raus zu gehen, wenn du noch nicht so gut mit der lebendigen Kommunikation umgehen kannst. Damit verschlechterst du nur eure Beziehung, dein Pferd bemerkt, dass du die Pferdesprache nicht beherrschst, du outest dich, weil du dann wieder grober wirst, usw... Du wirst überrascht sein, aber tatsächlich reichen für das Pferd lediglich ein paar Meter - ein paar Meter, in denen du maximal friedvoll, achtsam, präsent und souverän bist - dass du damit eine ordentliche Portion Beziehungsboost erhältst. Es beginnt also schlichtweg beim Holen des Pferdes und Führen zu einem bestimmten Ort. Bereits auf dieser Strecke kannst du so viel bewirken. In diesem Video erfährst du, wie wichtig die Zeit bereits vor dem Gelände mit deinem Pferd ist und wie du eine vertrauensvolle Basis aufbauen kannst: Bitte nehmt euch die Zeit, die ihr braucht und überstürzt es nicht. Wenn du das Gefühl hast, dass du spezielle Hilfsmittel brauchst (wie z. B. Gebiss, Hengstkette, etc.) , dann ist es definitiv noch nicht soweit. Es gibt so viele Möglichkeiten ein Fundament zum Pferd aufzubauen, ohne die Koppel dafür verlassen zu müssen (wie du im Video erfahren hast). Ich denke, du verreist auch nicht mit einer komplett fremden Person, bzw. mit einer Person, die dir immer wieder bewiesen hat, dass es echt stressig ist und du nichts mitbestimmen darfst. Die Sache mit den Trainings-Methoden & Korrekturmaßnahmen Vielleicht kennst du mich bereits, vielleicht ist das der erste Kontakt, den du zu mir hast. Deswegen möchte ich dir hier (noch einmal) erklären, was mir im Umgang mit Pferden wichtig ist. Für mich ist eine flexible Kommunikation das A und O - daher verzichte ich weitestgehend auf systematisches / gezieltes Konditionieren - egal ob mit Leckerli oder mit Druck. Vielmehr geht es für mich um einen natürlichen Umgang, der von jedem Pferd sofort verstanden wird, mit Berücksichtigung auf die native Pferdesprache und Psychologie, was sowohl dich persönlich als auch das Wesen deines Pferdes unterstützt. Dementsprechend muss auch auf jede Beziehungsdynamik anders eingegangen werden. Jedes Paar braucht etwas anderes. Eine Trainingsmethode ist ein festgelegter Weg, der eine flexible Kommunikation verhindert und meist mehr Missverständnisse auslöst, als beseitigt. Warum? Nun, das möchte ich dir hier nun mit einem Beispiel veranschaulichen: Wenn das Pferd seinen Menschen überholt Im klassischen Sinne würde man sagen, das Pferd hat keinen Respekt, ist ungehorsam, weil es nicht an der vorgegebenen Stelle bleibt, will dem Menschen die Führung streitig machen, ist unerzogen, etc... - die Maßnahmen wären hier z. B. am Seil schütteln, sodass es für das Pferd unangenehm wird oder direkt anhalten und rückwärtsrichten. Wenn wir auf das betroffene Pferd blicken, gibt es einige Gründe, weshalb es den Menschen überholt. Ein Grund kann pure Langeweile sein, wenn es in der Halle oder am Platz herum geführt wird. Für Pferde ergibt es überhaupt keinen Sinn, ohne Grund und Ziel herumzugehen - also orientieren sie sich im Außen, lenken sich von dieser langweiligen, unterfordernden Situation ab und werden vielleicht einen Ticken schneller als der Mensch. Die Korrekturmaßnahmen stumpfen das Pferd eher noch mehr ab und es sieht immer weniger Gründe, dem Menschen wirklich gerne zuzuhören. Generell würde ich zum "Üben" immer einen Menschen nehmen und wenn es dann mit dem Pferd soweit ist, dann unbedingt eine kurze Strecke mit Ziel wählen. Schon allein, dass du diese Absicht in dir hast, gibt dem Pferd einen Sinn in dieser Unternehmung und es folgt dir gerne. Ein weiterer Grund kann Überforderung sein. Es vertraut seinem Menschen nicht, weil er für das Pferd fragwürdige Führungsqualitäten aufweist und es lieber so schnell wie möglich zurück zur Herde möchte. Die Korrekturmaßnahmen bestätigen dem Pferd die eigene Entscheidung von dem Menschen weg zu wollen lediglich noch mehr. Wenn so wenig Vertrauen da ist, solltest du dich zuerst auf das Sein auf der Koppel mit deinem Pferd besinnen. An den Lieblingsstellen kraulen - deinem Pferd einfach ohne Bedingungen etwas Gutes tun. Und dann mit Mikroschritten beweisen, dass du doch auch friedvoll führen kannst. Noch ein Grund (von sehr vielen Gründen), kann schlichtweg die pure Freude am Führen sein. Wenn sonst alles ganz gut läuft, es gerne mit dir mitgeht und ihr so eine gute, achtsame Beziehung habt und dein Pferd dich überholt, ohne vor dir davon zu laufen, will es einfach nur lernen anzuführen. Hier jetzt eine Korrekturmaßnahme einzubauen, ist wie einem Kind eine Ohrfeige zu verpassen, wenn es stolz sein selbst gemaltes Bild zeigt. Anstatt zu korrigieren, lobe dein Pferd, wie gut es anführen kann. Wenn du merkst, dass es irgendwann doch unsicher wird, kannst du etwas schneller werden, während du dein Pferd etwas langsamer werden lässt. Die meisten Pferde lassen sich jedoch von selbst wieder zurückfallen, wenn sie unsicher werden. Das Pferd kann auch überholen, weil es von dir eine Information in deinem Energiefeld wahrnimmt. Somit kommt es dann zum Spiegelungsprozess. Themen könnten sein, dass du immer am Machen bist und kaum zur Ruhe kommst und innerlich so geladen bist, dass das Pferd schlichtweg schneller gehen muss. Oder du bist zu ruhig, zu bequem, dass es das Pferd so nervös macht, alles selber "wuppen" zu müssen. Würde hier eine Korrekturmaßnahme eingesetzt werden, würde das Pferd lediglich lernen, dass es seinem eigenen Gefühl nicht mehr vertrauen darf, dass der Mensch energetisch nicht fein genug ist und er immer wieder diese Maßnahme ergreifen muss, wenn der Mensch nicht erst bei sich selbst beginnt. Der einfühlsame, native Dialog Pferde sind so harmonie- und verbindungsfreudig. Es braucht wirklich nicht viel, wenn du erst einmal verstanden hast, wie speziell dein Pferd im Gelände tickt und wie du das Beste aus euren gemeinsamen Abenteuern herausholen kannst. Einfach nur mit der nativen Pferdesprache, deinem Energie- und Körperbewusstsein und dem Willen und Mut zur Selbstreflexion.

  • Der natürliche Umgang mit meiner jungen Stute mithilfe der nativen Pferdesprache

    Ein paar Monate nach der Geburt von Nicki wurde sie Teil unserer gemeinsamen Reise. Bis sie 1,5 Jahre alt war, wohnte sie noch im Zuchtstall - danach war sie "Vollzeit" bei mir. In diesem Beitrag möchte ich dir nicht nur ein paar Einblicke in unser Miteinander geben, sondern vor allem auch darüber aufklären, was es mit der Konditionierung auf sich hat und warum ich auf das gezielte Konditionieren weitestgehend verzichten möchte. Und vor allem: wie ich das mit meiner jungen Stute geschafft habe. So fing alles an Im Sommer 2015 erfüllte ich mir meinen Traum einer jungen Stute. Ich sah mir neu geborene Fohlen an und verliebte mich sofort in Nicki. Sie war bereits in ihrem jungen Alter so souverän und hatte etwas Weises an sich, was mich sehr beeindruckte. Es dauerte nicht lange und sie wurde Teil unserer "Herde". Da sie noch recht jung war und im Stall, in dem Néo zu der Zeit stand, keine weiteren jungen Pferde in ihrem Alter waren, entschied ich mich dazu, sie auch noch nach dem Absetzen im Zuchtstall zu lassen. Da sie bereits so früh von mir gekauft wurde, lag der Fokus nicht auf ihr und ihrem Training - dennoch wurde mit ihr bereits einiges gemacht, was Nicki nicht so positiv abgespeichert hat. Doch während der Zeit im Zuchtstall bemerkte ich nichts davon, da ich sie max. 1x pro Woche besuchte und dann auch nur Fellpflege mit ihr machte. Es gab schon die eine oder andere Situation, bei der ich bereits leicht erahnen konnte was mit ihr gemacht worden war. Doch ich machte mir da nicht so den Kopf, schließlich hätte ich es sowieso nicht ändern können und es wären damit höchstwahrscheinlich mehr Probleme entstanden, als das es geholfen hätte. Denn wenn sich ein Pferd bei einem Menschen frei entfalten kann und kommunizieren darf, jedoch bei den anderen Menschen funktionieren muss - ist das für das Pferd mit der Zeit sehr verwirrend. So wird es bei Person X z. B. in die Schranken gewiesen und muss auf Kommando funktionieren, während bei Person Y Mitspracherecht herrscht und das Pferd in dem Moment natürlich alles rauslässt, was im Umgang mit Person X nicht gepasst hat. Als sie dann ca. 1,5 Jahre alt war, holte ich sie zu mir und Néo. Die Eingliederung verlief erst einmal recht stressig für sie, doch am zweiten Tag wurde sie von einem PRE Wallach in seine Gruppe integriert. Er hatte alle Hände voll zu tun, da sie gerne für sich war und ständig herumgestreunt ist 😅 Übrigens hat sie es sogar einmal nachts geschafft den Zaun zu öffnen, um mit einer weiteren jungen Stute spazieren zu gehen. Mehrere Dörfer weiter wurde sie dann gesichtet und zurück gebracht (ich war damals leider im Urlaub). Aber mal wieder zurück zu unseren Anfängen: Für mich war es damals schon wichtig, mehr in die friedvolle Kommunikation mit ihr zu gehen, anstatt sie nach meinen Ansichten zu trainieren. Mir war es also wichtig, dass sie verstand, um was es ging und nicht blind auf das reagierte, was ich verlangte. Aus diesem Grund möchte ich auch heute noch weitestgehend auf das gezielte Konditionieren verzichten (du erfährst darüber später noch mehr). Dennoch bin ich natürlich nicht grundlegend gegen das Konditionieren mit Leckerlies, wie zum Beispiel für unumgängliche Dinge, wie das Halfter aufzuziehen. Das konditionierte ich dann auch bei Nicki, da sie recht große Angst davor hatte. Doch alles Weitere versuche ich nach wie vor durch unsere Beziehung, die native Pferdesprache und mein Energie- und Körperbewusstsein zu händeln. Ist das nicht gefährlich, wenn ein junges Pferd gar nichts kann? Ich habe bewusst geschrieben "...gar nichts kann", da viele der Meinung sind, dass Pferde erst gut erzogen oder gut trainiert wären, wenn sie kommentarlos alles ausführen, was verlangt wird - egal wie es dem Pferd dabei geht. Doch das Spannende ist, dass ich mit Néo genau das durchgemacht habe - Néo kam ebenfalls mit knappen 2 Jahren zu mir. Und er konnte bereits sehr viel in seinen jungen Jährchen. Er konnte bereits an der Kutsche laufen, jede Gangart unter dem Sattel (mehr oder weniger) und an der Hand ebenfalls. Er wusste was Longieren ist und diverse andere Dinge, die einem Pferd so beigebracht werden. Aber Pustekuchen - mit ihm war es definitiv nicht ungefährlich... Erst seit ich diesen natürlichen, einfühlsamen Weg gehe, hat sich das verändert. Da es jetzt nicht mehr darum geht, dass er funktioniert, sondern dass unsere Beziehung gut ist und ich mir bewusst bin, was ich permanent mit meinen Bewegungen und meiner Energie aussende. Ich habe ihm unzählige Male bewiesen, dass ich absolut präsent bin und auf seine Fragen immer eingehe. Dass ich gut für mich sorgen kann, was für ihn wieder wichtig war, weil er dann wusste, dass ich im Umkehrschluss auch gut für ihn sorgen konnte. Er kann mir blind vertrauen, da er weiß, dass ich seine Sprache spreche. Und wenn etwas wirklich ernst und wichtig ist, kann ich diese Präsenz und diese Energie aufwenden und beide spüren, wie wichtig diese Situation ist und folgen der Notwendigkeit, die ich ihnen durch meine Absicht klar kommuniziere. Außerdem habe ich ihnen so oft bewiesen, dass ich es gut mit ihnen meine, dass ich auf ihre Bedürfnisse achte und wir in permanenter Kommunikation stehen, sodass schon allein aufgrund unserer guten Beziehung kaum Diskussionen anfallen. Mit Nicki hatte ich keinen direkten Vorher-Nachher-Vergleich da ich auch die Erste war, die mit ihr ins Gelände ging. Auch dort verlief alles wie am Schnürchen - durch die friedvolle Kommunikation. Was wir als Pferdemenschen erst noch lernen müssen ist, mit der Lebendigkeit der Pferde und deren lebendigen, schnellen Kommunikation umzugehen. Pferde sind in diesem Umgang nämlich nicht ausschließlich Reaktiv (d. h. sie reagieren nur auf Kommandos des Menschen) sondern vor allem Proaktiv (d. h. sie initiieren, gehen ihren Gedanken und Bedürfnissen nach und kommunizieren es permanent mit ihrem Mensch). Denn die Spaziergänge mit Nicki sind nicht so gemütlich wie es sich vielleicht viele erträumen. Ja, entspannt, wunderschön, lustig - aber auch sportlich, sehr kommunikativ und facettenreich. Denn wenn wir gemeinsam unterwegs sind, spricht sie permanent, ohne Punkt und Komma. Und mit sprechen meine ich natürlich die native Pferdesprache. Ein paar Beispiele, wie sich Pferde in ihrer Sprache uns Menschen gegenüber ausdrücken Ah, das Gras ist so schön saftig... ich nehme mir etwas davon.. ok, alles klar - hier grasen wir also nicht, in Ordnung Die Frage sieht also so aus: Der Blick geht zum Boden, der Kopf senkt sich leicht. Würde ich nicht sofort reagieren, wäre meine Antwort in dem Moment: "Ja du darfst hier grasen". In diesem Dialog habe ich aber reagiert und beim Absenken des Kopfes bereits meine Hand gehoben und ihr zu verstehen gegeben, dass wir hier nicht grasen werden. Die Frage kann sich mehrmals wiederholen - und ich muss mehrmals sagen "Nein, auch hier grasen wir nicht". Natürlich könnte ich das auch trainieren. Mit Néo habe ich das tatsächlich auch einmal vor langer Zeit gemacht. Doch daraus entpuppten sich so viele Fallen... zuerst habe ich es negativ verstärkt indem ich Druck aufbaute, sobald er grasen wollte. Ich habe es ihm sozusagen ungemütlich gemacht, wenn er grasen wollte. Doch das ging nach hinten los, weil er sich mir dann nur noch entledigen wollte... Dann habe ich es positiv verstärkt, in dem ich ihm immer eine Möhre reinschob, wenn er vom Gras wegging. Doch er war nicht dumm und so nutzte er jede Gelegenheit, sich noch etwas davon abzuholen. Ich versuchte noch einige andere Methoden, die zwar mal gut, mal weniger gut funktionieren - jedoch nachhaltig nichts brachten. Im einfühlsamen Dialog jedoch, ist es schnell klar, dass draußen nicht gefressen wird (zumindest lasse ich das selten zu, da die beiden genug in Eigenregie zu fressen haben). So kommt mal die eine oder andere Frage - aber kein vehementes Ziehen oder irgendeine Diskussion. Wow, ich fühle mich so gut! Der Weg ist so toll! Ich würde so gerne ein Stück weiter vorne laufen... Du machst das so gut und ich will unbedingt lernen, wie du so souverän anführst! Eigenlob stinkt (nicht) 😁 - aber das ist die Frage, wenn das Pferd freudig und unaufgeregt schneller nach vorne kommt und den Menschen überholt - immer mit dem Blick, den Ohren und der Energie beim Menschen. Genau das will ich gerade bei meiner jungen Stute. Deswegen freue ich mich immer wie ein Schnitzel, wenn sie vor kommt und lobe sie die ganze Zeit, wie gut sie anführen kann (denn das ist ausschlaggebend dafür, dass sie sich dann auch sicher mit mir auf ihrem Rücken fühlt). Manchmal fragt sie auch an, ob wir gemeinsam traben und ja - manchmal artet es auch in ein Wettrennen aus. Aber gerade bei Stuten ist das normal, weil das ihre Art des Spielens ist - Stuten laufen gerne zusammen. So lange man das Spiel wieder beenden kann, ist alles gut. Bei mir reicht es, wenn ich mir vorstelle durch Honig zu gehen und dabei tief ausatme. Zeitweise gebe ich gerne die Führung an meine Pferde ab. Ich muss nur schnell handeln, wenn ich merke, dass es kippen könnte. Die Kommunikation und Verbindung sollte jedoch nicht abgetrennt sein. Oft sieht man Pferde, die ihre Menschen herumziehen, doch das ist nicht das, was ich damit meine. Wenn das passiert, ist keine Beziehung vorhanden. Ohne Beziehung brauchen wir gar nichts mit den Pferden machen - das ist wie in einem Haus wohnen, ohne Fundament. Beim kleinsten Windhauch würde das Haus zusammenstürzen - und das ist das, was in den meisten Fällen immer wieder passiert. Im Großen und Ganzen kann es also nur gefährlich werden, wenn wir nicht präsent sind, nicht die native Pferdesprache sprechen und vor allem keine Beziehung - bzw. kein Fundament aufgebaut haben. Außerdem kann es noch gefährlich werden, wenn uns nicht bewusst ist, was wir permanent ausstrahlen. Welche Themen beim Pferd anschlagen, auf die sie natürlich mit ihrem Verhalten reagieren. So ist jemand, der im Leben häufiger mit Übergriffigkeit von anderen Menschen zu tun hat, auch gefährdeter mit einem Pferd, welches diese Energie spürt. Denn wenn wir nicht auf uns aufpassen können (und damit meine ich nicht, das Pferd immer wieder aus dem eigenen Raum wegzuschicken und daraus eine "Übung" zu machen - sondern es geht darum das Thema zu bearbeiten und vor allem auch im Alltag zu integrieren - hier kannst du mehr darüber lesen ), dann handeln wir in den Augen der Pferde nicht schützend für uns selbst, was für ein sicherheitsliebendes Tier problematisch wäre, wenn es sich auf so einen Menschen verlassen muss. Die Auswirkungen von operanter Konditionierung Mir ist es wichtig immer ehrliches Feedback zu erhalten. Mir ist klar, dass Konditionierung immer passiert. Doch es ist ein Unterschied, gezielt mit z. B. Leckerlies oder Druck zu Konditionieren- und das ist es, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass ich einen Umgang jenseits des Pferdetrainings und jenseits von Konditionierung pflege. Und ja, ich nutze auch (wie bereits zu Anfang erwähnt) die positive Konditionierung mit Leckerlies, wenn ich merke, dass es immens wichtig ist und das Pferd darin aber keinen eigenen Sinn sieht (wie zum Beispiel die Situation mit dem Halfter). Damit du aber noch besser verstehst, was ich meine, möchte ich kurz eine Situation mit Nicki erzählen, vielleicht kennst du die Geschichte ja schon aus einem meiner anderen Blog-Beiträge: Ich war in der Ausbildung in der Saliho School und damals hatte ich es noch nicht geschafft mit Nicki im Gelände zu traben (Nicki war damals ca. 2 oder 3 Jahre alt). Sie war auch immer weit hinter mir. Da ich wissen wollte, was da los war und warum sie nicht mit mir traben wollte, haben wir uns das gemeinsam angesehen. Ich sollte dann alles in meiner Macht stehende tun, sie zum traben zu motivieren - und oha hab ich alles gegeben - bis zum Asthma-Anfall (ich habe Belastungsasthma). Sie ist nicht einen Schritt mit mir getrabt. Natürlich hätten wir das nun positiv oder negativ konditionieren können. Ich hätte eine Gerte nehmen können und sie mit der Gerte antreiben können. Ich hätte jeden schnelleren Schritt mit Leckerlies belohnen können... Aber damit hätte ich nur erreicht, dass sie meine Energie nicht mehr wahrnehmen soll. Ich hätte sie systematisch darauf abgestumpft auf meine essenzielle Kommunikation zu hören. Wir haben dann heraus gefunden, dass ich immer noch mit Selbstablehnung zu kämpfen hatte. Bei manchen Pferden müssen wir das Thema bis zum Schluss bearbeiten (wie bei Néo und seinem Losreisen - er hörte erst auf, als ich meinen neuen Lebensweg einschlug) und bei manchen Pferden reicht es, wenn uns das Thema wieder bewusst wird und wir es akzeptieren, dass es uns nun noch ein Stück begleiten wird. Für Nicki war es nur wichtig, dass ich ihr kommunizierte, dass nicht sie mit der Ablehnung gemeint war. Denn sie dachte, ich lehne sie ab. Sie spürte ja nur diese Energie - sie wusste nicht, dass diese Energie mir selbst galt. So öffnete ich ihr mit meiner Körperhaltung meine Herzseite, was ihr klar machte, dass diese ablehnende Energie nicht ihr galt. Beim zweiten Spaziergang trabte sie mit mir. Und das komplett ohne Training. So ist es auch in jeder anderen Situation. Nicki hat noch nie gelernt auf Kommando Rückwärts zu gehen. Doch wenn sie bemerkt, dass ich sonst z. B. das Tor nicht öffnen kann, und ich meine Hand vor ihrer Brust halte - maximal sanft rhythmisch hin tippe - geht sie sofort rückwärts. Das muss ich nicht trainieren. Auch wenn sie mal kurz stehen bleiben soll, stabilisiere ich sie mit meiner Erdung. Ich kommuniziere dann auch mit ihr, dass sie mir nicht folgen soll, wenn ich z. B. ihre Hufe auskratzen möchte. Allem voran ging der Aufbau einer unerschütterlichen Beziehung Ohne diese Beziehung wäre sie überhaupt nicht bereit gewesen, mir zuzuhören. Ich habe mich sehr um unsere Freundschaft bemüht - das ist nämlich nicht die Aufgabe des Pferdes, wie es z. B. in der Bodenarbeit erzielt wird (dass das Pferd mit der Hinterhand wegweicht, oder allgemein weichen soll, dass es sofort stoppen soll, wenn der Mensch anhält, etc. - das hat nichts mit Beziehungsaufbau zu tun, sondern damit, das Pferd durch Kommandos kontrollierbar zu machen - manche Pferde kommen damit zurecht, manche hassen es kontrolliert zu werden, wie Néo und Nicki - das hat wohl etwas mit mir zu tun 😅). Dann habe ich ihr im Gelände gezeigt, wie präsent und souverän ich bin, dass ich schnell kommuniziere und genau weiß, wann es was braucht (Balance zwischen Führung und Freiheit). Das Problem der Konditionierung ist, dass wir meist gar nicht wissen, was dem Pferd wirklich dient. Häufig trainieren wir unser Pferd für etwas, was wir uns im Kopf festgesetzt haben. Außerdem verfälscht es für mich die ehrliche Kommunikation. Selbst wenn das Pferd frei ist und entscheiden könnte, das Gewünschte nicht auszuführen, ist jedoch der "Will-to-Please" ja noch vorhanden. In unseren domestizierten Pferden ist das teilweise doch recht stark vertreten, da das Training so einfacher fällt. So wurde mit Pferden gezüchtet, die das Bedürfnis hatten zu gefallen. Und wenn sie dafür auch noch ein Leckerli bekommen - geschafft. Doch für mich ist das nicht ehrlich. Ich will zum Beispiel auch nicht, dass mein hypothetisches Kind die Hausaufgaben macht, weil es danach auf ein Eis hofft (weil ich es ihm versprochen habe bzw. weil es immer dann als Belohnung ein Eis erhält - oder weil es sonst nicht zum Freund darf). Ich will, dass mein hypothetisches Kind die Hausaufgaben macht, weil es einen Sinn dahinter sieht. Und es ist meine Aufgabe diesen Sinn dahinter zu kommunizieren. Das kann man auch gut bei der "Arbeit" am Platz übertragen. Ich arbeite gar nicht mehr mit Leckerlies. Ich kommuniziere in der nativen Pferdesprache und erzeuge immer wieder selbst belohnende Erlebnisse. Am meisten beschäftige ich mich mit mir selbst und lade meine Pferde immer wieder mal mit ein. Ein selbst belohnendes Erlebnis wäre zum Beispiel: Ich gehe rückwärts durch die Pylonen und Néo folgt mir. Dabei bemerkt er, dass ihm die Biegung sehr gut tut. Oder: Ich jogge mit der Plane in der Hand vor Nicki entlang und sie folgt mir. Das selbst belohnende Erlebnis wäre hierbei, dass sie sich mutig fühlt, diesem eher gruseligen Objekt (vor dem vor allem Néo echt Schiss hatte) hinterher zu traben. Ein weiteres, sehr lustiges Beispiel ist das Hinterhertragen von Gegenständen. Néo hat mir immer wieder zugesehen, wie ich die Sachen wieder vom Platz weg räume. Und weil wir eine gute Beziehung haben, wollte er mir helfen und trug für mich eine Pylone zurück an seinen Platz. Auch das entsprang komplett spontan und auch das belohnte ich nicht mit einem Leckerli, sondern Néo belohnte sich selbst damit, da er bemerkte, dass er hier etwas beitragen konnte - dass er helfen konnte. Auch mit dem freien Longieren gibt es diesen selbst belohnenden Effekt. Doch dazu ein anderes Mal mehr - denn das würde den Rahmen in diesem Beitrag sprengen. Zurück zu: Die Auswirkungen von gezielter Konditionierung Wenn wir positiv oder negativ gezielt Konditionieren (also das Pferd konditioniert sich nicht durch selbst belohnende Erlebnisse - wie vorhin beschrieben-, sondern wird gezielt fremd konditioniert), kann der Fokus eher auf der Belohnung liegen, als auf das, was geschieht. Das heißt, dass der Fokus bei der Gabe des Leckerli bzw. bei der Pause oder bei der Bestrafung liegt. Bei meinem hypothetischen Kind wäre es also so, dass das Kind die Hausaufgabe (widerwillig) macht, weil der Fokus auf dem Eis oder dem Freund liegt. Es möchte das Eis haben bzw. zum Freund gehen. Die Hausaufgaben werden Mittel zum Zweck und können eher halbherzig vollendet werden. Manche Kinder haben auch Stress dabei, weil sie es kaum noch abwarten können, das Eis (oder beim Pferd das Leckerli) zu erhalten bzw. sie haben Angst, dass sie nicht zum Freund dürfen, wenn sie die Hausaufgabe nicht gut genug machen (so auch beim Pferd, welches eine Bestrafung erhalten würde, wenn es nicht schnell genug reagiert). Vor einiger Zeit strahlte RTL eine Sendung aus, die es bereits in Großbritannien einmal gab. Es ging um "Train your Baby like a dog" - um eine "Erziehung" bzw. gezielte Konditionierung mit Clicker-Training (R+). Natürlich bekam die Sendung einen großen Shitstorm, sodass sie (zum Glück) schnell abgesetzt wurde. Doch was im folgenden Video erklärt wird, finde ich auch so passend für unsere Pferde (vor allem von Minute 5:08 - 6:14 könnte man immer wieder das Kind mit "Pferd" ersetzen): Mir ist klar, dass der Umgang mit einem Pferd nicht gleichzusetzen ist, mit einem Kind. Doch einige Dinge sind schon ähnlich und damit auch besser für uns Menschen nachvollziehbar. Ansonsten haben Pferde eine ganz andere Mentalität, die wir einfach berücksichtigen müssen. Natürlich ist es kein leichter Weg auf Konditionierung und Kontrolle zu verzichten. Wir als Pferdemenschen müssen so, so viel lernen. Wir müssen lernen, welche Bedürfnisse Pferde wirklich haben, wir müssen ihre Sprache lernen und ihre Mentalität kennen. Wir müssen Kenntnisse über psychologische Hintergründe haben, damit wir verstehen, warum sich Pferde so verhalten, wie sie sich verhalten. Doch wenn wir das tun, werden wir immer wieder reich beschenkt: mit magischen Momenten mit unseren Pferden und einem Leben voller Fülle und Freiheit. Dieser Weg ist nicht dafür bestimmt, dass man hier und da etwas herauspflücken kann. Dieser Weg ist für diejenigen gedacht, die All-In gehen wollen. Die mutig sind, wachsen möchten und keine Angst vor Tiefgang haben. Dieser Weg ist eine Lebenseinstellung. Dieser Weg verändert nicht nur das Miteinander mit deinem Pferd, sondern vor allem auch dich und dein privates Leben. Du befreist dich ebenfalls von belastenden Konditionierungen, von alten Themen und limitierenden Glaubenssätzen. Gehe den Weg der Lebendigkeit, der Freiheit und Selbstermächtigung. Willst du nicht auch eine ehrliche Beziehung führen? Ein Miteinander mit deinem Pferd haben, worin alles sein kann, aber nichts muss? Ich will nie wieder zurück. Ich hatte früher so große Angst und heute bin ich so im Vertrauen - weil ich weiß, dass mich meine Pferde suchen - und das nicht wegen einem antrainierten Verhalten - sondern weil wir eine tiefgehende Beziehung haben, weil sie mich als Freundin und Vorbild sehen. Und wenn man das Herz und die Seele des Pferdes verdient "gewonnen" hat, dann ist alles andere möglich - denn es geht nicht um das "Was", sondern um das "Wie". <3 Christina

  • Dein Pferd ist "Distanzlos"? Es steckt mehr dahinter, als "Respektlosigkeit"

    "Dein Pferd muss noch lernen Respekt vor dir zu haben!" Diese Sätze und Ähnliche habe ich immer wieder gehört. Als ich mich dann informiert habe, wie ich meinem Pferd "Respekt" oder "Höflichkeit" beibringen soll, kamen viele unterschiedliche Herangehensweisen dabei heraus. Das, was mir am meisten entsprach, habe ich ausprobiert. Doch es nervte... Jedes Mal trat mein Pferd in meinen Raum - jedes Mal musste ich ihn wieder rausschicken. Es war so nervtötend... Warum wollte er es einfach nicht verstehen? Heute weiß ich was der Grund war. Und heute mache ich es komplett anders... So, wie es jedes Pferd verstehen wird - sofort - ohne Training - ohne tausend Wiederholungen. Bestimmt fragst du dich "Hä? Wie soll das gehen? Wie soll das Pferd verstehen was ich meine, wenn ich es ihm nicht beibringe? " Es ist schon irgendwie eine Art "beibringen". Aber wohl auf beiden Seiten - bei dir und deinem Pferd. Es gehört nämlich so viel mehr dazu, als nur zu sagen: "Hey, das ist mein persönlicher Raum - da hast du nichts drin zu suchen!". Denn im Endeffekt hat so eine Übung auch einige ganz schwerwiegende Folgen für die Beziehung und für die Psyche des Pferdes. Wir müssen zuerst lernen zu differenzieren, wann es gerechtfertigt ist den eigenen Raum wirklich zu "schützen". Zudem müssen wir einiges über uns selbst und unsere Lebensweise heraus finden. Wir dürfen nicht immer blind das übernehmen, was Pferde in der Gruppe oder in der Herde miteinander kommunizieren. So oft ist die menschliche Umsetzung dessen komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Und vor allem: woher weißt du, ob das Pferd, welches so aggressiv seinen Raum verteidigt, nicht selber einige Probleme hat?! Warum wollen wir uns nach so schlechten Beispielen richten und das nachahmen? Warum nicht viel intelligentere und souveränere Lösungen suchen? Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein Gerade als Kind sind wir oft sehr anfällig für die Worte der Eltern. So können Sätze wie: "Teil doch mal mit Person XY, sei doch nicht so egoistisch" sehr prägend sein. Man lernt dann gegebenenfalls, dass man als Individuum nicht so wichtig ist wie die Anderen und unter Umständen lernt man dann, direkt alles her zu geben, als sich selbst etwas zu geben. Es kann auch ein sehr belohnendes Verhaltung sein, da man immer wieder nette Worte zurück bekommt - eben eine Bestätigung. Durch das Zentrieren ins Außen kann man in manchen Fällen die Verbindung zu sich selbst verlieren. Dadurch bahnt sich dann vielleicht der Wunsch nach Beziehung und Verbindung noch mehr an - was man sich dann wiederum gegebenenfalls dadurch holt, indem man viel gibt, nett ist und sich möglicherweise schon fast aufopfert. Das Thema könnte also durch die elterliche Erziehung, durch den Wunsch nach Beziehung und Zugehörigkeit, oder durch die belohnende Bestätigung der Handlungen entstanden sein (natürlich gibt es noch mehr Facetten und Möglichkeiten, woher das Thema kommen könnte - aber das wäre einmal eine erste Annäherung). So zeigt es sich im Leben und das wird damit angezogen Menschen mit diesem Thema, ziehen häufig andere Menschen an, die gerne nehmen bzw. andere Menschen (unbewusst) ausnutzen. Als würde die Energie regelrecht nach Balance betteln, damit sich beide Menschen gegenüber treten und voneinander lernen können. Personen mit diesem Thema fühlen sich öfter einmal schneller überrumpelt, oder gar benutzt. Es fällt ihnen eventuell schwer nach Hilfe zu fragen, während sie allen helfen - selbst wenn sie eigentlich gar keine Lust, Zeit oder Energie dafür haben. Wenn in deinem Leben zudem häufig Krankheiten eine Rolle spielen, dann lese hier gerne weiter... Doch das Schwerwiegendste, was Personen mit diesem Thema anziehen können, ist das immer wiederkehrende "in den eigenen Raum platzen" bekannter oder gar fremder Personen. Dass sie verstärkt in die Ecke getrieben werden und sie es dann gegebenenfalls kaum schaffen, ihren Raum frei von den übergriffigen Personen zu halten. Sie fühlen sich dann möglicherweise ausgenutzt, als Opfer oder sind am Ende sogar tatsächlich dankbar, weil sie damit zumindest ein wenig Aufmerksamkeit für sich gewonnen haben. Diese Personen ziehen oftmals dominante Menschen an oder solche, die gerne ihr Ego gestreichelt bekommen wollen. Zudem kommt es vor, dass diese Personen häufiger als andere, unaufgeforderten Rat erhalten (gerade im Stall wird das evtl. ein großes Thema sein). Bei Personen mit diesem Thema kann es sein, dass sie sich eine tiefe Verbindung und ein Zugehörigkeitsgefühl wünschen. Sie haben gelernt, dass sie ihren Fokus nach außen lenken und nicht zu sich selbst. Dadurch entsteht ein Sog - der eben genau solche Menschen anzieht, die aber nicht das erfüllen, was sich die Person wünscht, sondern sich selbst das auffüllen, was bei ihnen ein Mangel ist. Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten Auch hier möchte ich wieder betonen, dass jedes Individuum anders auf das Thema reagiert. Aber in der Regel ist es so, dass die Pferde stark auf den Sog "anspringen". Vielleicht hast du es (ich hoffe, es ist ok, wenn ich jetzt ins Du übergehe) schon einmal auf der Koppel oder am Paddock erlebt. Du gehst und willst dein Pferd holen und plötzlich belagert dich die ganze Herde. Sie mümmeln an dir, vielleicht beißt sogar einer in deine Tasche, usw. Wenn dein Pferd zu dir kommt, kommt es dir immer ein Stückchen zu nahe, was dir ein wenig Angst macht. Manchmal ist gerade dann die Distanz zwischen euch so gering, wenn es sowieso eine brenzliche Situation ist - und auch das macht dir dann Angst. Dein Pferd überholt dich gerne und schneidet dir dann den Weg ab. Oder es kommt einfach ganz nah in deinen Raum, oder klinkt sich sogar hinter dich, in deine Wirbelsäule ein, weil es sich da so wunderbar geborgen fühlt. Es gibt sogar Individuen, die anfangen dich zu beißen. Manchmal gar wie aus heiterem Himmel. Dieses im "Außen" holen, anstatt es sich im "Innen" zu geben, triggert viele Pferde extrem. Für sie ist es ganz klar, dass es sich zuerst um sich selbst kümmert. Und gerade Menschen, die das Thema "Distanzlosigkeit" erleben, haben in sich einen großen Mangel, den sie sich meist durch die Verbindung zu ihrem Pferd (also im Außen) auffüllen wollen. Doch es ist nicht die Aufgabe des Pferdes - sondern die, des Menschen. So gibt es einige Handlungen, die das Pferd im Raum des Menschen ausführt, die wir als "Respektlosigkeit" abtun. Dabei ist es die Energie des Menschen, die das Pferd triggert und auf die es gerne antworten möchte. Es möchte dich einfach darauf hinweisen, dass die Lebensführung - die Energie, die du ausstrahlst - nicht sehr positiv für dich und dein System ist. So kann daran gearbeitet werden Nun weißt du, dass es nicht nur beim schlichten "Beibringen" bleibt - sondern, dass du bereits einen wesentlichen Unterschied ausmachen kannst, wenn du dich mit dem Thema beschäftigst, es vielleicht sogar bearbeitest und deine Lebensweise veränderst. Für dich ist nun wichtig, dass du dir selbst dein/e beste/r Freund/in wirst. Dass du dir selbst deine Mängel auffüllst - ohne dass dein Pferd oder eine andere Person mit involviert ist. So lebst du mehr von Innen nach Außen, anstatt von Außen nach Innen. Der Sog wird immer weniger, du wirst immer weniger Menschen anziehen, die dich ausnutzen und dein Pferd (und auch die Herde) wird vorsichtiger mit dir werden. Damit ist es natürlich nicht getan. Deine neue Energie kannst du wunderbar unterstützen, indem du diese auch körpersprachlich untermalst. Es gibt eine ganz einfache Übung, die dir ein neues Verständnis über deinen Raum vermittelt. Stell dich stabil hin, Arme hängen locker herunter. Schließe deine Augen. Nun hebst du ganz langsam deine Arme auf beiden Seiten - weit ausgebreitet, wie die Schwingen eines Adlers - locker bis über deinen Kopf. Beim Ausatmen lässt du sie wieder sinken. So kannst du dir erst einmal ein neues Bewusstsein für deinen Raum aufbauen. Natürlich kannst es auch energetisch aufladen. So kannst du Wurzel-Kraft vom Boden mit nach oben nehmen (wenn du deine Schwingen ausbreitest) und von Oben zurück in deine Mitte - in dein Zentrum - deine eigene Verbindung / Liebe geben. Vielen meiner Weggefährtinnen ist es meist gar nicht bewusst, wie viel Raum sie eigentlich zur Verfügung haben. Wenn sie ihre Arme bei einer bestimmten Übung ausbreiten, fühlt es sich oft eingeengt an - oder sie breiten ihre Schwingen gar nicht wirklich weit aus. Doch gerade in den nächsten Zeilen ist es wichtig, dass du dir deinem Raum bewusst bist, damit du auch als gutes Vorbild voran gehen kannst und auch deinem Pferd zeigen kannst, wie gut es ist, wenn jeder seinen Raum zur Verfügung hat. Viele Bewegungen signalisieren dem Pferd übrigens auch besonders nah bei dir zu sein. So sehe ich es beim Leckerli-Füttern sehr oft, dass das Leckerli ganz nah am Körper des Menschen gefüttert wird. Du belohnst damit sozusagen dein Pferd, dass es nicht auf deinen Raum acht gibt. Besser: Du breitest - wie bei der Übung - deine Hand weit von dir weg aus, dass dein Pferd das Leckerli dort - weit weg von deiner Mitte - abholen soll (und wenn es dabei in seinem Raum statt findet - aber so zeigst du deinem Pferd, dass dir dein Raum wichtig ist und man sich dort höflich aufhält). Noch besser: Du fütterst gar keine Leckerlis ;-) Wenn du spazieren gehst, kann es sein, dass du immer wieder mit deiner Hand zu deiner Körper-Mitte gehst (Unterbauch). Da ist der Sog sowieso am stärksten. Lass dich dabei mal filmen, dann kannst du das selbst überprüfen (gerade, wenn dein Pferd zum abdrängen neigt). Oftmals ist der Strick recht kurz und immer wenn das Pferd woanders hinschaut, kommt der Arm (unbewusst) und führt ihn in die eigene Körpermitte (Wunsch nach Verbindung). So kommt Zug aufs Seil und das Pferd kommt nochmal näher zu dir. Es wird hier auch unbewusst auf dich und vor allem deinen Körper konditioniert. Besser: Du gibst deinem Pferd den Raum, den es ebenso braucht. Lass den Strick locker, lass ihn durchlaufen und lass dein Pferd da laufen, wo es möchte (es muss nicht neben dir sein). Ihr könnt auch Verbindung jenseits eurer Räume halten. Du bist nicht allein, denn du hast ja dich. Lass das Pferd bei sich bleiben und du bei dir. So wird auch eure Kommunikation wieder leichter. Hier ist es definitiv wichtig, dass du auch deine Energie laufend überprüfst. Lieber keine zu langen Strecken gehen, damit du deine Präsenz aufrecht halten kannst. Falls du noch mehr Tipps für ein höfliches Miteinander haben möchtest, kannst du dir gerne eine Begleitung auswählen. Bei einer Videoanalyse können wir gezielt heraus finden, welches Thema euer Miteinander prägt, wie du es für dich bearbeiten kannst und wie du es vor allem auch friedvoll in eure Unternehmungen integrieren kannst. Wenn Pferde lernen, dass Menschen ja nicht anders kommunizieren Das häufigste Problem von "Respektlosigkeit" - ist tatsächlich hausgemacht. Nicht nur die eigene Lebensweise, sondern vor allem der Umgang mit dem Pferd. Ich erzähle dir hier mal einen normalen Ablauf im Stall- ich nenne die Pferdefrau mal Diana (ich meine nicht dich, solltest du so heißen) und ihr Pferd "Prinz". Aus der Sicht von Diana: Diana fährt zum Stall. In Gedanken ist sie noch bei ihrer To Do Liste und überlegt, ob sie es noch zeitlich schafft, nach ihrem Pferd einkaufen zu fahren. Und kochen muss sie ja auch noch... Den Stress daheim will sie sich nicht noch einmal geben, wenn es nicht rechtzeitig was zum Essen für ihren Mann gibt. Sie lächelt. Als sie aus dem Auto aussteigt kommt ihr Beate entgegen. Sie unterhalten sich angeregt über ihren Tag und holen gemeinsam ihre Pferde. Beim Unterhalten streichelt sie beiläufig über den Kopf von Prinz, fasst auch schnell zu Beates Pferd rüber, weil die Mähne voller Stroh ist. Sie packt das Halfter über Prinz und geht los. Sie schiebt Prinz von sich weg, als er ihr zu nahe kommt. Die Themen, über die sich die beiden Frauen unterhalten, sind super lustig. Sie ist so froh, dass sie Beate noch erwischt hat. Gemeinsam bürsten sie den Dreck weg und planen, was sie heute machen. Aus der Sicht von Prinz: Prinz lümmelt gemütlich am Heu. Heute ist es super heiß und am liebsten würde er sich ins Stroh für ein Nickerchen hauen. Plötzlich spürt er eine hektische Präsenz. Ohne hinsehen zu müssen, weiß er, dass Diana kommt. Er erschrickt vor der plötzlichen Hand, die über sein Gesicht streicht. Er zuckt extra deutlich weg, doch sie registriert es nicht mal. Er lässt seinen Kopf schwer ins Halfter fallen und lässt sich von Diana mitziehen. Auf dem Weg zum Putzplatz will er eine Idee vorschlagen und klopft bei Diana an. Sie registriert es nicht. Also versucht er es auf die körperliche Art. Diana reagiert, aber sie schiebt ihn nur von sich weg. Natürlich. Als hätte sie jemals verstanden, was er wollte... Prinz fängt am Putzplatz an zu dösen. Das harte Bürsten versucht er zu ignorieren... Was ich mit dem Text sagen möchte? Zu einem sollte unser Fokus immer beim Pferd bleiben. Wir besuchen ja unser Pferd und nicht unsere Stall-Kollegen. Wir züchten uns damit Pferde heran, die ja "unhöflich" werden müssen , um von uns gehört zu werden. Außerdem ist unser Verhalten unserem Pferd gegenüber alles andere als vorbildhaft. Wenn wir so Über-griffig und körperlich mit unseren Pferden umgehen, ist es kein Wunder, wenn die Pferde genauso mit uns umgehen. Sie denken ja, dass das unsere Sprache ist. Wir lernen es ja sonst nicht anders. Denn wir hören nicht zu. Wenn wir nicht darauf achten, was wir im Raum des Pferdes machen, warum sollte das Pferd dann darauf achten? Wenn wir uns einfach unser Pferd schnappen und streicheln oder bürsten - ohne dass es einverstanden ist - dann grenzt das meiner Meinung nach schon an Missbrauch. Ich weiß, dass du es nur gut meinst und einfach nur Liebe geben und holen willst. Aber dennoch müssen wir ganz genau auf die Signale des Pferdes achten. Wenn es das einfach an diesem Tag nicht brauchen kann, dann sollten wir das respektieren! Denn warum sollte dann das Pferd auf dich aufpassen, auf deinen Raum, auf deine Unversehrtheit, wenn du ihm jeden Tag suggerierst, dass es das bei dir in deiner Welt nicht gibt? Pferde lernen daraus, wie wir mit ihnen umgehen. Sie lernen, dass wir nicht anders kommunizieren. Dass wir körperlich sind, abgestumpft sind und kein Energiebewusstsein haben. Die ganzen Aussagen, von wegen "Dein Pferd muss Respekt lernen" und dann wird es im Kreis gejagt, Rückwärts geschickt oder gar auf die Nase gehauen - oder sonst etwas ähnliches. Wir entlarven uns erneut als Trampel, dass man uns nicht trauen kann und dass wir definitiv keine Ahnung von der Pferdesprache haben. Das Pferd versucht sich anzupassen, unsere (gewaltvolle) Sprache zu lernen und bekommt erneut eins auf den Deckel, weil es ja nicht die "Feine Art" ist. Hinterfrage dein Tun. Hinterfrage, ob das oben beschriebene Thema doch zu dir passt. Hinterfrage die Meinungen, dass das Pferd "Respekt" durch gewisse "Spiele", anderen Konditionierungen oder gar durch Dominanzverhalten lernen muss. Vielleicht geht es viel einfacher. Im alltäglichen Umgang. Dass du es deinem Pferd achtsam vormachst - vorlebst, was für dich Respekt und Höflichkeit im Miteinander bedeuten. Nicht durch Strafe und Übungen bzw. Konditionierung - sondern durch dich als Vorbild. Weil du zuerst deinem Pferd Respekt und Höflichkeit entgegenbringst, damit dein Pferd es dir damit gleichtun kann.

  • Wie kommt es zu Missverständnissen?

    Jeder hat es schon einmal erlebt: etwas wird gesagt und etwas fast gänzlich anderes kommt beim Gegenüber an. Das kann sich so verstricken, dass es wegen Missverständnissen sogar zum Streit kommt. So ist es nicht nur unter Menschen, sondern vor allem auch zwischen Pferd und Mensch. Hier haben wir gleich mehrere Barrieren, welche Missverständnisse begünstigen: Die Art-, Sprach- und Mentalitäts Barriere. Zudem kommt noch das so viel stärkere Energiebewusstsein des Pferdes hinzu, sowie das Phänomen der Spieglung. In diesem Beitrag erfährst du also, wie Missverständnisse zwischen Pferd und Mensch entstehen und welche Möglichkeiten es gibt, Barrieren zu überwinden und zu einer klaren Kommunikation zu gelangen. Alles hat einen Anfang... Um zu verstehen, wo das größte Missverständnis liegt, müssen wir zeitlich etwas ausholen. Alles begann, als wir Pferde anfingen zu domestizieren. Das ist bereits mehrere Tausende Jahre her und war stark von Gewalt geprägt. Denn damals waren Pferde auch Teil unserer Nahrungsquelle. Ob ein Pferd überlebte oder nicht, hing vom Nutzen ab - Gut zu kontrollieren: Nutztier, schlecht zu kontrollieren: Fleisch. Tieren wurde für so eine lange Zeit nicht einmal eine minimale, selbstständige Intelligenz zugesprochen. Sie wurden so gesehen, wie du heute Insekten siehst - Beinahe Automatisiert und völlig abhängig von Instinkten. So nahmen wir uns, was wir wollten, denn es hieß: Pferde sind Dumm, reagieren durch Instinkte, spüren keinen Schmerz und sind dazu da, uns in irgendeiner Form zu dienen. Das mag hart klingen, aber es ist noch nicht einmal lange her, da wusste sogar die Wissenschaft nicht wirklich mehr. Gelder gab es nämlich für eine ausführliche Forschung der Tierwelt noch nicht. Das hat sich zum Glück seit einiger Zeit verändert und uns wird immer klarer, wie intelligent und facettenreich Tiere wirklich sind. So auch unsere Pferde. Einen großen, neuen Beitrag hat die Horsemanship-Szene geleistet. Durch den Beobachtungen von Wildpferde-Herden wollten die Cowboys bzw. Horsemen einen natürlicheren, sanfteren Weg mit ihren Pferden einschlagen, als sie es damals von z. B. ihren Vätern mitbekommen hatten. Hier kam es zum ersten Missverständnis Es wurden Situationen beobachtet, die Einprägsam waren. Uns war damals nicht klar, dass Pferde eine fast unsichtbare Sprache haben. So kam es, dass gezielt das beobachtet wurde, was direkt erkennbar war: Hengst-Kämpfe, Vertreibung und Ausschließung von Pferden, Bisse, Tritte und all die körperlichen Konflikte. So zog man das Fazit, dass Pferde nicht zimperlich sind, eine starke Rangordnung haben und der Dominanteste der Boss ist. Doch was tatsächlich statt fand, sah man nicht - da die Zusammenhänge nicht lang genug beobachtet wurden. So flossen nach und nach die neuen Erkenntnisse in den gängigen Umgang mit ein. Survival of the fittest Charles Darwin Um noch besser erklären zu können, wo das "Dominanz" - Denken her kommt, muss ich noch einmal kurz ausholen. Charles Darwin hat durch seine Evolutionstheorie einiges aufgerüttelt. So auch mit dem oben stehenden Satz, welcher bis heute von vielen Menschen ganz schön missverstanden wird. Ein weiterer Grund, warum die Horsemen bei der Betrachtung der Wildpferde genau auf diese Situationen geachtet haben. Durch Übersetzungsfehler bzw. durch das mehrdeutige Wort "The Fittest" bahnte sich ein riesen Missverständnis an: Man dachte, Charles Darwin meinte, dass der Stärkere überlebt. Dass die Ganze Welt darauf abzielt, dass es ein Überlebens kampf ist und jeder sich selbst der Nächste ist. Wer nachgibt, schwach ist oder "verweichlicht", der hätte kein Anrecht, zu überleben. Doch was Charles wirklich damit meinte, ist folgendes: Es überlebt der, der sich am besten und schnellsten anpassen kann. Also das komplette Gegenteil. Denn heute wissen wir auch, dass es Artübergreifende Zusammenschlüsse gibt, welche voneinander profitieren. Es gibt nur ein Bereich, in dem "The Fittest" auch "der Stärkere" bedeuten kann: Zwischen Jäger und Beute. Doch auch da kann ein unterlegendes Tier mit Intelligenz glänzen und den Jäger mit ein paar gekonnte "moves" austricksen. Dabei muss es nicht unbedingt stärker oder schneller sein. Nun kommen wir wieder zurück, zu den Horsemen. Sie haben also das Horsemanship in die Gesellschaft eingepflegt, mit dem Hintergrund eines Pferdeumgangs, der direkt von den Pferden selbst kommen solle. Doch wie bereits mehrfach erwähnt, wurden auch hier einige Missverständnisse in den Umgang mit eingeflochten. Mythen, wie "wer bewegt wen", Dass Pferde immer darauf aus sind, Boss zu werden und wir somit um die Führung "Kämpfen" müssten, usw... Alles zielte darauf ab, eine Beziehung innerhalb einer Hackordnung aufzubauen und diese mit Einforderung von Respekt und schnellen Reaktionen seitens des Pferdes zu festigen. Die Entwicklung bis heute Vieles wurde natürlich hinterfragt, aber einiges wurde auch weiter übernommen. So finden wir zur Zeit ein großes Angebot an Umgangsformen, welche sich ähneln oder gänzlich unterscheiden. Doch die Meisten Umgangsformen zielen auch heute noch darauf ab, das Pferd Nutzbar zu machen. Ein Training - mehr oder weniger Sanft - vom Fohlen ABC bis zum Reitpferd. Gerade wenn eine so gerade Linie als Vorgabe herrscht, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Wir haben bestimmte Vorstellungen des Trainings, versuchen die Methoden so umzusetzen, wie es uns beigebracht wurde und stoßen dann auf Widerstand. Zähne werden gecheckt, Exterior wird gecheckt, Blutwerte werden gecheckt... Warum nur widersetzt sich das Pferd dann trotzdem so? Das starke Energiebewusstsein der Pferde Pferde nehmen Energien sehr stark wahr. Alle "Beute"-Tiere haben ein starkes Energiebewusstsein. Denn so können sie sich fast unsichtbar verständigen, bei Gefahr miteinander in eine Richtung fliehen (und nicht gegeneinander knallen) und sogar ausmachen, ob der Jäger angreifen möchte oder bereits satt und friedlich ist. Gerade Letzteres ist immens wichtig. Denn falscher Alarm verbraucht Energie und wenn Beutetiere ständig fliehen würden, wenn Jäger in der nähe wären, so wäre das ein schnelles Aus. Also haben sich Beutetiere daran angepasst, Energien besser wahrzunehmen, um wiederum ihre eigenen Energien sparen zu können. Dieses Energiebewusstsein wird uns jedoch wieder zum Verhängnis. Denn neben der Wahrnehmung der Informationen in unserem Energiefeld, spiegeln uns Pferde auch noch. Dieses Phänomen ist wichtig für den Zusammenhalt und den Lernprozess innerhalb der Herde. Soweit wir wissen, finden Spiegelungen immer und überall statt. Es ist ein unbewusster Prozess, der unterschiedlich ausgeprägt ist. Unter Pferden ist dieser Prozess relativ stark ausgeprägt und ermöglicht ihnen einen noch tieferen Einblick in unsere Energiewelt. So kommt es, dass sie innere Themen (Muster, Gedanken und auch uns unbewusste Inszenierungen) wahrnehmen und darauf reagieren. Wollen wir also etwas bestimmtes von unserem Pferd, was mit unserer inneren Welt nicht in Einklang ist, kommt es meist zu einem Missverständnis: Das Pferd reagiert auf die Energie, anstatt auf die Körpersprache und wir denken, dass es sich uns widersetzt. Dabei kommuniziert es einfach nur mit uns und durch das, was wir gelernt haben - das Pferd ist immer darauf aus Boss zu werden - denken wir, es respektiert uns nicht und möchte unseren Rang hinterfragen. Daraus folgt, dass wir das Pferd strafen, es versteht noch weniger und so geht der Teufelskreis der Missverständnisse immer tiefer... So war es bei meinem Freiberger und mir Mit Néo kam eine große Herausforderung auf mich zu. Ein Pferd, welches Druck kaum aushält. Doch gerade in dieser Szene wuchs ich auf, das Horsemanship hatte mich damals sehr gefesselt. Vor allem JoinUp von Monty Roberts. Ich weiß noch, als ich in den Roundpen mit ihm ging (er war damals gerade einmal 2 Jahre jung), um klar zu stellen, wer hier das Sagen hatte. Und das war noch nicht einmal böse gemeint - ich dachte, es gehöre zu einer guten Pferd-Mensch-Beziehung dazu. Dass das Pferd sowas bräuchte... Es wurde ja so suggeriert... Mit meinem damaligen Araber-Mix hatte ich das auch bereits einige Male gemacht und war ganz erfreut, wie gut es funktionierte. Als ich Néo also in den Roundpen abstellte, mein Rope sortierte und anfing, ihn von mir weg zu treiben, rastete er direkt aus. Er lies sich so viel schneller bewegen, als mein Araber-Mix. Doch leider "hörte" er mir nicht zu. Er raste runde um runde, mit dem erhobenen Kopf nach außen und Panik in den Augen. Ich versuchte es mit einem Richtungswechsel (etwas ganz Übles fürs Pferd) und da geschah es auch gleich: Voller Panik versuchte er durch die Latten von mir weg zu klettern und Ratsch... Er schürfte sich am Röhrbein auf... Nun war ICH voller Panik. Zum Glück hatte ihn das etwas herunter gebracht, er stand zitternd da, ließ sich aber "einfangen". Ich ging gleich eine Runde um den Hof, um erleichtert festzustellen, dass er nicht humpelte. Danach versorgte ich die Wunde und ich sage es dir - es war das letzte Mal, dass ich diese Methode anwandte. Unsere Missverständnisse und was er mir wirklich sagen wollte Doch es hörte mit dieser Situation nicht auf. Zwar war das JoinUp für mich Geschichte, dennoch waren so viele Lehren über den Umgang mit Pferden wie eingebrannt. Alles zielte darauf ab, das Pferd Gefügig zu machen - mit der edlen Verpackung: Das Pferd braucht das und die Beziehung wird super-schön . Mein Pferd wurde als Dominant, Respektlos und Unerzogen betitelt. Doch was wirklich dahinter steckte, verstand ich erst einige Zeit später. Zuvor musste ich noch so viele Wege bestreiten. Während dieser Zeit wurde er immer unberechenbarer im Gelände, riss sich los oder Piaffierte mit Drachenartigem Geschnaube neben mir her. In der Halle riss er sich an der Longe los und nahm gerne jede Gelegenheit her, um zu erschrecken. Doch er hatte auch Momente, während denen ich sein wahres Ich erkannte. Wie ein Fels, ruhig und souverän. Doch wie es meist mit solchen Pferden ist - man stößt an seine Grenzen. Die ganzen gelernten Methoden funktionierten nicht. Doch anstatt die Methoden zu verteufeln, verteufelte ich mich selbst. Ich dachte, ich könne mit Pferden einfach nicht... So ging es zum mehrmaligen Beritt durch unterschiedliche Trainer, was alles nochmals verschlimmerte. Ich besuchte als Praktikantin die Ranch in Montana um Buck Brannamans Horsemanship zu lernen und bemerkte, wie heftig das alles war. Ich glaube, dass dieser Aufenthalt auch letztendlich meine Augen geöffnet hat. Es folgten noch einige Wege und noch mehr Anzeichen, dass es immer noch nicht das Richtige war. Bis ich Stiller wurde, immer weniger wollte und endlich (im übertragenen Sinne) zuhörte. Alles fing an, als Néo zur Welt kam. Er wuchs als Freiberger auf - was ihm wegen der Tradition zum Verhängnis wurde. In der Zucht hieß es, dass Freiberger sehr schnell erwachsen würden, so gibt es die Feldtests, welche bestimmten, wie wertvoll ein solches Pferd sei. Bei so einem Test musste auch Néo mit machen. Mit gerade einmal 1 Jahr wurde er an Zaumzeug und Kutsche gewöhnt und ich weiß nicht, wann er eingeritten wurde. Denn ich ritt ihn Probe, als er gerade einmal 2 Jahre jung war. Seine ganze Kindheit und Jugend fiel der Ausbildung zum Opfer. Er musste von Anfang an Funktionieren und hart arbeiten. Vermutlich wurde er dafür auch viel zu früh von seiner Mutter getrennt und lernte so auch zu wenig (wie Geborgenheit, Urvertrauen, Selbstbewusstsein und so viele andere Dinge, die wichtig gewesen wären). Er brachte also bereits ein riesen großes Päckchen mit in unsere Beziehung - denn ja, jedes Pferd bringt auch seine eigenen Themen mit, es hängt nicht alles nur von uns Menschen ab. Doch in gewisser weise ähneln wir uns, denn solche Pferde, die ähnliches durchgemacht haben, haben eine besondere Anziehungskraft auf uns. Wie auch bestimmte Menschen, von denen wir das Gefühl haben, dass wir an ihnen wachsen können - auch diese sind uns sympathischer, ohne dass wir das bewusst wahrnehmen. Zusammen mit meinem Päckchen wurde es zu einer Tsunami-Welle. Auch ich befand mich auf einem Arbeits- und Lebensweg, der überhaupt nicht zu mir passte. Doch ich verstellte mich unbewusst so sehr, dass ich dachte, dieser Weg ist der Richtige. Durch andere Gegebenheiten musste auch ich relativ früh Erwachsen werden und eine bestimmte Rolle übernehmen. Innerlich dachte ich wohl sehnlichst daran nur weg zu wollen - raus aus dieser eigenen "Gefangenschaft", weg von dem Druck, den ich mir selbst in jedem Bereich machte. Dieser Drang nach Perfektionismus in einer Arbeitswelt, die eigentlich nicht meine war. Das alles traf mit einem riesen Knall aufeinander, wenn Néo und ich zusammen etwas unternahmen. Er reagierte also auf meine Energie, auf den immensen Druck, auf meine so verfrühte Ernsthaftigkeit, den starken Stress, den ich bereits damals fast chronisch verspürte. Er konnte nicht anders und durch seine Vorgeschichte, wollte er auch nicht mit dem Kämpfen aufhören. Er wollte sich nicht ergeben. Wie wir es gemeinsam heraus schafften Der erste Schritt auf unserem Weg, war der Wille, etwas komplett anderes zu lernen. Zu verstehen, was wirklich in Pferden abging. Las ich eine Sequenz von "Dominanz" und anderen Dingen, die das Pferd wieder klein machen sollten, legte ich das Buch sofort wieder weg. Ich forschte selbst mit Néo und erkannte, wie falsch diese alten Lehren waren. Ich verstand, dass so vieles auf Missverständnisse beruhte. Dass Pferde so viel feiner kommunizieren und eben nicht das Bedürfnis haben, ständig Boss zu sein. Wie es unter Menschen sie gibt, so gibt es auch unter den Pferden Schwarze Schafe. Pferde, die tatsächlich Dominant sind und dies gezielt auslebten. Es gibt mobbende Pferde, Aggressive, unkluge und narzisstische Pferde. Wie auch unter Menschen, gibt es auch in der Tierwelt gute und schlechte Mütter, ein gutes Umfeld und ein eher nicht so Gutes. Je nachdem wie das Pferd aufwächst, welche Wahl es in der Freundschaft und auch in der Herde trifft - das alles ist mitunter ausschlaggebend dafür, was für ein Pferd daraus wird. So gibt es Diktatoren als Herdenchefs, sowie fördernde, Besonnene Pferde an der Spitze. Auch Die Struktur innerhalb der Herden kann immer wieder, je nach Entscheidungsträger anders aussehen. So gibt es starke Aufgabenaufteilungen (und Harmonie) oder Diktatur (und Disharmonie). Die Horsemen haben also damals eher schlechtere Beispiele einer gut funktionierenden Herde beobachtet. Gerade auch in unseren Ställen sind Herden meistens unter einer Disharmonie. Denn sie können ihre Mitglieder nicht frei wählen, sie müssen damit zurecht kommen, was und wer da ist. Deswegen kracht es auch so oft. Doch in der freien Natur kommt es nicht selten vor, dass sich ein Pferd oder auch mehrere dazu entschließen die Herde zu wechseln. Dieses neue Verständnis der Pferdepsychologie und Natur der Pferde, ihre Mentalität, sowie auch die Wechselwirkung zwischen der Energie des Menschens und der Spiegelung des Pferdes halfen mir dabei, aus einem Dickicht einen Pfad zu formen und letztendlich meinen Weg zu finden. Ich erkannte, wie stark das Verhalten meiner Pferde mit meiner Energie zusammenhing. Was es ausmachte, wenn man nur einmal bewusst die innere Haltung veränderte. Und wie wichtig es war, bei Konflikten nicht auf das Ego zu hören, sondern auf das Pferd. Gerade in diesem Bereich habe ich durch meine eigene Geschichte einen großen Vorsprung genießen dürfen (auch wenn es damals sehr hart war, konnte ich daraus bis heute extrem viel mitnehmen: Ich habe ein gewisses Talent als Mediator - also Vermittlung und Streitschlichtung). So tastete ich mich langsam voran und erkannte in meinem Pferd immer mehr, dass auch er die Beziehung aufrecht erhalten möchte, aber durch unsere Vorgeschichten, Schutzmechanismen, Muster und unsere Sprachbarriere überhaupt erst Missverständnisse entstanden und er keine besseren Konzepte hatte, wie er die Beziehung zur Harmonie führen konnte. Diese Konzepte musste ich finden. Wissen, Verständnis und die praktische Anwendung davon ist wohl das A und O für eine friedvollere Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Wir können nicht nur mit Liebe herangehen, sondern brauchen auch einen gewissen Überblick, um auch uns selbst zu reflektieren, damit wir nicht in unsere eigene Falle tappen (Schutzmechanismen, Muster, etc...). Außerdem liegt es an uns, die Sprache der Pferde zu erlernen, um auch diese Barriere durchbrechen zu können. Oftmals wird eine gemeinsame Sprache antrainiert - doch gerade da können die meisten Missverständnisse entstehen. Geht die Kommunikation nämlich über die antrainierte Sprache hinaus, sind Pferd und Mensch mit der Situation überfordert. Außerdem entsteht so eine Wand, die eine tiefe Beziehung fast unmöglich macht. Bricht das Pferd also aus diesem Verhältnis aus, da es dir dringend etwas mitteilen möchte, kannst du es gar nicht verstehen, da es außerhalb der antrainierten Sprache kommuniziert. Der Ausbruch ist auch durch die weniger vorhandene Beziehung extremer, als wenn ihr euch ganz natürlich verstehen würdet. Das ist dann das größte Missverständnis: Wenn das Pferd sagen möchte, dass es etwas nicht will und es dann als Dominant, Respektlos, weniger Intelligent, ängstlich oder Faul bezeichnet wird. Und wir dann auf diese Begriffe, abgestimmte Methoden anwenden, um das Pferd wieder gefügig zu machen. Das Schlimmste daran: Wir machen das so unbewusst. Denn uns ist nicht klar, dass so viele Lehren über Pferde eben auch auf Missverständnisse beruhen... Wie du mit Missverständnissen umgehen kannst Die meisten Konflikte zwischen Pferd und Mensch entstehen aus Missverständnissen. Bei uns sind es die unzähligen Lehren und Umgangsformen, beim Pferd ist es das starke Energiebewusstsein und ihre andere Mentalität. Deswegen ist es wichtig, dass du erst einmal einen Schritt zurück gehst und die ganze Situation von Außen betrachtest. Versuche aufzuhören, das Verhalten deines Pferdes Persönlich zu nehmen. Das verleitet das Ego meist dazu, ungerecht zu handeln, da wir denken, wir müssen uns selbst schützen. Danach überprüfst du, welche Gefühle nach oben kamen und vielleicht noch da sind. Fühlst du dich ängstlich? In deiner Autorität untergraben? Hilflos? Wütend? ...? Diese Gefühle entstehen, wenn etwas tieferes getriggert wurde. Das Verhalten deines Pferdes, hat also ein Thema in dir getriggert. Das heißt wiederum, dass dein Pferd auf deine Energie reagiert hat - vielleicht gab es in den letzten Tagen eine Situation im Alltag, welche dieses Thema wieder etwas mehr an die Oberfläche gebracht hat? Oder habt ihr dieses Problem doch öfter? Dann ist es ein Thema, welches dich schon länger begleitet... Oder bist du unsicher in der Körpersprache? Auch das kann einige Missverständnisse verursachen. Zu hektische Bewegungen, oder Berührungen an Stellen, die Pferde in bestimmten Situationen als unangemessen betrachten, können mitunter Ursachen dafür sein. Oder - wie einleitend in diesem Absatz schon erwähnt - du folgst einer gewissen Methode / Technik, welche nicht zum Charakter deines Pferdes passt. Es fühlt sich unwohl darin und möchte durch seinen Widerstand zeigen, dass es nicht das Richtige ist. Es fühlt sich nicht von dir abgeholt und verstanden - hat mängel (wie Gras, Pferdefreunde, Auslauf, etc.)... Die Palette der Entstehungen von Missverständnissen ist lang. Und nur wir können diese in der Pferd-Mensch-Beziehung beseitigen. Durch das Erlernen der Pferdesprache, das Aneignen von Wissen rund um die Psychologie, Mentalität und Natur der Pferde. Durch eine bewusste Reflexion der inneren und äußeren Welt, sowie die eigene Entwicklung, um auch mehr Klarheit in die Persönlichen Themen zu bekommen. So können wir auch unseren Vierbeinern helfen, mehr zu sich selbst zu finden, selbstbewusster zu werden und den psychologischen Heilprozess zu starten. Diese Reise und dieses Wissen hilft uns nicht nur dabei, friedvoller mit dem Pferd umzugehen, sondern vor allem auch mit uns selbst und unseren Mitmenschen. Wir können eine Welle schlagen - als Vorbild - um mehr Verständnis in die Welt zu bringen, um sie gemeinsam ein Stückchen besser zu machen. <3 Christina

  • Der Unterschied zwischen Kommunikation und Methoden

    Pferde sind längst keine Nutztiere mehr, sie sind Familienmitglieder, Freizeitpartner und Freunde. Eigentlich müssten sie nicht mehr auf Knopfdruck funktionieren und dennoch wird der Umgang mithilfe von Techniken und Methoden fest einstudiert. Das Schlimme: vielen Pferdebsitzern ist das noch nicht einmal bewusst - nicht mal allen Pferdetrainern ist es bewusst, was sie wirklich tun bzw. lehren. Deswegen möchte ich in diesem Blogeintrag auf den Unterschied zwischen der flexiblen Kommunikation und Trainingsmethoden eingehen. Der Sinn von Methoden Methoden entstehen, wenn ein Mensch einen Weg gefunden hat (durch Trial and Error - oder durch Glück), wie man etwas schneller und einfacher erreichen kann. Es ist also wie eine Schritt für Schritt Anleitung, die man befolgen kann, um das Endresultat ebenfalls zu erreichen. Mittlerweile wird jedoch ebenfalls darauf geachtet, das Ganze so individuell wie möglich aufzubauen, bzw. anzupassen. Das geht jedoch nicht immer. Wenn man als Einzelperson z. B. mit Yoga anfangen möchte, gibt es einen bestimmten Schritt für Schritt Plan dafür. Man kann sich daran anpassen und lernen. Die Entscheidung wurde jedoch bewusst von dieser Person getroffen und diese hat den Willen das auch zu erlernen. Irgendjemand hat eine Methode gefunden, wie man es schnell und einfach schafft, in die Positionen zu finden und diese Methode übernimmt diese Person - auch wenn einige Übungen oder Ansätze nicht so ihren Vorstellungen entsprechen. Sie tut es dennoch, weil sie es so will. Das Problem entsteht, wenn nicht nur eine Person etwas erreichen möchte, sondern noch ein Lebewesen mit dran hängt. Wir haben es dann nicht mit einer individuellen Meinung zu tun, sondern sogar mit Dreien. Der Pferdemensch, das Pferd selbst und die Beziehung, die beide miteinander führen. Jede Beziehung ist einzigartig und in jeder Beziehung zeigt jeder unterschiedliche Facetten seines Charakters. Kommt dann der Wunsch, dass der Mensch mit seinem Pferd etwas Bestimmtes erreichen möchte - z. B. freie Bodenarbeit - dann sucht er sich einen Trainer, der wiederum eine bestimmte Methode hat, wie Pferd und Mensch das auf einem schnellen Weg erreichen. Aber: Das Pferd wird nicht gefragt. Es wird einfach gemacht, während das Pferd eher kommuniziert, dass ihm gewisse Aspekte daran einfach nicht passen, wird trotzdem strikt weiter drüber "trainiert". Dann heißt es: "Der ist dominant / charakterstark - da musst du strenger werden!" oder "Der ist unwillig, schau, dass du ihn mehr motivierst." - und der Mensch pfeift daraufhin mit Peitsche durch die Luft - oder holt ein Leckerli nach dem anderen aus der Tasche... Flexible Kommunikation Die Weltsprache ist die Herzensenergie. Unser Magnetfeld / Aura und deren Informationen ist die wichtigste Kommunikationsebene - nicht nur bei den Pferden, sondern bei allen Lebewesen. Wir Menschen mussten eine Sprache entwickeln, weil wir ohne unsere "Erfindungen" schon längst ausgestorben wären. Jedoch verlernten wir durch die Sprache den Sinn für die energetische Kommunikationsebene (wobei das durch sehr viele hochsensible Menschen momentan wieder zurück kommt). Natürlich ist die richtige Körpersprache als Unterstützung genauso wichtig, aber vieles kommt dann intuitiv (denn auch die Körpersprache und das sich gegenseitig Lesen und interpretieren ist in einigen Teilen Artübergreifend). Würde man nun als Einzelperson Yoga lernen wollen (wie im ersten Beispiel mit der Methode), könnten wir auch durch Kommunikation alles lernen. Der Weg ist dann vielleicht nicht der schnellste und einfachste (wobei das wieder Ansichtssache ist) - aber definitiv der Beste. Da alles auf den Menschen individuell abgestimmt wird. Denn der kann sagen, dass etwas nicht ganz passt, der Lehrer kann darauf eingehen und andere Wege finden, wie die Person dennoch Yoga lernen kann. Vielleicht muss die Person mehr Atemübungen machen, zuerst zur Massage gehen oder irgendetwas anderes, was ihm hilft beim Yoga besser zu werden. Der Weg ist nicht straight und nicht schnell, aber nachhaltig und ganzheitlich. Genauso verhält es sich beim nächsten Beispiel: Die freie Bodenarbeit. Der Pferdemensch sucht sich also jemanden, der ihm zuerst erklärt, wie die Physiologie und Psychologie der Pferde aufgebaut ist, welchen Charakter das Pferd hat und ob es in der derzeitigen Beziehung überhaupt angebracht ist, das lernen zu wollen. Es wird alles - wie beim Yoga-Beispiel - berücksichtigt und wenn es dann soweit ist, wird das Pferd ganz genau beobachtet, ob es wirklich damit einverstanden ist, was passiert. Wenn es dann mitteilen sollte, dass es ihm nicht passt, wird hingesehen, warum das so ist. Vielleicht muss der Mensch zuerst seine Körperbewegungen geschmeidiger und bewusster werden lassen. Oder die Beziehung muss durch andere Unternehmungen fundierter aufgebaut werden. Vielleicht ist der Mensch zu unsicher oder ängstlich und muss erst diese Themen bei sich selbst ansehen und auflösen. Der Unterschied Eine Methode zeigt dir einen vorgefertigten - bestimmt sehr guten und einfachen - Weg, wie du etwas auf eine bestimmte Weise erreichen kannst. Viele Methoden sind teils auch individuell anpassbar, jedoch immer mit dem Ziel "das Ziel" zu erreichen. Es wird weniger hinterfragt, ob der Mensch noch andere Dinge dafür braucht, bevor es weiter geht, sondern es wird gezielt nur diesen Weg gegangen. Gerade im Pferdetraining wird dann noch weniger Rücksicht genommen. Das Individuum Pferd hat kaum bis gar keine Einspruchsmöglichkeiten. Zwar werden die Ziele durch die Methoden erreicht, aber meist auf Kosten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Und das Schlimme: Dadurch, dass das Pferd nun wie gewünscht "funktioniert", bemerkt das der Pferdebesitzer gar nicht... Bei der Kommunikation wird immer darauf geachtet, alles anzusprechen und dementsprechend zu handeln. Das Pferd bekommt ein großes Mitspracherecht und darf sich gezielt zu Allem äußern. Es wird dann nicht nur der Druck kurz raus genommen, sondern es wird ganz genau überprüft, warum das Pferd z. B. durch das Ohren anlegen gesagt hat, dass ihm die Energie des Menschen nicht passt. Dann wird kommuniziert, ob der Mensch vielleicht Angst hat, unsicher ist oder andere ablehnende Energien hat. Ist das nicht der Fall, wird überprüft, ob das Ziel denn überhaupt erreichbar ist. Warum soll man ein dominantes Pferd brechen? Solange mir ein dominantes Pferd während der Freiarbeit gefährlich werden könnte, mach ich diese Unternehmung nicht. Denn dann stimmt das Fundament noch gar nicht . Hat zum Beispiel eine unsichere Person ein dominantes Pferd, dann ist nicht "Freie Bodenarbeit" das Ziel, sondern die Entwicklung des Menschen. Der Mensch hat nicht umsonst so ein Pferd gewählt, ein Pferd welches sich seiner sicher ist, sich toll findet und genau weiß was es will. Es führt seinem Menschen genau vor Augen: Das bist auch du! Das kannst auch du erreichen! Wenn wir also zuhören und wirklich echt und natürlich kommunizieren, ist so viel mehr möglich. Natürlich können ausgesprochene Wahrheiten auch einmal weh tun, aber lieber so, als eine Beziehung, die auf Methoden basiert und damit fällt oder steht mit dem, wie stark man die Methode durchsetzt. Auf Upspeak habe ich einen Speak veröffentlicht, in dem ich etwas ausführlicher auf die Beziehung zwischen Mensch und Pferd eingegangen bin - hier gelangst du zu Upspeak

  • So fand ich zum friedvollen Umgang mit Pferden

    Seit 1995 gehören Pferde fest zu meinem Leben. In diesem Blog-Eintrag möchte ich dir von meinem persönlichen Weg erzählen, wie ich zum friedvollen Umgang fand und meine Leidenschaft zum Beruf machte... Keine Lust zu lesen? Dann hier den Blogeintrag hören! 1999 ging es los - mein erster, richtiger Reitunterricht. Davor wurde ich immer wieder auf Ponys ausgeführt, nun war ich alt genug, mich mit eigener "Kraft" mit dem Pferd auseinander zu setzen. Ganz klassisch im Reitverein ritten wir in der Abteilung im Kreis, in einer viel zu kleinen Halle mit viel zu vielen völlig unausgeglichenen Pferden. Während jeder Reitstunde gab es eine Situation, ein Geräusch von der Tribüne, welches jedes Pferd nur zu gerne zum Anlass nahm, um durchzugehen und sich seiner lästigen Reiter/innen zu entledigen. Auch ich fiel jedes Mal - die Konsequenzen: Luftnot, Gehirnerschütterung, zusammengequetscht zwischen Pferdekörper und Hallenwand, am Boden liegend, während die Pferde über mich drüber sprangen... Ein Reitlehrer, der irgendwelche Kommandos im militärischen Stil durch die Gegend brüllte und sich einen Spaß daraus machte, den an ihm vorbeireitenden Pferden mit Hand oder Gerte einen Schlag zu verpassen. Kein Wunder, dass ich vor jeder Reitstunde voller Angst war. Doch es waren nicht nur die Reitstunden - richtig schlimm war das Putzen und Satteln der Pferde, falls sie nicht schon in den vorherigen Reitstunden "verwendet" wurden. ​ Die Pfleger/innen benannten die Schulpferde auch liebevoll nach ihren Macken. Manche Pferde webten oder koppten, andere bissen, traten oder griffen den Menschen an, wenn man nur an den vergitterten Innenboxen vorbei ging. In der dunklen Sattelkammer roch es immer klamm und etwas schimmlig. Die Trensen und Sättel wurden brüderlich unter mehreren Pferden geteilt, so hatte auch jedes Schulpferd Sattelzwang. Kein Pferd sah das Tageslicht frei - nur kurz, wenn es in die Halle gebracht wurde, einmal in der Woche im Gelände (aber auch nur noch ein weiteres Mal, wenn es sich benahm, ansonsten wurde es für den nächsten Ausritt "gesperrt") und wenn es mal kurz frei hatte und eine/r der Pfleger/innen die Zeit hatte, wurde es mal an der Hand für 10 Minuten grasen gelassen. Richtig frei in einem Herdenverband waren sie kein einziges Mal. Dennoch blieb ich dort fast fünf Jahre - wer sagt einem schon, dass es auch ganz anders geht? Wenn man nur diese Umstände kennt? Zwei Situationen brauchte es, um mich endlich wach zu rütteln: Die Erste war, als ich die rossige Stute Susi in die Halle führte und sie mich nicht aufsteigen ließ. Ich tanzte mit ihr im Kreis herum, alle saßen schon im Sattel, als der Reitlehrer donnernd auf mich zu kam. Er packte Susi am Gebiss, holte mit seiner geballten Faust aus und boxte ihr so lange in den Bauch, bis sie zitternd, mit blanker Panik in den Augen, stehen blieb. Triumphierend sah er mich an und bellte, dass ich jetzt aufsteigen könne... Die zweite Situation fand direkt vor der nächsten Reitstunde statt. Obwohl ich noch eines der Schulpferde fertig machen sollte, schmiss ich alles hin und verkündete, dass ich nie wieder her kommen würde. Der Reitlehrer meinte daraufhin nur: "Ja, das werden wir sehen." Ich habe meine Versprechen eingehalten. ​ Es waren ein oder zwei Jahre in denen ich sporadisch mal hier und da Unterricht nahm, aber nirgends wirklich zufrieden war. Die Gewalt hörte bei den Pferden nicht auf, die Reitlehrer wurden selbst zu ihren Schülern gehässig, wenn nicht sogar unverantwortlich. Ich kann mich noch an eine Stunde zu gut erinnern. Springstunde auf Ponys und ich war noch nicht mal richtig sattelfest. Denn außer Kampf und irgendwie auf dem Rücken des Pferdes zu bleiben, hatte ich in den vorherigen Jahren nichts gelernt. Die Reitlehrerin erklärte mir nicht einmal wie ich mich beim Sprung bewegen sollte, geschweige denn, dass sie die Stange vom großen Sprung, für mich erst einmal einfach auf den Boden gelegt hätte. Natürlich fiel ich kopfüber vom Pony. Beim zweiten Mal ebenso, gelähmt von der immer größer werdenden Angst. Der Kommentar der Reitlehrerin: "Stell dich nicht so an! Ist ja lachhaft, was du da machst!..." usw..., anstatt mir zu erklären, wie ich es richtig machen kann. Obwohl ich nicht eine einzige Situation hatte, in der ich bemerkte, dass Pferde eigentlich ganz anders sind, als ich sie zunehmend kennen lernte, hatte ich weiterhin dieses Gefühl, dass es irgendwie auch anders gehen muss. Und suchte immer weiter. Ich ging nicht mehr zu Reitstunden, sondern ritt mal hier, mal da und wenn dann auch nur ins Gelände aus. ​ 2005 stieg ich dann auf das Westernreiten um. Zuerst sehr begeistert, stellte ich fest, wie ruhig und gelassen alle Schulpferde waren. Und es eher Einzelstunden gab und wenn in der Gruppe, waren wir maximal zu viert in einer sehr großen Halle. Die Mentalität gefiel mir so viel besser, alle waren so gelassen und die Pferde wurden immer am langen Zügel geritten. 2006 bekam ich dann auch meine erste Reitbeteiligung, einen Araber-Mix namens Shantan. Mit ihm zusammen ging ich auf Ralley- und Orientierungsritte, zu Heimturnieren und besuchte allerlei Kurse. Er war so wunderbar unkompliziert, ein absolutes Verlasspferd. Er lehrte mir Geduld und Kreativität und vor allem auch Trainer zu hinterfragen. Kurz darauf wurde er mein eigenes Pferd. Mit ihm zusammen fand ich erstmalig das, was ich all die Jahre vorher gesucht hatte: Ich fand das Vertrauen zu Pferden. Mein damaliges Wissen, gerade auch im Bereich Horsemanship und dem gymnastizierenden Westernreiten, konnte ich bereits in dieser Zeit gut weiter geben und gab mit Shantan Reitstunden. Mir war es wichtig, das Pferd zu verstehen und ganz individuell auf jede Situation einzugehen. So brauchte er an einem Tag etwas ganz anderes, wie an einem anderen Tag. Dadurch, dass ich (damals noch unbewusst) sehr feinfühlig für seine Bedürfnisse war, wurde er umso bockiger, wenn diese nicht erfüllt wurden. So wurde er unreitbar für meine damalige Reitlehrerin - für mich und meine Schüler war er jedoch das perfekte Pferd. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sie während dem Reitunterricht zu mir sagte: "Dein Pferd ist noch nicht broken, der hat noch einen zu starken Willen". So verabschiedete ich mich auch langsam vom konventionellen Westernreiten... 2009 brachte dann mein Freiberger Néo alles wieder durcheinander Alles, was ich mit Shantan gelernt hatte, funktionierte mit ihm einfach nicht. Auch wenn mein Araber-Mix ein gutes Temperament hatte, kam er nicht an Néo heran, wenn dieser da stand, seinen ganzen Körper anspannte und den Hals hoch streckte und bog wie ein Hengst. Er fing an, im Zirkel auszubrechen, egal ob an der Longe oder im Sattel. Er wurde Meister im sich-los-reisen. Im Gelände verwandelte er sich zu einem schnaubenden Drachen und suchte, selbst wenn andere Pferde dabei waren, gerne mal das Weite. Doch wenn er nur so gewesen wäre, dann wäre er zumindest berechenbar gewesen. Aber nein, dieses Verhalten zeigte er unwillkürlich, zu den unterschiedlichsten Situationen, absolut unvorhersehbar. Mal war er das Verlass-Pferd Nr. 1 - besonders wenn andere Pferde schon schier durchdrehten, ließ ihn das alles ziemlich kalt. Aber wehe da war was, was sonst niemand registriert hatte. ​ Völlig ratlos stolperte ich von Trainer zu Trainer, brachte ihn zum Beritt - bei dem alles noch schlimmer wurde - und suchte mir eine Reitbeteiligung, damit ich nicht alleine damit fertig werden musste. Ich brauchte so viel Aufmerksamkeit für ihn, dass ich Shantan meiner langjährigen Reitbeteiligung verkaufte. Als letzten Ausweg sah ich nur noch eine Ausbildung für mich: Ein Praktikum bei Shayne Jackson, Buck Brannamans treusten Schüler 2014 machte ich mich also für ein Praktikum auf die Reise nach Montana (wie es für mich lief, kannst du hier lesen ) und brach dieses aber frühzeitig ab. Von diesem Moment an hatte ich mich dann vollends vom Westernreiten und Horsemanship verabschiedet. Auch wenn die physische Gewalt "nur" sporadisch sichtbar war, also anders, wie ich es im Reitverein kennen gelernt hatte, bemerkte ich, dass hier viel mehr mit psychischer Gewalt gearbeitet wurde. Was fast noch schlimmer war. Denn ich sah nur aufgegebene Pferdeaugen... Das Ruhige, Liebe war einfach nur eine gebrochene Seele. ​ Dann hörte bzw. las ich zum ersten Mal von Bent Branderup. Ich verschlang sein Buch und seine dreiteilige DVD Reihe. Zudem flossen auch Maksida Vogts Gedanken in meinen Umgang mit ein und ich integrierte Freiarbeit fest in unsere gemeinsamen Unternehmungen. Auch wenn unsere Beziehung freundlicher wurde, war ich immer noch nicht ganz überzeugt. Der Blick von Néo war einfach komisch. Ich konnte nicht genau sagen, was ich komisch fand, es fühlte sich einfach noch nicht wirklich richtig an... Ich nahm dann an verschiedenen Seminaren mit Bent Branderup selbst und anderen lizenzierten Trainern teil und besuchte ein paar Mal einen Akademischen Reitunterricht, um auch von fremden Pferden zu lernen. Dieses feine Reiten faszinierte und inspirierte mich sehr, was mich dann dazu veranlasste, Néo und mich zur Ausbildung zu bringen. Ich verbrachte dort eine wundervolle und lehrreiche Zeit und nahm einige wichtige Erkenntnisse mit. Das Grundkonzept der Akademischen Reitkunst war genau das, was ich all die Jahre gesucht hatte - zumindest wenn es um das Reiten ging. Dennoch fiel Néos Meinung zu diesem Weg ebenfalls nicht durchwegs positiv aus Es schien, als wäre er in eine Depression gefallen. Das einst so stolze Pferd, ließ sich noch mehr hängen, als zuvor. Zwar war er dem Menschen sehr zugetan und hatte dadurch im Gelände an Sicherheit gewonnen, aber es fehlte ihm etwas... So wie auch mir etwas fehlte... Fast zeitgleich, als ich die Akademische Reitkunst fand (2014 / 2015), fand ich auch zu chi horsing von Alexandra König . Ich besuchte einige Seminare und ließ mich letztendlich auch komplett darauf ein ( hier kannst du nachlesen, warum ich mich dafür entschied ), veränderte meine berufliche Situation und fuhr dann mit Sack und Pack zu ihr nach Dorfreit, um bei der einjährigen Ausbildung " Talentschmiede " mitzumachen. Ebenfalls zur gleichen Zeit, in der ich zur Akademischen Reitkunst und chi horsing fand, trat auch Nicki (ehem. Ulrica, geb. Mai 2015) unserer "Herde" bei. Ich lernte sie im Oktober 2015 kennen und kaufte sie im November desselben Jahres. Ich kann nicht erklären, wie perfekt sie unsere kleine Herde abrundet...  März 2017  kam meine PRE Stute Nicki zu uns nach Hause Im Dezember 2017 fuhr ich also mit meiner Herde zu Alexandra König. Gerade bei ihr bekam ich endlich die Antworten, die mir sonst kein Trainer beantworten konnte. Ich habe noch nie so große Veränderungen durch einen Wechsel von methodischem Vorgehen und echter Kommunikation von anderen Pferd-Mensch-Paaren miterlebt und bekam ein völlig neues Verständnis für die Psyche der Pferde. Durch die Teilnahme an allen Seminaren während des Talentschmiede-Jahres, bekam ich so viele unterschiedliche Einblicke in die verschiedensten Mensch- und Pferd-Charaktere. Es war ein unglaublich schönes Jahr, voller neuer Erkenntnisse und Entwicklungen und es brachte uns weiter, als all die Jahre zuvor Ende November 2018 fuhr ich schweren Herzens wieder nach Hause, lies das Gelernte sacken und trat ein in die Selbstständigkeit als Beraterin und Pferdedolmetscherin. Es ist mir eine Freude, Menschen und Pferden beiseite zu stehen, ein Stück ihres Weges unterstützend zu begleiten und sie dann wieder ihren eigenen Pfad weiter gehen zu lassen - voll mit neuem Input und Möglichkeiten. Gerade, weil ich mich schon immer neben den Pferden auch für die menschliche Psyche interessierte, habe ich in diesen Bereichen auch wertvolles Wissen angesammelt. Auch heute bilde ich mich natürlich noch in vielen Bereichen laufend weiter, weil ich der Meinung bin, dass wir niemals aufhören zu lernen. ​ Meine Pferde bestimm(t)en meinen Weg Früher war mir noch nicht klar, wie viel ich eigentlich richtig machte - einfach aus dem Bauch heraus. Ich ließ mich viel zu schnell verunsichern und hinterfragte eher mich, als erfahrenere Pferdemenschen. Heute weiß ich, dass diese "erfahrenen" Pferdemenschen auch nur etwas nachplapperten, was ihnen gesagt wurde. Dass sie sich gezwungen fühlten mich zu belehren sagte wiederum viel über sie selbst aus. Gerade mit meinen Pferden durchlief / durchlaufe ich so unglaublich unterschiedliche Wege. Jedes Individuum erklärte mir etwas anderes. Deswegen können einheitliche Methoden einfach nicht funktionieren - weil wir alle viel zu unterschiedlich sind. Warum einiges dann doch bei vielen funktioniert, ist weil das Lebewesen (also Pferd oder Mensch) passend gemacht wird, anstatt die "Methode" dem Lebewesen anzupassen (wie ich es eher praktiziere, wenn denn eine Methode notwendig wäre). Araber-Mix "Shantan" Mit ihm zusammen unternahm ich so viel - und alles in einer unglaublich schönen Leichtigkeit. Keine Sorgen, keine Ängste. Es war alles so unbeschwert mit ihm. Das Verlasspferd meiner Träume: temperamentvoll, aber mit nichts zu erschrecken. Selbst auf einer Motocross Strecke konnte er dösen - wurde aber hitzig, wenn es um langen Strecken-Galopp oder -Trab ging. Er war in sich einfach absolut berechenbar. Deswegen lernte ich gerade mit ihm zusammen das Vertrauen. Bei ihm wirkten die Druck und Dominanz Methoden gut, da er selbst ein Chef war. Egal bei wem, egal wo, er war immer der Chef. Ihm machten diese Dinge nichts aus, weil er sowieso flink war, sich gerne bewegte und ihm meine Energie gefiel. Er empfand, dass ich in dieser Rolle zu ihm authentisch genug war und ließ es zu. Dennoch konnte ich niemals eine Beziehung zu ihm aufbauen. Wir waren vielleicht Kumpels, ich war der Boss und er war der Vize Boss. Mehr aber auch nicht. Diese innige Beziehung, die ich mit Néo und Nicki aufbauen durfte, hatte ich mit Shantan nicht einmal. Dafür ging ich nicht tief genug auf ihn ein. Ich kratzte an der Oberfläche - für uns war das aber während unserer gemeinsamen Zeit genug. Trotz unserer eher oberflächlichen Verbindung konnten wir einige Dinge zusammen erleben. So nahm ich bei vielen Ralley- und Orientierungsritten teil, war bei einem Wanderritt über zwei Tage dabei und startete zwei Mal (1x mit ihm und 1x mit Néo und meine RB ritt Shantan) bei einem Distanzritt von 32 km. Ich lernte viel von ihm, aber dadurch, dass wir gut miteinander klar kamen, ging der Weg auch nicht weiter. Unsere Zweisamkeit war ausgeschöpft, er brauchte nicht mehr von mir und ich lernte somit auch nicht mehr von ihm. Dennoch brachte er mir das Fundament und das Vertrauen, ohne welches ich mit Néo aufgeschmissen gewesen wäre. Freiberger "Néo" Bereits mit einem Jahr eingefahren, mit zwei Jahren eingeritten und mit Ende zwei Jahren an mich verkauft. Dieses Pferd hatte so gut wie keine Kindheit. Und dennoch strahlte er eine unglaubliche Energie aus. Er wickelte mit seinem Auftritt nicht nur mich, sondern auch sofort meine Eltern um den Finger. Seit 2009 ist er nun an meiner Seite und mit ihm begann der Weg... Am Anfang wollte er nur weg, weg von mir, weg von meinen "Methoden" und weg von allem. Er sprang über Schubkarren (beim Misten), rannte durch Stromzeune, brach an der Longe aus, widersetzte sich beim Reiten und verabschiedete sich im Gelände. Ich stieß auf eine Herausforderung, der ich mich zu häufig nicht gewachsen fühlte. Es gab Zeiten, da wurde ich so an meine Grenzen manövriert, dass ich auch an einen Verkauf dachte. Selbst meine Eltern redeten mir häufig zu, dass ich ihn doch endlich verkaufen sollte, da sie selbst mitbekamen, wie stark er an meinen Nerven zog. Ich durchlief mit ihm meine Depression, meinen Burnout und meine Aufbauphasen. Ich durchlief mit ihm unglaublich wundervolle und ganz furchtbare Momente. Er zeigte mir, dass ich lange noch nicht alles wusste. Er zeigte mir, dass ich einen falschen Lebensweg eingeschlagen hatte und er zeigte mir, wie viel Chaos in mir war. Aber gerade durch diese Konfliktsituationen lernten wir uns in ganzer Tiefe kennen. Wir gingen gemeinsam einen Weg und mussten diesen auch gemeinsam irgendwie bewältigen. Ich lernte von so vielen Pferdemenschen und versuchte die Konzepte mit ihm umzusetzen. Aber er war regelrecht allergisch gegen Druck. Allgemein gegen festgefahrene Lösungswege. Er ist einfach zu intelligent dafür, es langweilt ihn. Zwar will er auch immer gefallen und versucht sein Bestes, aber nur, wenn ihm gebührend Aufmerksamkeit und Spaß gegeben wird. Durch ihn lernte ich wirklich alles zu hinterfragen - nicht nur mich, sondern vor allem Trainer. Er zeigte mir, dass mein Lebensweg definitiv etwas mit Pferd und Mensch zu tun hat. Er veranlasste mich dazu, endlich mit diesen "Übungen" aufzuhören und viel flexibler zu kommunizieren. Er erschütterte mich zwar bis in meine Wurzeln, baute mich aber voll neuer Erkenntnisse und Erfahrungen wieder auf. Mit ihm habe ich diese innige Beziehung, diese freie Verbindung, die nicht mehr abbrechen wird. Er ist mein großer Lehrmeister und ich bin mir sicher, dass er niemals damit aufhören wird - und darüber bin ich sehr froh, so lerne ich stetig mehr und mehr von ihm. Pura Raza Española "Nicki" Mit Nicki wollte ich einen Traum erfüllen, von einem unberührten Pferd, ohne Schaden, ohne Traumata. Deswegen entschied ich mich bereits ein paar Monate nach ihrer Geburt (29.05.2015) für sie. Wie sie da auf der Weide stand, zwischen mir und dem bellenden Hofhund, diese Weisheit und Ruhe, die sie ausstrahlte, obwohl sie noch so jung war... Sie hat mich von Anfang an zutiefst beeindruckt. Ich fuhr maximal ein Mal die Woche zum Zuchtstall, in dem sie aufwuchs und es bestätigte meine Gedanken, dass man selbst in so großen zeitlichen Abständen eine Beziehung zu einem Pferd aufbauen kann. Es dauerte nicht lange und sie wusste, dass wir zusammen gehörten. Sie kam immer her, ließ sich kraulen und genoss die Zeit mit mir. Auch den ersten Spaziergang vollzogen wir gemeinsam. Am Anfang dachte ich noch, ich müsse mit ihr Führübungen machen, was ich aber recht schnell sein ließ. Seitdem habe ich nicht eine Sache mit ihr geübt. Weder Stehenbleiben, Rückwärtsgehen, Antraben oder Ähnliches. All das geschieht in der Situation selbst und wird dann kommuniziert - ich bin heute noch erstaunt darüber, wie gut es jedes Mal funktioniert. Nicki ist vom Wesen her unglaublich harmoniebedürftig (wie auch ich), dennoch kann sie mir genau sagen, wenn sie etwas nicht machen möchte. Aber das hat dann meistens auch mit meiner Energie zu tun - oft ist es mein Ehrgeiz, den sie versucht zu zügeln. Auch wenn ich hoffte, ein fast unberührtes Pferd zu bekommen, wurde das allgemeine Fohlen ABC mit ihr sporadisch durchgeführt. Erschreckend war, dass sich selbst nur durch die wenige Arbeit einige schlechte Erfahrungen manifestiert hatten. So hatte sie am Anfang regelrecht Angst vor dem Halfter, ließ sich mit der Bürste gar nicht berühren und setzte sofort zur Flucht an, wenn sie den Hufkratzer sah. Als ich ihr in ihrem neuen Heim unseren Reitplatz zeigte, sah sie mich fast schon flehend an, während sie wie automatisiert anfing, um mich herum zu laufen. Ihre Erleichterung war unübersehbar, als ich ihr zu verstehen gab, dass sie das nicht mehr machen musste. Gemeinsam überwanden wir die Problematiken. Sie zeigt mir das Urvertrauen und das Vertrauen in mich selbst, fordert mich auf, aus mir heraus zu gehen und mein "Ding durchzuziehen". Nicki ist für mich das Paradebeispiel, dass selbst eine "Jungpferderziehung" absolut friedvoll ablaufen kann, ohne dass dafür irgendwelche Bodenarbeit nötig gewesen wäre. Sie ist immer superfreundlich und versucht jedes Mal ihr Bestes. Sie ist mein Engel, sie versprüht für mich die Leichtigkeit, die ich dringend brauchte nach den vielen Strapazen mit Néo - die perfekte Ergänzung für unsere Dreier-Herde. Der friedvolle Umgang Shantan war der erste, der mir sanft und leise zeigte, dass es andere Wege gab. Er brauchte nicht viel, um glücklich damit zu sein. Néo war dann doch der härtere Brocken. Er führte mich noch tiefer hinein und ließ mich nach wirklich friedvollen Lösungen suchen. Nicki bestätigt meinen gefundenen Weg und zeigt mir auf unterschiedliche Weisen, wie ich diesen noch verfeinern kann. HINWEIS: Dieser Blog-Eintrag wurde am 02.08.2019 veröffentlich und beschreibt meinen Werdegang von 1995 bis 2019. Seitdem haben sich viele Dinge in mir und um mich herum verändert - neue Erkenntnisse und Erfahrungen sind hinzugekommen. Alles, was nach diesem Datum passiert ist, ist in diesem Beitrag nicht mehr enthalten. Wie der aktuelle Stand ist, kannst du auf meiner "Über mich" - Seite nachlesen. <3 Christina

  • Der Umgang mit dem Thema "Perfektionismus"

    Ich bin ein Perfektionist durch und durch. Diese Website hier zum Beispiel habe ich bereits zig Mal neu überarbeitet, viele Projekte geistern erst als Ideen in meinem Kopf herum, bis sie ausgereift genug sind, um sie anzugehen und wenn ich etwas mache, dann muss es richtig gut werden, sonst bin ich unzufrieden mit mir... Kennst du das auch? Das Streben nach Perfektion ist sehr weit verbreitet, es fesselt uns, raubt Energie und macht unglücklich. Dennoch sollten wir das Streben nach Perfektion nicht nur im Schatten sehen, es hat auch seine hellen und guten Seiten. Wie das alles genau aussieht, erfährst du hier. So kann das Streben nach Perfektion in dir entstanden sein Perfektionismus ist in den Genen vorprogrammiert. Das heißt, dass dieses Streben vererbt wird. Die Umwelt (also Erziehung, Schule, Freunde, Arbeit usw.) beeinflussen letztendlich nur noch, wie stark und in welche Richtung sich der Perfektionismus in dir ausprägt. Wenn von dir schon immer Leistung verlangt wurde, wenig Akzeptanz und Nähe zugelassen wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du nun heute dasselbe mit dir machst. Und das ist natürlich nicht gesund. Falls dir jedoch immer Nähe, Akzeptanz und Liebe gegeben wurde, so prägt sich bei dir kein Leistungsgedanke aus, sondern Gewissenhaftigkeit - was ebenfalls etwas mit Perfektion zu tun hat, jedoch ohne der Schattenseite des Verurteilen und Selbsthass. Bleiben wir bei der ersten Variante, denn sonst würdest du diesen Eintrag nicht lesen. Ich denke bei dir lief es ähnlich, du wurdest bestraft, wenn du Fehler gemacht hast, bekamst Hausarrest, wenn du frech warst und nur dann Anerkennung, wenn du eine gute Note oder eine andere gute Leistung vollbracht hast. Selbst wenn du etwas getan hast, wurdest du angemeckert, da es in den Augen deiner Eltern, Lehrer, etc. nicht gut genug war... Oder du wurdest geschimpft, weil du etwas fallen hast lassen... In der ganzen Kindheit und Teenagerzeit lernst du also, dass du nur etwas Wert bist, wenn du gute Leistung bringst und Fehler vermeidest - und dieser Mix lässt dich irgendwann sehr unglücklich werden. Was dein Perfektionismus mit dir anstellt Umso länger du also damit lebst und vor allem auch: danach lebst, umso fester manifestiert sich der Perfektions-Gedanken in deinem Kopf. Neben dem Verurteilen bei schlechter Leistung oder Fehlern, krabbeln noch ganz viele andere "Auswüchse" hervor, gesellen sich dazu und machen dir das Leben noch schwerer. Es entwickeln sich Ängste, Stress, Vermeidungsstrategien, Zwänge und kann bis zum Burnout bzw. zu einer Depression führen. Umso länger du angespannt mit deinem Perfektionismus lebst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du ebenfalls an Tinnitus erkrankst oder andere psychosomatische Krankheiten bekommst, die von diesem Thema herrühren. Denn mit der Zeit saugen sich deine Zellen mit dieser Information voll und erkranken dann auf Sicht- und spürbarer weise. Deswegen ist es an der Zeit, den Schlüssel hervor zu holen, ihn in das Schloss stecken, die Käfig Tür zu öffnen und in die Freiheit zu treten! Aber pass auf dich auf, dass du diese Schritte nicht auch mit der Perfektion gehst, sonst schreitest du aus dem Käfig mit gefesselten Händen hinaus und bist eigentlich immer noch gefangen... So trittst du in die Freiheit Da also Perfektionismus angeboren ist, können wir diese "Eigenschaft" nicht einfach ausradieren. Wir können sie aber umwandeln, es für etwas positives nutzen. Denn auch wenn das Streben nach Perfektion nicht leicht zu händeln ist, hat es ein unglaublich wertvolles Potential, was es für dich bereit hält! Zu aller erst darfst du deinen Perfektionismus in Liebe annehmen. All deine Akzeptanz darauf legen, ihm liebend und schützend umarmen... Denn dahinter versteckt sich dein inneres, kleines, ungeliebtes Kind. Mach dafür deine Augen zu und stell dir diesen Prozess Gedanklich vor. Versuche die Gefühle hervor zu rufen, die du dir immer verwehrt hast: Wertschätzung, Dankbarkeit, Akzeptanz, Liebe... Wenn das zu schwer ist, dann stelle dir nur das Bild vor, wie du dieses kleine Kind in dir umarmst. Fühle in dich hinein, was du dabei fühlst. Lass es raus, wenn es raus möchte. Sage dir im Kopf (oder schreibe es dir auf) folgendes: Ich akzeptiere meinen Perfektionismus. Ich möchte weder dagegen ankämpfen, noch mich davon leiten lassen. Meine Vergangenheit ist machtlos über meine Gegenwart. Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin. Ich liebe meine Fehler, meine Makel und meine Unvollkommenheit - denn das ist es, was mich interessant und liebenswert macht. Ich nehme mein inneres Kind behütend an die Hand, um ihm meine Kraft und Liebe zu geben. Ich bin dankbar für meinen Perfektionismus und die Erfahrungen, die ich bisher damit gemacht habe. Heute entscheide ich mich dazu, ihn auf meine Art, bewusst für mich zu nutzen. Es geht hier also sehr viel um dein verletztes, inneres Kind und die Liebe und Akzeptanz, die du dir verwehrst. Wenn du also anfängst, dich mit mehr wärme zu durchströmen, fällt es dir auch leichter in gewissen Situationen zu sagen: "Ach egal, ich lass das jetzt so", ohne dass deine Perfektions-Alarmglocken anspringen und du dich beschimpfst, weil es nicht gut genug geworden ist. Und selbst wenn du in die Falle deines Perfektionismus hinein tappst, dann entspann dich. Sei nicht wütend auf dich, denn dann würde wieder die Perfektion aus dir sprechen. DER SCHLÜSSEL IST ALSO AKZEPTANZ, DAS SCHLOSS DIE (SELBST)LIEBE UND DAS ÖFFNEN DEINER KÄFIGTÜR, DAS BWUSSTE LENKEN DEINER GEDANKEN Am Anfang ist es schwer, es widerstrebt dir bestimmt Akzeptanz dafür aufzubringen, wenn es dir bisher so viel Leid gebracht hat. Deswegen ist es wichtig auch die lichte Seite davon zu erkennen. Denn eine gesunde Perfektion kann für dich ein wertvolles Instrument deines Erfolgs werden. Du bist von Haus aus ein gewissenhafter Mensch, der einen extrem hohen Qualitätsanspruch hat. Du entwickelst dich stetig weiter, liest bestimmt viel und eignest dir allgemein sehr viel Wissen an. Wenn du etwas erledigen sollst, dann wird es immer gut - du kannst dich also immer auf dich und deine Leistung verlassen, so wie es auch andere können. Im Endeffekt hat das nur positive Seiten, die dir gerne dienen wollen. Du darfst nur lernen bewusst damit umzugehen - und das geht nur, mit einer entspannten Sichtweise (und den oben genannten Punkten - Akzeptanz usw...). Wenn der erste Schritt schwer fällt Gerade als Perfektionist leidet man oft unter der Vermeidung - denn wenn man nichts tut, dann kann man auch keine Fehler machen. Das ist aber kontraproduktiv, denn so breitet sich das Ganze natürlich noch weiter negativ aus und hält dich fester und fester im eisernen Perfektionismus-Griff fest. Am einfachsten geht es, wenn du mit etwas Kleinem anfängst, es erledigst, einmal überprüfst und dann weglegst. In dem Moment können in dir innerlich die Glocken schrillen wie verrückt - du hast zwei Möglichkeiten, wie du gegen dem Gedankenrasen ankommst: Zuerst entfernst du dich von deinem "unvollkommenen" Werk. Dann suchst du dir entweder den inneren, bewussten Dialog mit deinen Gedanken oder lenkst dich mit etwas anderem ab, bis alles abgeklungen ist (das ist aber nicht die Lösung, nur eine Vereinfachung, um am Anfang mit den ersten Schritten klar zu kommen). Setze dir Vertrauen entgegen. Vertraue dir, dass du es schaffst auch ohne 10-Maliger Überprüfung ein Werk zu vollbringen, das sowieso jeden Anderen vom Hocker haut. Mache dich mit dem Gedanken vertraut, dass du Fehler machen wirst. Du wirst auch mal "versagen" und wenn wir dieses Wort genauer betrachten, so hat es nur die Wirkung, die wir ihm zusprechen. Denn damals verwendete man es dafür etwas zu ver-sagen. Also zum Beispiel: "Ich versage den Dienst", = "Ich trete den Dienst nicht an", erst als die Technik kam, nannte man Ausfälle "Versagen" und somit auch Misserfolge des Menschen als "Versagen". Es ist ganz normal Ziele nicht zu erreichen, einen Umweg gehen zu müssen oder Fehler in Form von extrem wertvollen Erfahrungen zu machen. Wie langweilig wäre denn das Leben, wenn wir keine Erfahrungen mehr machen dürfen? Erst wir bewerten es und stufen es als negativ ein - auch hier können wir bewusst mitwirken und Fehler allgemein mit Abstand betrachten und die wertvollen Informationen als etwas Lehrreiches für uns herausziehen. Meine Schritte aus dem Perfektionskäfig Schon in der Schule bemerkte ich, dass mir die Perfektion eher Beine stellte, als dass es gut für mich war. Wenn ich in einer Klausur fertig war, überprüfte ich alles noch einmal (das wurde uns ja so beigebracht) und durch meinen Perfektionismus fand ich natürlich überall Fehler. Nur waren es keine - im Gegenteil. Als ich mich dann bewusst dagegen entschied das Blatt noch einmal anzusehen, verbesserte ich mich teilweise um eine ganze Note. Im Arbeitsleben wurde es dennoch extremer mit meinem Perfektionismus. Mir war es wichtig eine gute Leistung zu vollbringen und so ging es direkt abwärts. Der Entschluss, dass ich Fehler nicht mehr als Weltuntergang sehe und auch Scham und Schuldgefühle nicht mehr so nah an mich heran lasse, hilft mir sehr. Auch heute gibt es immer wieder Situationen, in denen der Perfektionist in mir durchdreht. Ja gut, dann habe ich eben solche Tage, aber ich lasse den vernichtenden Gedanken nicht mehr zu, der mir einreden möchte, dass ich wertlos bin, wenn ich das nicht "perfekt" mache. Ich sehe es heute entspannt, kann auch sagen: "Egal, ich lass es jetzt so" und ohne weiteren Gedanken etwas anderes machen. Ich bin froh über mein Streben nach Perfektion, sonst hätte ich nicht so tolle Dinge gelernt und hätte mich auch im gestalterischen Bereich, sowie im technischen nie so weit entwickeln können. Diese Hartnäckigkeit an etwas dran zu bleiben, bis es für mich fertig ist, ist eine wundervolle Gabe. Nicht aufzugeben und es - wenn es sein muss - 10 Stunden durch zu ziehen oder bis in den frühen morgen an etwas dran zu sitzen. Die Waage ist es, die ausschlaggebend ist, ob es ins ungesunde kippt. Ein Ende muss immer in Sicht sein: Wenn du also vor deinem Werk sitzt und es noch einmal kritisch betrachtest, dann komme deinem negativen Perfektionismus-Gedanken zuvor und sag einfach: "Egal, ich lass es jetzt so!". Und dann lobe dich kräftig! Wertschätzung und Anerkennung ist so wichtig und die holst du nicht nur von Außen, sondern vor allem von dir selbst! Nur wenn du es dir geben kannst, kannst du es auch von Anderen annehmen, weil du dann auch ehrlich offen dafür bist (sonst glaubst du ja den anderen nicht, wenn du es dir selbst noch nicht glauben kannst). Perfektionismus im Umgang mit Pferden So streng wie du mit dir selbst umgehst, so gehst du natürlich auch mit deinem Pferd um. Ich denke, dass du bestimmt bei Widersetzlichkeit oder anderen Verhaltensweisen, die nicht nach deinem Willen gehen, gestresst reagierst, da dein Pferd dir nicht folgt und das deinem Versagen nahe kommt. Die Regeln sind eng gesteckt und das Pferd hat einen gewissen Rahmen, in dem es sich bewegen darf. Wenn es da heraus bricht, dann könnte es sogar sein, dass du dich persönlich angegriffen fühlst. Im Training werden bestimmte Lektionen mehrmals bis ins kleinste Detail geübt, da keins davon gut genug war. Du möchtest Anderen etwas beweisen, dass ihr etwas hin bekommt, was andere nicht schaffen... Egal wie die Perfektionismus-Falle mit deinem Pferd zusammen aussieht, es ist kein glückliches Zusammensein, das ihr da führt. Ich denke, du hast bestimmt auch ein Pferd, dass sich entweder gegen all deinen Regeln widersetzt, oder eines das traurig, gar depressiv ist. Um da heraus zu gehen, ist es wichtig, dass du erst einmal bei dir ansetzt und deinem Pferd eine Pause gönnst. Danach kannst du schauen, wie du die Rahmen und Regeln lockerst, so dass du dich noch wohl fühlst. Reflektiere, was es mit dir macht, wenn dein Pferd Dinge tut, die du vorher bestraft hast. Wie kommst du mit einer geringeren Leistung aus? Kannst du auch loben, wenn es nicht so gut war? Und aufhören, auch wenn das Letzte nicht so gut war? Mit deinem Pferd kannst du noch einmal alles bewusst ansehen, reflektieren und beobachten, ob du deine "Hausaufgaben" gut gemacht hast. Dein Pferd zeigt dir das auf eine, teilweise echt lustige Art und Weise. Und da sind wir gleich beim Punkt: Herzhaftes Lachen - über dich, über dein Pferd, über alles "Unvollkommene" - nimmt die Schwere heraus. Gerade mit unseren Pferden wollen wir bloß keine Fehler machen - bloß nichts falsch machen. Aber auch hier entsteht nur Beziehung, wenn Erfahrungen durch Fehler gemacht werden. Versuch und Irrtum. Trial and Error... Perfekt können wir niemals werden, wir können nur danach streben - mit Humor und Gelassenheit :-) Schlusswort Wer meine Einträge schon kennt, weiß, dass auch hier bei diesem Thema immer nur ein minimaler Teil angesprochen werden kann. Die vielzähligen Facetten kann ich gar nicht durchwegs beleuchten. Aber wir können uns gerne hier in den Kommentaren weiter austauschen, welche Erfahrungen du damit gemacht hast, ob du noch im Käfig sitzt oder bereits frei bist und wie du das geschafft hast.

  • Alles eine Frage der inneren Haltung und das "Wie"

    Der Titel könnte auch lauten „Wie baue ich eine Beziehung zum Pferd auf?“. Ich wollte aber direkt die Antwort dazu als Titel verwenden. Aber es gehört natürlich noch mehr dazu. Im folgenden Beitrag versuche ich einen kleinen Einblick zu geben, wie wir uns als Mensch dem Pferd zuwenden können, um mit ihm in Beziehung zu gehen. Alles was nun erklärt wird, sind nur Beispiele. Es kann niemals mit jedem Pferd pauschal umgegangen werden. Manche Pferde brauchen noch einmal ganz andere Dinge und auch der Mensch sollte das Verhalten des Pferdes individuell für sich reflektieren. Manchmal müssen wir auch erst eine bestimmte innere Haltung oder auch etwas Äußeres im Leben angehen und verändern, bevor wir die Zuwendung unseres Pferdes erhalten können. Unzählige Faktoren spielen eine Rolle und deshalb gibt es einfach keine explizite Anleitung, wie man eine Beziehung zum Pferd aufbauen kann – auch wenn es durch unterschiedliche Medien so beschrieben und gar gelehrt wird. Aber es gibt einen kleinen roten Faden, der sich hindurch zieht und diesen roten Faden möchte ich mit diesem Beitrag vermitteln. Erfüllen der Bedürfnisse als Basis Wer die Pyramide nach Maslow kennt, weiß, dass auch der Mensch auf verschiedenen Stufen, verschiedene Bedürfnisse hat, die befriedigt werden müssen bzw. die zur Befriedigung angestrebt werden. Dieses Modell ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, zeigt aber ganz anschaulich worauf es ankommt. Es gibt also eine Art „Bedürfnis-Treppe“ die immer nur von einer zu nächsten Stufe begangen werden sollte. Niemals darf man zwei oder mehr Stufen auf einmal nehmen, da sonst alles in sich zusammenfallen würde. Es geht immer nur um das Bedürfnis. Steht man also auf der ersten Stufe und weiß, dass immer genug zum Essen da ist, hat man irgendwann das Bedürfnis auf die nächste Stufe zu gehen. Dort steigt wiederum das Bedürfnis nach Sicherheit (passend für das Pferd, die Sicherheit in einer Gemeinschaft, in einer Herde). Und so geht es immer weiter. Deswegen ist das Essenzielle für jede gute Beziehung und überhaupt der Anfang für ein „Training“ auf freiwilliger Basis das Befriedigen der Bedürfnisse. So können wir dem Pferd auf einer ganz zwanglosen und sehr überzeugenden Art und Weise zeigen, dass wir genau wissen, was es braucht, es ganz genau verstehen und sogar in seinem Interesse handeln, bevor es überhaupt bemerkt, dass etwas unangenehm werden könnte. Damit du weißt, welche Bedürfnisse ich meine und wie du darauf eingehen kannst, zähle ich dir hier ein paar der häufigsten auf: 1. DIE PFERDEHALTUNG Natürlich – wie könnte es anders sein – die Grundbedürfnisse MÜSSEN einfach erfüllt sein. Dazu gehört definitiv die Haltung. Das Pferd sollte sich zumindest den kompletten Tag über frei bewegen können; es sollte genügend Knabbermöglichkeiten haben, wie z. B. Heu, Gras, Äste (bzw. allgemein auch dickere Hölzer) und natürlich saisonales Futter (um es optimal bei jeder Jahreszeit zu unterstützen). Außerdem braucht jedes Pferd unmittelbaren Sozialkontakt. Solange Zaun oder Boxenwand dazwischen ist, kann die Energie nicht fließen, die Pferde können sich nicht komplett zeigen und sich somit auch nicht wirklich Kennenlernen. Sie müssen zusammen spielen, sich pflegen, sich reiben und Auseinandersetzungen austragen können. All das hilft ihnen zu erkennen, wer sie wirklich sind (und das wünschen wir uns doch auch?) Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht immer die optimale Lösung gibt. Und oftmals überfordern wir uns damit, etwas Optimales, etwas Perfektes zu finden, vergessen aber darauf zu achten, alle Umstände mit einzuberechnen und tappen somit immer wieder in eine Falle. Als Beispiel: ein unsicheres, energetisches Pferd kommt in eine Herde, in der nur dominante und materielle Pferde sind. Es ist ganz klar, dass sie dieses Pferd in ihrem Kreise nicht sofort akzeptieren wollen. Manchmal erkennen sie mit der Zeit, was sie voneinander haben und lernen können, aber so lange lässt es ein Mensch ja auch gar nicht zu, wenn es sieht, wie ihr Schützling ständig „gemobbt“ wird. Aber das heißt nicht, dass es nun generell und pauschal heißt: „Mein Pferd kann in keiner Gruppe leben, der hat angst, kann sich nicht einfügen und ist lieber alleine, da kann er entspannen…“ Es hat nur noch nicht den richtigen Kreis zum eingliedern gefunden. In der Wildnis zum Beispiel kann es lange dauern, bis Junghengste sich einer neuen Herde anschließen wollen / dürfen. Manche Stuten wechseln sogar ihre Herden, wenn sie sich dort nicht mehr wohl fühlen. Das ist ein ganz normaler Prozess und bedeutet nicht, dass sie alleine besser leben können. Auch hier stellt sich die Frage: Bist du auch lieber für dich? Schirmst du dich ab? Fühlst du dich manchmal Hilflos? Vermeidest du lieber als aktiv zu werden? … Im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten lassen sich aber immer, zumindest vorübergehende, angepasste Lösungen finden. Steht das Pferd zum Beispiel nur in der Box und kommt nur im Sommer und da auch nur für ein oder zwei Stunden alleine raus, so kannst du schrittweise anfangen, zu versuchen die Bedürfnisse deines Pferdes auf natürlichem Wege zu erfüllen. Es muss nicht gleich der kalte Sprung sein, du kannst es auch langsam angehen. Du kannst dir also einen ungestörten Platz suchen, auf dem dein Pferd frei sein darf. Und wenn du dafür eine Weide pachten musst – es wird sich schon eine Möglichkeit finden! Und dort kannst du deinem Pferd ein bisschen Natürlichkeit zurückgeben. Am besten noch mit einem Pferdekumpel. Ohne menschlichen Einfluss. Oder mit – indem du mit deinem Pferd Sozialpflege machst, seine Lieblingsstellen kraulst. Ihm Heu, Äste usw. mitbringst. Und ihm eben die Möglichkeit gibst auf einen etwas erweiterten Horizont zu blicken. Und mit der Zeit könnt ihr euch beide an diesen freiheitlichen Gedanken gewöhnen. Du bist bereits in einem Offenstall? Aber da passt es mit der Herde gar nicht? Auch wenn der Umzug erst einmal stresst – für das Pferd ist es immer nur einmal stressig – und zwar in dem Moment, in dem es stattfindet. Ist dieser Moment vorbei, kannst du auch wieder umziehen. Verstecke dich nicht hinter der Ausrede „Aber wir sind jetzt schon so oft umgezogen, jetzt müssen wir doch mal bleiben, das kann ich meinem Pferd nicht antun“. Denn der Stress bleibt Tag für Tag in einer unpassenden Herde. Der Stress bei einem Umzug geht vorüber. Das Pferd hat kein Vergangenheits- und Zukunftsdenken wie wir es haben, es lebt im Moment. Wenn du es also noch einmal (oder noch mehrmals) aus einem schlechten Umfeld heraus holen musst, kannst du dir immer vor Augen halten, dass es nach dem stressigen Umzug wieder Ruhe findet. Und lieber mit erhöhtem Stress aus einem stetigen Stressfeld heraus holen, als es noch länger in so einer Energie zu lassen. Sind jedoch Umzüge auf deiner Tagesordnung, dann überlege auch hier erst einmal, woher das von dir kommen könnte. Kannst du dich schlecht in Gruppen einfügen? Bist du unflexibel, also starr in deinen Ansichten und Meinungen? Oder suchst du die Schuld im Außen? … 2. ACHTSAMKEIT Es geht meist fließend über, aber sobald die Grundbedürfnisse befriedigt sind, schaut auch ein Pferd vermehrt darauf, wie achtsam du bist. Achtsam für dich, dein Umfeld und natürlich für dein Pferd. Wir glauben meist, die aktive Kommunikation fängt dann an, wenn wir mit dem Pferd in der Halle, auf dem Platz oder im Gelände sind. Aber es fängt so viel früher an! Sobald dich dein Pferd sieht, registriert es schon alles. Welche Energie hast du, wie bewegst du dich, wie reagierst du auf verschiedene Situationen… Bereits da kann es dich für diesen Tag als unwürdig einstufen. Kennst du das nicht auch? du kommst in den Stall, bist eigentlich ganz gut drauf, hattest einen guten Tag, das Wetter passt auch aber bei der Arbeit mit deinem Pferd passieren komische Dinge? Es bockt, will sich dir entziehen oder ist im Gelände viel nervöser als sonst? Das Pferd kann natürlich auch seinen schlechten Tag haben, aber auf der anderen Seite kann das auch nur von deiner Annäherung kommen. Ich hatte zum Beispiel eine Situation, die ähnlich verlief. Ich war gut drauf, bin zum Stall und habe den gravierenden Fehler gemacht: Ich habe Néo verniedlicht, in dem ich ihm die weiche Nase mit meinen Fingerspitzen betuttelt und gekrault habe. In den folgenden Momenten ist nichts weiter passiert, aber das alleine reicht schon, um eine neue „Meinung“ im Pferd zu pflanzen. Sagen wir mal Néo fühlte sich nach meinem betuttle eher als Fohlen und nicht mehr als starken Hengst – ich habe ihn also unbewusst „erniedrigt“. Beim spazieren gehen passierte aber nichts weiter, erst gegen dem Ende hin sprang er los. Der ganze Spaziergang war jedoch gut, ich bin auf alles eingegangen, war in jeder Situation friedlich und Néo hätte von daher gar keinen Grund gehabt so los zu springen. Es war auch kein Äußerer Anlass da – diese Entladung kam ausschließlich von dem „Betuttle“ beim begrüßen. Deswegen ist es so wichtig in jedem Moment achtsam zu sein und in Erfahrung zu bringen, was das eigene Pferd braucht, um es optimal in seinem Wesen zu unterstützen. Ich bin der Meinung, dass wenn wir zum Stall gehen, auch unsere Aufmerksamkeit bei der einen Sache belassen sollten – nämlich der Kommunikation mit dem Pferd. Denn wie ich bereits erwähnt habe, registrieren sie schon alles, sobald ihr Mensch in ihr Blickfeld kommt. Manche Pferde sind sogar so fein, dass sie schon die Energie spüren, ohne ihren Menschen in sichtbarer Nähe zu haben. Deswegen reicht es nicht, den Stress und die „schlechte Laune“ im Stall abzuschütteln, da solche sensiblen Pferde dieses starke Energiefeld schon lange vorher wahr genommen haben. Alles fängt also damit an, dass die Aufmerksamkeit sofort beim Pferd liegen sollte. Kein reden, tratschen usw. mit Stall Kollegen – vor allem dann nicht, wenn man das Pferd bei sich hat. Um dem Pferd die größte Achtsamkeit zu schenken und bereits das Holen maximal friedlich zu gestalten, solltest du dir vorher immer folgende Punkte überlegen (um es besser beschreiben zu können, gibt es von mir ein paar Beispiel Antworten): Was möchte ich mit meinem Pferd machen? Spazieren gehen Wie bereite ich uns darauf vor? Putzen, Halfter und Strick Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Putz Platz? … Welche Pferde stehen gerade mit meinem Pferd zusammen? … Wie hole ich mein Pferd am besten aus der Herde? Wie reagiert mein Pferd auf mich, kommt es her, geht es weg? … Wie halftere ich es optimal auf, sodass es zu keinem Gerangel kommt? Um es noch besser zu verdeutlichen, schreibe ich nun hier aus den Punkten heraus eine kleine „Story“, wie im Einzelnen reagiert werden sollte zu den unterschiedlichen Gegebenheiten: Ich möchte mit meinem Pferd spazieren gehen und bereite erst einmal alles vor. Ich hole den Putz Koffer, sowie Halfter und Strick – eben alles, was ich für unsere Unternehmung brauche. Dann sehe ich mir den Weg an, den ich mit meinem Pferd von seiner Herde bis zum Putz Platz gehen muss und beseitige alle Hürden, bzw. überlege mir, wie ich mein Pferd so angenehm wie möglich da hindurch führe. Sind zum Beispiel Grasstreifen dabei, plane ich bereits voraus, dass ich vor diesem Grasstreifen mit meinem Pferd die Seite wechsle, bzw. direkt die Hand hebe und den Strick kürzer nehme. So handle ich vorausschauend und maximal friedlich und das hinterlässt ordentlich Eindruck beim Pferd. Dann sehe ich mir an, welche Pferde bei meinem Pferd stehen – wie sind sie im Rang verteilt? Sind hartnäckige Pferde dabei? Dann nehme ich mir lieber noch eine Gerte mit. Von Anfang an signalisiere ich jedem Pferd, dass es nicht zu mir kommen soll und bahne mir dennoch einen Weg zu meinem Pferd durch, ohne aktiv Pferde wegschicken zu müssen. Wenn ich auf mein Pferd zukomme und es läuft von mir weg, starte ich einen Versuch alles über den Haufen zu werfen und einfach synchron, ohne etwas zu wollen, mit zu laufen. Wenn es stehen bleibt, bleibe ich auch stehen, wenn es weiter geht, gehe ich mit. Wenn es sich mir zuwendet, wende ich mich ebenfalls hocherfreut zu – mache vielleicht Sozialpflege und gehe anschließend wieder heim. Kommt das Pferd jedoch auf mich zu, überlege ich mir bereits im Vorfeld, wie ich mich am besten bei ihm positionieren sollte, um das Halfter so über den Kopf zu streichen, dass dem Pferd weder die Sicht genommen wird, noch dass es am Kopf festhängt und dem Pferd unangenehm wird. Beim hinaus führen, achte ich darauf, dass uns kein anderes Pferd zu nahe kommt und mein Pferd wegschicken könnte. Die achtsame und vorausschauende Vorbereitung und Durchführung ist sehr wichtig. Wir können damit schon so viel Gewalt verhindern. Denn das Pferd kommuniziert jede Sekunde, ein mini Gespräch mit einem Stall Kollegen, daraufhin haben wir unseren Vierbeiner nicht „gehört“ und es artet in einer Diskussion aus. Deswegen nehme das bitte zu Herzen: Wenn du zum Stall fährst, dann besuchst du dein Pferd. Dann sollte in diesem Moment auch nur dein Pferd im Mittelpunkt stehen. Wenn dich jedoch Jemand ansprechen sollte, kannst du z. B. schnell sagen: „Ich bin gleich voll für dich da, lass mich bitte erst mein Pferd fertig machen“. Und am besten im Allgemeinen deinen Stall Kollegen erklären, dass du in Zukunft nur noch Ansprechbar bist, wenn du dein Pferd zurück gebracht hast. 3. ANERKENNUNG Auch hier fließt alles ineinander. Wie wir, brauchen auch Pferde Bestätigung und Anerkennung, passend zu ihrem Wesen. Anerkennung meine ich nicht nur in Form von der Liebe, wie wir sie kennen, sondern mittels unterschiedlicher Vorgehensweisen, die das Wesen des Pferdes positiv unterstützen. So sollte nicht immer mit Futter und Streicheleinheiten gearbeitet werden, sondern eben auf den individuellen Charakter eingegangen werden. Ist das Pferd vom Gefühl her eigentlich ein Anführer, so können wir es hier bereits unterstützen, indem wir ihm den Drang bestätigen, wenn es mal voraus gehen möchte. Es dabei loben, wie toll es die Führung übernehmen kann und was für ein tolles Leitpferd es ist. Auch einem unsicheren Pferd können wir damit viel Selbstbewusstsein geben. Wichtig in allen Fällen ist: Genau darauf achten, wie lange du es zulassen kannst, dass das Pferd vorne geht. Wenn die Beziehung noch nicht gut genug ist, kann es passieren, dass dein Pferd diese Gelegenheit nutzt um davon zu spazieren. Deswegen ist es wichtig absolut präsent zu bleiben, um mitzubekommen, wann es kippt um dann schnell wieder die Führung zu übernehmen. Aber bereits vor dem Spazieren gehen, können wir dem Pferd so viel Anerkennung schenken. Zum Beispiel bei jedem gehobenen Huf, bei jeder cleveren Handlung des Pferdes (auch wenn es gelernt hat mit den Zähnen den Strick zu lösen – wie clever ist das denn?!) und bei anderen passenden Gelegenheiten. Wir meinen, dass Erziehung etwas damit zu tun hat, das Pferd bei erwünschten Verhalten zu loben und bei unerwünschten Verhalten zu bestrafen. Doch sieht die ganze Sache viel komplexer aus. Nehmen wir mal an, das Pferd ist auf etwas Neues Neugierig, fasst sich mutig das Herz und will es untersuchen. Wir wollen aber gerade zum Putz Platz. Normalerweise würden wir das Pferd hinterher ziehen, da man als Mensch ja die Führung haben sollte. Aber so trainieren wir dem Pferd nur seine eigene Meinung und Neugierde ab. Wir machen es damit klein und es erkennt uns als unflexiblen „Anführer“. Eine bessere Möglichkeit ist, sofort zu reagieren. Das heißt: Wir bemerken, wie es das neue Objekt anschaut, die Ohren spitzt und fasst schon in diese Richtung gehen will. Daraufhin können wir sofort mit dem Pferd abbiegen und ihm das entsprechende Objekt zeigen und dabei natürlich loben, wie super neugierig und mutig es ist. Damit unterstützen wir seine Neugierde, seinen Mut und machen es Stolz auf sich selbst. Das Pferd erkennt uns nicht nur als Führungsposition an, sondern sogar als Mentor. Das ist das Geheimnis, warum irgendwann die Pferde ihren Menschen suchen. Viel lieber mit ihm zusammen sind, als mit seiner Herde. Da wir die Möglichkeit haben, individuell auf unser Pferd einzugehen. Andere Pferde können sich gegenseitig zwar die Mängel füllen, aber es gibt kaum ein Pferd, welches dem anderen Pferd die Chance zum Entwickeln geben kann. Genau das möchte ich mit HORSENSATION vermitteln. Wie du mit deinem Pferd eine Beziehung erreichen und es fördern kannst. Wie du vorausschauend und präsent mit deinem Pferd kommunizieren lernst. Im Übergang von Anerkennung und dem nächsten Punkt gibt es noch einiges mehr zu erzählen, aber das wird für diesen Eintrag zu umfangreich. Um überhaupt zum „trainieren“ kommen zu dürfen – auf freiwilliger Basis – muss das Fundament stehen. Wir müssen dem Pferd tagtäglich beweisen, dass wir seine Grundbedürfnisse verstehen und erfüllen, dass wir auf seinen Körper und seine Psyche achten und immer vorausschauend und dadurch friedlich handeln. Es muss spüren, dass es bei dir Möglichkeiten der Entfaltung und Entwicklung gibt und ebenfalls merken, dass es in seinen Handlungen so wenig wie möglich begrenzt wird, sondern sogar darin bestärkt und unterstützt wird. Natürlich heißt das nicht, dass man sich nun vom Pferd über den Haufen rennen lassen soll, sich beißen lassen oder andere Dinge aushalten muss. Wenn solche Problematiken auftreten, so stimmt etwas an der inneren Haltung oder auch dem Umgang nicht. Deswegen ist eines der wichtigsten Bestandteile im Pferdeumgang dieser, sich und sein Leben zu reflektieren. Wo kann ich ebenfalls meinen eigenen Raum nicht schützen? Bin ich wütend / unterwürfig / lehne ich mich ab? …

  • Macht dir dein Pferd Angst? Erfahre welche Ursachen das hat & wie du daran arbeiten kannst

    Das Thema Angst ist womöglich das Vielschichtigste Gefühl, dass es gibt. Es entsteht aus so vielen unterschiedlichen Gegebenheiten, sodass eine allgemeine Erklärung kaum möglich ist. Deswegen werde ich ab und zu über meine Erfahrungen schreiben und dir aus meiner Sicht die Dinge erklären. Ich habe mich in den letzten Monaten sehr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und meine nun, wenigstens in meiner Gefühlswelt, einen kleinen Anhaltspunkt zu haben, woher es kommt, was damit in Resonanz kommt, wie das Pferd es spiegelt und wie zumindest ich daran gearbeitet habe bzw. noch daran arbeite. Bitte beachte, dass es gerade beim Thema Angst, keine Pauschal-Lösung gibt. Du wirst nach diesem Blog-Eintrag wissen, weshalb. Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein Es gibt schon allein beim Aufwachsen sehr viele Situationen und Konditionierungen, wo das Kind Ängste entwickeln kann. Gerade bei sehr Fürsorglichen und Ängstlichen Eltern, lernt es – je nach Charaktertyp – selbst Vorsichtig und eher ängstlich zu agieren. Doch, dass sich das so stark durchsetzt, dass die Ängste größer werden, ist eher selten. Als Kind ist man dann doch eher unbeschwerter, weil man die Konsequenzen noch nicht kennt und ohne „lästige“ Gedanken an neue Dinge heran geht und dadurch eigene Erfahrungen macht. Meistens entwickeln sich Ängste erst im Alter – wenn man schon viel erlebt hat, Dinge gesehen hat, die geschehen können oder es kommen viele andere Gefühle zusammen und konstruieren dadurch Ängste. Wie ich Letzteres genau meine, erzähle ich hier: Obwohl ich als Kind in so gut wie jeder Reitstunde vom Pferd fiel, entwickelte ich keine so großen Ängste, dass ich mich nicht mehr aufs Pferd traute. Klar, ich war angespannt und ab und zu auch mal nervös, aber nie so ängstlich, dass ich unfähig zum Handeln war. Das entwickelte sich erst mit Néo. Seine, teilweise, heftigen Reaktionen, die auch so unvorhersehbar waren, ängstigten mich sehr. Doch das war noch nicht alles. Wahrscheinlich wäre die Angst nicht so extrem geworden, wenn nicht noch andere Gefühle mit hinein gekommen wären, die er mit seinem Verhalten triggerte. Gefühle, wie Misstrauen (ich traue dem Frieden nicht), Versagensangst (wenn das Pferd so ausflippt und ich es nicht beruhigen kann, dann habe ich versagt), Kontrolle (wenn nicht alles so läuft, wie ich es möchte, dann habe ich Schwierigkeiten damit umzugehen) und Unsicherheit (wie schafft man es, das Pferd überhaupt zu beruhigen) und bestimmt einige mehr. Diese ganzen Gefühle ballten sich in solchen Situationen zusammen und konstruierten die große Angst, in der kaum noch Handeln möglich war. Bei mir war es also so, dass Néo der Auslöser war und mir somit meine ganzen anderen Kisten vor die Füße warf, indem er mir mit seinem Verhalten angst machte. Hätte ich diese anderen, unterschwelligen Themen nicht gehabt, hätte ich wahrscheinlich keine so große Angst entwickelt. Doch es braucht nicht einmal einen Auslöser – wie es bei mir mit Néo war. Ich habe es gebraucht, weil ich somit auf diese ganzen anderen Themen schauen musste, um diese endlich zu bearbeiten. Aber es können auch nur Angst Szenarien im Kopf auftauchen, die so gut wie noch nie vom Pferd bestätigt wurden. Dass das Pferd eventuell irgendwann auf das Gefühl mit einspringen könnte, ist klar. Aber das Pferd ist nicht der Verursacher der Angst – sondern dieses Mal die eigenen Gedanken. Warum aber kreiseln die Gedanken über solche Situationen, wenn diese vom Pferd nie verursacht wurden? Entweder ist es eine alte Konditionierung, von überängstlichen Eltern oder aber eine eigene Gedanken-spirale (vielleicht verursacht aus Erfahrungen – egal ob selbst gemacht oder nur davon gehört, was alles passieren könnte). Wovor hast du Angst? Angst vor Verletzungen und Schmerzen? Angst vor Kontrollverlust? Angst vor Lebendigkeit? Wenn das Pferd neugierig ist, Spaß hat oder einfach pure Freude verspürt, kann das schon beängstigend sein. Leider kennen wir meistens nur runter reduzierte Pferde, die still stehen, kaum noch mit dem Kopf zucken, wenn ein Geräusch ertönt oder etwas vorbei kommt und brav nebenher laufen, ohne eine eigene Regung zu zeigen. Ist das Pferd lebendig, schaut es umher, hebt den Kopf, schnauft auch mal mehr, trabt mal an, schaut stolz und neugierig seine Umgebung an. Oftmals verwechseln wir dieses Verhalten und glauben, dass das Pferd ängstlich sei, obwohl es gerade nur sein Leben in vollen Zügen genießt. Wenn dann im Kopf die Gedanken-Spirale anfängt, kann dieses Verhalten natürlich extrem schnell kippen und das freudige, aufgeweckte Pferd, wird angespannt und nervös (ein runter reduziertes Pferd würde solche Gedankengänge schon fast gar nicht mehr wahrnehmen). So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen Wie ich schon im ersten Teil beschrieben habe, zieht man so entweder ein Pferd an, welches einem so sehr Angst einjagt, dass man sich die Themen, die dahinter stecken, genauer ansehen muss! Wie es eben bei mir und Néo der Fall war. Falls jedoch die Angst trotz bravem Pferd kommt, liegt das an etwas anderes. Wahrscheinlich bist du allgemein ein eher vorsichtigerer Mensch, gehst auf Nummer sicher und gehst lieber keine Risiken ein. Weil du schon vorher abcheckst, welcher Weg der Sicherste ist. Im Alltag werden somit immer wieder unvorhersehbare Dinge geschehen, die dich ängstigen und in deinen Gedanken bestätigen. Auch das bravste Pferd kann dich in deinen Gedanken bestätigen und genau das tun, was du dir als Horror-Szenario vorgestellt hast (die Kraft der Gedanken 😉 ). Solange du also denkst, dass etwas Schlimmes geschehen wird, solange wird sich das auch immer wieder bestätigen – mal mehr, mal weniger. Das zeigen die Pferde im Verhalten Da das Thema bei mir und Néo nicht wirklich die Angst als solches war, sondern das Alarmsignal für meine ganzen anderen Themen, die dahinter steckten, musste er mir mit seinem Verhalten angst einjagen. Wahrscheinlich wird das auch immer wieder geschehen – sodass ich diese Themen niemals aus den Augen lasse. Kreiseln jedoch nur die Gedanken im Kopf, kann es geschehen, dass das Pferd mit der Zeit auf diese Gedanken mit einspringt und nervöser und nervöser wird. Oder es wird immer ruhiger, langsamer, bleibt vielleicht sogar stehen, wenn es raus gehen soll. Es kommt darauf an, wie du lernst, diese Schwingung nimmt das Pferd wahr und verhält sich dementsprechend. So wie es bei mir der Fall war. Hätte sich Néo nicht so extrem verhalten, hätte ich nicht immer weiter und weiter gesucht, bis ich das gefunden hatte, was angesehen und bearbeitet werden musste. So kann daran gearbeitet werden Nun muss alles genauer aufgeschlüsselt werden. Es herrscht nämlich ein großer Unterschied zwischen den Gedanken im Kopf, die Angst verursachen und dem Verhalten des Pferdes, was einem Angst macht. Ist es das Verhalten des Pferdes, so ist wichtig zu wissen, dass die Angst in dem Moment auch absolut gerechtfertigt ist. Es ist ok, angst vor dem Pferd zu haben, wenn es steigt, einen über den Haufen rennt, sich losreist oder andere, für dich gefährlichen Dinge tut. Deswegen muss hier im absolut sicheren Rahmen gearbeitet werden. Das erste was geschehen sollte, ist, aufzugliedern, was dir neben dem Verhalten des Pferdes, noch Angst oder Unwohlsein bereitet. Ist es die Unsicherheit, was du in dieser Situation tun sollst? Hast du Angst davor, dass sich das Pferd losreist und ganz alleine irgendwo hin rennt, sich vielleicht verletzt? Ist es die Angst vor Kontrollverlust, wenn dir die Situation entgleitet? Ist es die allgemeine Lebendigkeit und Größe, die das Pferd in dem Moment ausstrahlt und dich überfordert? Ich könnte damit noch ewig weiter machen. Es gibt unzählige Themen, die dahinter stecken können – und diese gilt es anzusehen. Wenn das Pferd zum Beispiel in Schrecksituationen in dich hinein springt, solltest du dir ansehen, warum es das tut. Hältst du den Strick extrem kurz, sodass es genau spürt, dass es nur in deine Richtung Platz zum Fliehen hat? Sorgst du eigentlich vor und wechselst die Seiten, um immer an der vermeintlich gefährlichen Stelle zu gehen, damit das Pferd in gegengesetzte Richtig fliehen könnte? Hast du dein Pferd darauf Konditioniert deinen Körper zu folgen? Bist du ein Fürsorglicher Mensch und willst es jedem Recht machen und lässt du somit die Menschen auch zu nah an dich heran? Beanspruchst du wenig Raum für dich? Rennt dein Pferd auch im entspannten Zustand immer wieder in deinen heiligen Raum hinein? Darf es an deinen Taschen schnuppern? … Hier ist tatsächlich Selbstreflexion gefragt, es ist zu komplex und facettenreich, dass ich das in einem einzigen Blogartikel gar nicht aufgliedern kann. Setze dich hin und schreibe dir wirklich alles auf, was dir in den Kopf kommt, vor was du neben dem Verhalten des Pferdes angst hast. Und dann schreibe dir dazu, was du dagegen machen kannst – und damit meine ich nicht irgendwelche praktischen Übungen am Pferd, sondern ganz im kleinen Stil im Alltag (zum Beispiel Vereinnahmungen anderer Menschen nicht mehr zulassen, dein Pferd nicht mehr an dir schnuppern lassen, usw.). Ist es jedoch „nur“ dein Gedanken Karussell, was dich in die Angst treibt, so wäre es gut, wenn du immer wieder über den Punkt deiner Angst hinweg gehst. Am Anfang war es Néos Verhalten, was mir Angst machte, weil er für mich so unberechenbar war. Aber als ich die unterschwelligen Themen erkannt hatte und er schon längst nicht mehr so heftig reagierte, war meine Angst auch nur noch im Kopf. Es gibt sogar noch Tage, da kreiseln diese „schlimmen“ Gedanken sogar mit Nicki zusammen in meinem Kopf herum, obwohl ich mit ihr noch nie in einer gefährlich Situation war. Als ich also mit Néo alle anderen Themen erkannt und bearbeitet hatte (bzw. noch am dran arbeiten bin), war klar, jetzt müssen wir drüber gehen. Das Drama in uns wegwischen. Es gibt nun keine reale Angst mehr. Ich habe gelernt, wie ich in gewissen Situationen mit Néo umgehen muss, was er eben genau dann braucht. So war die Unsicherheit beseitigt. Im Gehirn bilden sich gewisse Verbindungen, die einen Pfad bilden, der oft gegangen wurde – wie zum Beispiel das Gefühl der Angst, wenn man mit dem Pferd im Gelände ist. Diesen Pfad muss man nun mit neuen Erfahrungen „überschreiben“. Manchmal ist es hilfreich, sich dafür einen Menschen an die Seite zu holen, der einen dabei helfen kann. Ich bin jeden Tag die gleiche Runde mit Néo raus gegangen und wir haben uns in jeder Begebenheit neu kennengelernt und neue Erfahrungen gesammelt. Die Runde war extrem kurz, ganz nah am Stall, sodass wirklich keine große Gefahr herrschte – so gnädig sollte man zu sich und seinem Pferd schon sein. Du merkst, wenn es irgendwann Routine wird, dann kannst du weiter gehen. Aber nie zu weit über den Punkt hinweg gehen. Es geht darum, sich der Angst zu nähern, sich aber nicht damit zu konfrontieren. Und je nachdem, wie ausgeprägt die Angst ist, so sollte man dann auch individuell darauf eingehen. Fängt die Angst schon an, wenn man die Box mit dem Pferd verlässt, so geht es tagelang vor die Box in einem Kreis und wieder zurück. Bis keine Angst mehr aufflammt. Die Routine ist es, die die Angst besiegt. WICHTIGE ANMERKUNG Über das Thema Angst, könnte ich ein ganzes Buch füllen. Die Vielschichtigkeit ist gerade bei diesem Thema extrem groß. Und da dieses Gefühl absolut nicht verharmlost werden darf, ist es auch nicht ratsam, sich dem Ganzen alleine auszusetzen. Gerade bei diesem Thema, sollte man sich Hilfe holen, die einen auf diesen Weg unterstützen kann. Egal, ob eine Freundin, die Familie, der Freund oder ein Trainer – wichtig ist, dass du dich absolut wohl in ihrer Nähe fühlst, sie dich aber auch dabei unterstützen selbstständig an die Sache ran zu gehen. In der schlimmsten Phase meiner Angst, half mir mein Freund sehr, da er mit seiner Ruhe und dieser „alles ist egal“ Einstellung wie ein Fels in der Brandung war. Mich jedoch auch anfuhr, wenn ich zu hysterisch wurde. Er wusste also genau, wann ich was brauchte. Dein Pferd wird ähnlich „funktionieren“ wie du. Was du brauchst und was dir wirklich hilft, braucht auch dein Pferd. Alles was ich niedergeschrieben habe, deckt vielleicht nur einen minimalen Bruchteil ab. Jedes Pferd-Mensch-Paar muss absolut individuell betrachtet werden. Es gibt vielleicht Ähnlichkeiten, dennoch funktioniert nicht alles bei jeden gleich. Deswegen liegt es nun an dir, heraus zu finden, was du und dein Pferd wirklich braucht, um aus der Angst-Spirale raus zu kommen.

  • Dein Pferd wendet sich ab oder legt die Ohren zurück? "(Selbst) Ablehnung" könnte die Ursache sein

    „Selbst“ ist in Klammern geschrieben, da es nicht immer zwangsweise heißen muss, dass man sich komplett selbst ablehnt. Manche Menschen haben etwas in sich, was sie unterdrücken möchten – sei es was vermeintlich „schlechtes“ oder „gutes“. Meist schätzt die Person aber dieses Unterdrückte falsch ein und stuft es eben als etwas schlechtes ab, das versteckt gehört, weil sie es hasst oder einfach nur nicht mag. Also gehen wir in diesem Beitrag auf die Ablehnung allgemein ein, welche von einem kleinen körperlichen Makel, über unliebsame Charaktereigenschaften, bis hin zum kompletten Selbst beleuchtet wird. Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein So wie mit der Unsicherheit, ist das auch ein Thema, welches sich ganz früh in der Kindheit manifestieren kann – aber nicht muss. Kommt man zum Beispiel mit Menschen zusammen, deren Aufmerksamkeit für diese Person enorm wichtig ist, kann diese auch im Alter eine Ablehnung gegen (Teile von) sich entwickeln, wenn diese Menschen das an ihr bemängeln. Natürlich kommt es hier auch darauf an, wie stabil und bewusst diese Person ist, ist sie aber eher von unsicherer Natur kann das so zutreffen. Aber tauchen wir mal in die Kindheit ein. Personen, die eine Ablehnung entwickeln, haben wenig bis gar keine positive Aufmerksamkeit ihrer Eltern erhalten. Die Eltern waren eventuell streng und ihnen war Leistung sehr wichtig. Außerdem verglichen sie zumeist andere, „erfolgreichere“ Kinder mit ihrem Kind. Oder ganz schlimm: Das Kind bekam nur negative Aufmerksamkeit, in Form von Zurechtweisung, Befehlen oder einfach schlicht Geschimpfe oder gar Schläge. Das Kind entwickelt eine Ablehnung gegen sich, da es denkt, dass es schlecht ist, es wird ja nicht ohne Grund so behandelt (schließlich sind Kinder tatsächlich lange psychisch und physisch von ihren Eltern abhängig, sie müssen alles dafür tun, dass sie in der Obhut bleiben können und sei es, dass sie sich dafür verbiegen). Lehnt die Person einen Teil von sich ab, so kann es sein, dass diese in ihrer Kindheit häufig für diesen Teil gerügt wurde. Ein Kind, das genau wusste, was es wollte und gut auf sich, seinen Raum und sein Hab und Gut achten konnte, kann von den Eltern als Egoist abgestempelt werden. Es muss nun also mit anderen lernen zu teilen. Das klingt vielleicht nicht so tragisch, kann aber das ganze zukünftige Leben des Kindes verändern. Denn die wunderbaren Eigenschaften (vom oben genannten Beispiel) Wille, Bestimmtheit, Selbstschutz und Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein werden zunichte gemacht. Das Kind lernt also, diese Eigenschaften in sich ab zu lehnen, weil sie unerwünscht sind. Dass Kinder aber diese Eigenschaften nur auf so einer Weise zeigen und eben sich nicht galant erklären können, wird ihnen zum Verhängnis. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Lehnt die Person sich äußerlich ab, so hat das auch etwas mit Vergleichen und negativer Aufmerksamkeit in diesem Bereich zu tun. Diese Art der Ablehnung geschieht zumeist ganz nebenbei. Es kann sein, dass die Eltern selbst unzufrieden mit ihrem Äußeren sind und diese Schwingung und die Aufmerksamkeit darauf, kann das Kind fühlen und lernt, dass man mit seinem Äußeren nicht zufrieden sein darf. Oder die Eltern sind sehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild bedacht und schimpfen das Kind, wenn es nicht angemessen aussieht. Es muss gepflegt sein, die Haare gekämmt, die Kleidung faltenlos und die Schuhe ordentlich geschnürt. Das Kind darf nicht dreckig sein und muss immer nett lächeln – da es mit einem Lächeln schöner aussieht. Meist haben die Eltern ihre Kinder mit anderen Verglichen. Dies muss nicht nur auf äußerer Ebene geschehen sein, sondern auch so, wie im vorherigen Absatz beschrieben. Personen, die immer mit anderen verglichen wurden, suchen die Bestätigung im Außen. Ihnen ist es wichtig, dass sie von Außen akzeptiert werden, da ihre eigene Meinung dazu bedeutungslos ist – schließlich haben sie das so gelernt. Die Ablehnung kann auch steigen oder sinken, je nach dem welches äußere Erscheinungsbild in den Medien und in der Gesellschaft gerade „aktuell“ ist. So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen Personen mit einer (Selbst-) Ablehnung sind immer unzufrieden mit sich. Sie wollen sich selbst optimieren, so weit wie es nur geht – denn sie sind ja noch nicht gut genug. Komplimente von außen können sie kaum annehmen, da sie in ihrer eigenen, anerzogenen „Blase“ stecken, in der solche Wertschätzungen sofort geschreddert werden – denn sie können ja gar nicht stimmen. Oft steckt auch eine große Unsicherheit in diesen Personen, da sie hin und her gerissen werden. Von dem, was sie von damals verinnerlicht haben (unbewusst) und von dem, was in Wahrheit eigentlich ist. Sie haben eine verzerrte Ansicht der wirklichen Wahrheit und so können sie sich selbst sehr schlecht einschätzen. Weil sie nie für die besonderen Eigenschaften gelobt und bestärkt wurden – und was heute an Bestärkung geschieht, kommt gar nicht mehr richtig bei den Personen an. (Selbst-) Ablehnung ist etwas zerstörerisches und doch lehnt fast jeder etwas von sich ab. Diese „Kiste“ ist also die Häufigste überhaupt. Nicht ohne Grund gibt es massenweise Selbstliebe-Kurse, Ratgeber und ganze Bücher, die allesamt tatsächlich gut verkauft werden. Nur weil wir in einer Leistungsgesellschaft leben und Eltern von ihren Kindern schon früh alles abverlangen wollen. Bedingungslose Liebe? Auch wenn das Zimmer unordentlich ist, man Geschirr herunter geworfen hat oder eine schlechte Note mit heim gebracht hat? Pustekuchen. „Liebe“ gibt es nur, wenn sich das Kind in der vorgegeben Form befindet – Individualisten, Freigeister, Kreative und Innovative Personen sind heute zwar gut angesehen, aber auch nur, wenn sie erfolgreich sind. Passen sie nicht in die Gesellschaft (Form) und sind auch noch eher mäßig erfolgreich, so werden sie abgelehnt. Wer erkennt den Zusammenhang? Ablehnung ist also ein sehr großes Thema, über das man in viele Bereiche abschweifen könnte. Aber ich bleibe hier mal in der Spur und mache mit dem Resonanzgesetz weiter 😉 Personen mit einer Ablehnung gegen sich oder ein Teil davon ziehen entweder Menschen an, die dies bestätigen und sie noch kleiner machen, oder werden sehr erfolgreich. Je nachdem, in welchen Bereichen die negative Aufmerksamkeit in der Kindheit war. Frauen (aber auch Männer), die daheim erniedrigt und sogar geschlagen wurden – also bewusst klein gehalten wurden – ziehen genau so einen Partner an.* Sie würden sich überfordert fühlen, wenn sie eine harmonische Beziehung führen, weil sie das ja nicht verdient haben. Außerdem kennen sie das Prozedere und so bleiben sie lieber beim bekannten Muster. Der Partner muss dabei noch nicht mal handgreiflich werden – auch Erniedrigungen in Form von psychischer Gewalt kann so eine geprägte Person damit anziehen. Aber auch der Freundes- und Bekanntenkreis kann in diese Richtung fast schon „mobben“. Die Person zieht also auch allgemein Menschen an, die sich bei dieser Person gut, stark und groß fühlen, weil sie diese (unbewusst) klein machen können. Sie sind also automatisch immer besser als die betroffene Person, weil diese ja von sich selbst gar nichts hält. Aber es kann auch in eine ganz andere Richtung gehen – um mal beide Extreme auszuleuchten. Am Anfang des vorherigen Absatzes habe ich geschrieben „… oder werden sehr erfolgreich“. Ja, das kann es auch geben. Denn diese Personen sind weniger Unsicher, weil sie diese negative Aufmerksamkeit ihrer Eltern entweder wegen ihrem Charakter sehr gut wegstecken konnten und damit eine Trotzreaktion bekamen, in Form von „Euch zeig ich´s jetzt aber mal so richtig!“, oder sie leben dieses „Du bist nicht gut genug“ als Macher aus, d. h. sie strengen sich enorm dafür an und haben einen riesen Ehrgeiz um eben doch „gut genug zu sein“. Meistens ziehen diese Personen Partner und Freunde an, die dasselbe Problem haben. Die eben auch Dinge, Charaktereigenschaften oder sich komplett selbst Ablehnen. Dies soll zeigen, dass das Thema da ist und daran gearbeitet werden muss. Denn auch, wenn diese Personen erfolgreich sind, stehen sie sich immer noch selbst im Weg um das große Glück des „Ich habe es geschafft!“ dabei auch verspüren zu können. Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten Man muss wissen, dass wir durch die Aura gewisse Energien (meist unbewusst spürbar für Andere) ausstrahlen und es dadurch auch gewisse Reaktionen darauf gibt. So ist es auch mit der Energie der Ablehnung. Die Person, die dieses Thema hat, strahlt das also die ganze Zeit aus. Und Pferde spüren so etwas natürlich sehr. Typische Reaktionen wären z. B., dass wenn die Person auf ihr Pferd zugeht, es den Kopf von ihr wegdreht. So als würde es zur Seite oder fast nach hinten sehen wollen. Erst wenn die Person beim Pferd angekommen ist, schaut es wieder seinen Menschen an. Das Aufeinander treffen der Auren ist dem Pferd sozusagen so unangenehm, dass es sich wegdrehen muss. Beim Führen ist das Pferd sehr träge, geht weit hinter dem Menschen und dreht teilweise sogar die Ohren nach hinten. Denn die Energie der Ablehnung ist schwer und, wie schon erwähnt, zerstörerisch. Und das Pferd weiß in dem Moment auch nicht, wer mit dieser Ablehnung gemeint ist. Es nimmt nur die Energie wahr. Und weil es das nicht versteht, bezieht es das auf sich selbst. Es nimmt also wahr, dass sein Mensch es ablehnt. Wenn die Person ihr Äußeres Ablehnt, dann kann das Pferd das mit Hautkrankheiten wie Ekzeme oder ähnliches spiegeln. Außerdem kann es sich mit der Zeit (je nachdem wie lange die Person dieses Thema in sich ruhen lässt) in seiner ganzen Morphologie verändern. Das Pferd fällt also förmlich in sich ein, rennt nicht mehr in seiner ganzen Schönheit, sondern schlurft nur noch vor sich hin. Es zeigt sich nicht mit anderen Pferden und bekommt einen leicht verbitterten oder traurigen Ausdruck. Wenn der Mensch sich selbst und sein Pferd in diesem Thema auch nicht wahrhaftig erkennt und es anschaut, dann kann sich das Pferd auch vorwiegend im Gesicht und nahe an den Augen verletzen. Lehnt die Person einen Teil von sich, also eine Eigenschaft, ab, so unterdrückt auch das Pferd etwas in sich. Es schlummert etwas und man hat das Gefühl, dass das Pferd nicht wirklich aus sich heraus kommen kann. Das Gesicht des Pferdes wirkt verschlossen, die Augen weniger wach. So kann daran gearbeitet werden Ich nehme einfach wieder an, dass du dieses Thema hast, das ist nämlich dann einfacher unter diesem Kapitel Tipps zu verfassen. Wenn du dieses Thema nicht haben solltest, dann fühl dich einfach nicht angesprochen 😉 Sich selbst zu lieben ist wohl mitunter das Schwierigste. Besonders, wenn man von früher stark geprägt wurde. Wichtig ist aber, sich dabei keinen Druck zu machen – nur weil Selbstliebe und Achtsamkeit gerade im Trend ist. Du kannst aber damit starten, dir bewusst zu machen, was du eigentlich an dir ablehnst. Ist es das Aussehen? Ist es eine Eigenschaft oder komplett Du? Wenn du dein Pferd beobachtet hast, weißt du ja auch ungefähr, was es sein könnte, wenn du es nicht nennen kannst. Wobei ich glaube, dass allgemein schlechte Dinge über sich leichter und schneller über die „Lippen“ kommen, als Gute. Deswegen knüpfe nun am besten hier an: Lege dir einen schönen Zettel an, auf dem du immer wieder aufschreibst, was du gut an dir findest und häng es dir am besten irgendwo auf, wo du es gut sehen kannst. Ich weiß, wenn man schlecht drauf ist und man gerade mit seiner Ablehnung konfrontiert und vermeintlich darin bestätigt wurde, schaut man nicht gleich als erstes auf den Zettel, weil man es in dem Moment sowieso nicht glauben kann. Das ist auch nicht schlimm. Wichtig ist diesen Moment einfach auch zuzulassen und nicht dagegen anzukämpfen. Es geht schneller vorbei, wenn du es nicht bezwingen möchtest. Und dann, wenn deine Laune wieder aufsteigt und dazu auch wieder einen besseren Zugang zu dir findest, dann kannst du dir den Zettel noch einmal ansehen. Denn dann bringt es dir auch etwas, weil du es in dieser Stimmung doch wieder mehr glauben kannst. Du findest nichts Gutes an dir? Dann bitte einfach deine Liebsten darum, dir etwas Aufzuschreiben, was sie gut an dir finden oder unterhalte dich mit ihnen über dich selbst. Denn das hilft dir, ein wahres Bewusstsein über dich selbst zu bekommen. Denn du hast da leider einen anderen, viel zu kritischen Blick auf dich. Und wenn du an einem Punkt bist, wo du nicht mehr weiter kommst, weil da bestimmte Eigenschaften sind, die du einfach nicht an dir ändern kannst, dann heißt es: Frieden schließen. Akzeptanz ist genauso super, wie Liebe dafür. Du musst deine Unordentlichkeit nicht gleich lieben, aber du kannst es akzeptieren, dass es nun mal zur Zeit einfach so ist. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit, oder es bleibt so. Jeder Mensch hat etwas, das ihm liegt und etwas das ihm eben nicht so liegt. Sonst gäbe es auch nicht so viele, verschiedene Leidenschaften, Berufe und Hobbies, die jeder für sich unheimlich gerne ausführt – wohingegen ein Anderer gar nichts damit anfangen kann. Genauso ist es auch mit den Eigenschaften. Wäre doch blöd, wenn jeder gleich wäre, oder? Du bist mit dir selbst im Reinen, magst aber dein Äußeres nicht? Fühlst du dich unwohl? Hier ist die Frage erst einmal, wer hat denn die Schönheitsideale festgelegt? Wer sagt, dass man so auszusehen hat, und wenn nicht, dann ist man hässlich? In der Modebranche arbeiten überwiegend tatsächlich Männer, die noch nicht mal eine Präferenz zu Frauen haben. Sie haben die 0 Size Models vorwiegend aus ihrem eigenen Geschmack gewählt, der sich mit der Zeit etabliert hat. Dieser geht aber nicht konform mit den Geschmäckern anderer Frauen oder Männer. Es ist nur das, was man täglich zu Gesicht bekommt, weil auch viele dem nacheifern wollen. Früher im Mittelalter waren es die Wohlgeformten, eher dickeren Menschen, die äußerlich ihren Rum bekamen. Jetzt zur Zeit geht es in die Schlanke, Muskelbepackte Linie. Es sind also einfach Trends, die sich durch irgendwelchen Medien etablieren und jeder versucht so auszusehen wie der Andere. Es ist nichts schlechtes dabei, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren – im Gegenteil, es ist wichtig um Gesund zu sein. Aber man muss nicht übertreiben. Du sollst dabei Glück verspüren und es in erster Linie für dich und deinen Körper machen und nicht um irgendwelche Schönheitsideale zu entsprechen. Und wenn du etwas an dir hast, was du eben nicht durch irgendetwas verändern kannst? Dann musst du auch hier lernen, es zu akzeptieren. Damit leben zu lernen. Du brauchst dich auch nicht vor deinem Partner oder vor Freunden schämen – das ist definitiv kein Grund, dich deswegen nicht mehr zu lieben oder zu mögen. Allgemein verschwendest du dafür viel zu viel Energie, wenn du dir Gedanken machst, was an dir nicht passt. Du wirst dadurch unzufrieden und du gibst deinen Zellen damit ständig Ablehnung. Das kann sich so sehr manifestieren, dass du irgendwann tatsächlich nicht mehr schön aussiehst und verbitterst (so wie beim Pferd). Also ist es das wert, sich weiter Vorwürfe zu machen? Du hältst damit nur deine Kindheitserlebnisse am Leben – ändere das! Fang mit Akzeptanz an und schau was passiert. * Und an diejenigen, die in einer Partnerschaft festsitzen, welche auch nur Ansätze an physischer und / oder psychischer Gewalt herangehen: Bitte sucht euch Hilfe! Du kannst da raus kommen, du bist es definitiv wert! Niemand hat es verdient so erniedrigt zu werden. Aber weil es mir nicht zusteht und ich nicht anmaßend sein möchte, hör ich an dieser Stelle auf und hoffe du schaffst diesen Schritt mit einem lieben Freund oder einer Freundin bzw. einem Psychologen, der dir da unterstützend und aufbauend beiseite stehen kann. Ich wollte das nur noch einmal ansprechen, da ich dieses Thema unter dem Resonanz-Kapitel auch beschrieben habe.

  • "Unsicherheit" im Pferdeumgang erkennen & überwinden

    Mit Unsicherheit haben wir – vor allem im Freizeitbereich – wohl alle zu tun. Mit Wissen steigt die Kompetenz und mit Erfolgen die Sicherheit. Man darf aber auch nicht davon ausgehen, dass Menschen, die Selbstbewusst sind, automatisch in allem sicher sind, was sie tun. Ebenfalls können unselbstbewusste Menschen in einer Sache so sicher sein, dass sie sich in diesem Bereich gar nicht erschüttern lassen. Deswegen ist das Thema „Unsicherheit“ sehr komplex und darf gar nicht so fix festgenagelt werden. Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein Unsicherheit sprießt schon sehr früh. Denn mit den heutigen (und vergangenen) Erziehungs- und Schulmaßnahmen nehmen wir den Kindern ihre Individualität und pressen sie in ein Schema F hinein. Leistung ist das A und O und nur so wird das Kind gemessen. Die einen erwischt es nicht so tragisch, wie die anderen. Dadurch, dass ihnen das spielerische Erforschen durch Trial and Error – also das eigene erarbeiten von Wissen genommen wird – gibt es nur noch ein Richtig oder Falsch. Fehler wiegen schwer und verbauen dem Kind die Zukunft. Es traut sich nicht mehr eigene Wege zu finden und zu gehen, da es den vorgegebenen Weg gehen muss. Ich glaube, dass in jeden von uns dieses Stück Unsicherheit steckt – bei den einen mehr und den anderen weniger ausgeprägt. So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen Oft sind diese Personen in ihren Auftreten eher zögerlich, ergreifen weniger die Initiative und halten sich lieber im Hintergrund. Meist fühlen sie sich so, als ob sie sich rechtfertigen müssten, wenn sie etwas tun oder sagen. Sie trauen sich eher weniger ihre Meinung zu äußern und sind mit ihren Gedanken allgemein eher zurückhaltender. Wenn sie etwas neues lernen, gehen sie die Dinge sehr langsam an und sind sich auch nicht so sehr darüber bewusst, ob sie es gut oder schlecht machen – wobei sie eher denken, dass sie es schlecht machen. Deswegen fühlen sich unsichere Menschen sicherer, wenn sie jemanden haben, der ihnen „auf die Finger schaut“. Sie trauen sich allgemein eher wenig zu und überlassen deswegen das Meiste lieber jemand anderes – weil der das ja viel besser kann als die Person selbst. Bei Komplimenten z.B. über ihre Arbeit, fällt es einer unsicheren Person schwer, diese anzunehmen (wobei das wieder stark davon abhängt, wie Selbstbewusst diese Person ist – so kann eine selbstbewusste Person das Kompliment dennoch annehmen und kann damit aus der Unsicherheit sogar auch heraus kommen, wohingegen eine unselbstbewusste Person den Komplimenten nicht traut bzw. glaubt). Hat eine Unsichere Person eine Leidenschaft und Talent, fällt es ihr schwer, diese so nachzugehen, sodass es auch andere mitbekommen. Lieber behält sie es für sich, da sie Angst vor möglicher Kritik hätte, schließlich ist sie sich ja nicht sicher, ob sie darin tatsächlich talentiert ist. Das Leben bereitet unsicheren Personen immer wieder „Geschenke“ vor, bei denen sie sich behaupten können. Sie bekommen immer wieder die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie sich trauen, dass sie etwas schaffen können. Jedoch müssen sie diese Gelegenheiten auch ergreifen. Sonst macht es jemand anderes. Es kann aber auch sein, dass die unsichere Person ständig mitbekommt, wie andere das ausleben, was sie nicht schaffen. Das heißt, dass sie viel mit sicheren Menschen zu tun hat und immer wieder vor die Nase gesetzt bekommt, wie die das alles hinbekommen. Das kann frustrierend sein, aber auch den nötigen Pfeffer in dieser Person wecken. Denn auch Bequemlichkeit und „hier bin ich sicher“ kann eine große Rolle spielen. Denn die eigene Komfortzone bietet ihnen die Sicherheit, die ihnen sonst fehlen würde. Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten Das Pferd einer unsicheren Person kann entweder das Gleiche spiegeln – also auch zögerlich und unsicher sein – oder komplett das Gegenteil. Aber nicht auf eine harmonische Art, sondern so ein Pferd kann auch schnell gefährlich werden. Denn leider hat der Umgang mit Pferden sehr viel mit Sicherheit und Klarheit zu tun. Für jedes Pferd wäre es besser, wenn es – egal was – einfach durchgezogen wird. Das ist für das Pferd klar. Und in einer klaren Kommunikation, und wenn sie noch so gewaltvoll ist, fühlt sich das Pferd sicher. Eine unsichere Person macht die Dinge zögerlich und verliert schnell den Biss, wenn sie bemerkt, dass das Pferd es in Frage stellt. Oft ist es ein häufiges hin und her, während das Pferd gar nicht mehr weiß, was der Mensch eigentlich von ihm will. Das kann es ärgerlich, ängstlich oder lethargisch machen – je nach Typ und Charakter des Pferdes. Da Unsicherheit auch ein Keim aus anderen Themen sein kann, vermischt sich das auch mit den Spiegelungen der anderen „Kisten“. Deswegen kann man nicht pauschal sagen, „mein Pferd spiegelt nur meine Unsicherheit“. Meist geht dem eine (Selbst-) Ablehnung voraus, Angst oder andere, größere Themen (auf die ich noch kommen werde). So kann daran gearbeitet werden Zuerst solltest du für dich herausfinden, wie ausgeprägt diese Unsicherheit ist. In welchen Bereichen zeigt sie sich, ist sie immer da oder hast du sie nur beim Pferd bzw. in bestimmten Bereichen? Denn sollte letzteres der Fall sein, so ist es wichtig, sich gerade in diesen Bereich Wissen und praktische Übung (mit einem, dir sympatischen Lehrer) anzueignen. Eventuell schaffst du es auch alleine, dich aus der Unsicherheit heraus zu ziehen. Ist die Unsicherheit in vielen Lebensbereichen vorhanden – also geht es schon mit Unselbstbewusstsein einher – so ist mehr arbeit gefragt. Denn dann kann dir auch kein Wissen oder Lehrer ins Selbstbewusstsein und in die Sicherheit führen. Da ist es wichtig, sich selbst und seine Stärken besser kennen zu lernen (denn deine Schwächen kennst du wahrscheinlich schon zu genüge 😉 ). Da gibt es ja viele Ratgeber und Tipps, deswegen gehe ich da nicht weiter darauf ein – aber gerade bei deinem Pferd ist es nun wichtig, dir einen Plan zu machen. Schreibe dir am besten vorher auf, was du vor hast, die möglichen Fragen, die dein Pferd dir stellen wird und deine Antworten dazu. Zum Beispiel: DER PLAN: Ich gehe heute zu meinem Pferd auf die Weide, mach das Halfter dran und gehe mit ihm zum Putzplatz. MÖGLICHE FRAGEN: Muss ich wirklich mitgehen? Ich grase einfach weiter und schaue, was mein Mensch dazu zu sagen hat. Mein Mensch kommt? Da gehe ich mal lieber weg… Und weiter weg… Und weiter… … DIE MÖGLICHEN ANTWORTEN: Ich gehe zu meinem Pferd, zeige ihm eine Möhre, schiebe ihm das Halfter drauf, gebe ihm die Möhre und laufe sofort los. Dabei halte ich den Arm im rechten Winkel und das Seil kurz, damit mein Pferd weiß, dass es jetzt nicht mehr grasen darf. Ich gehe so lange hinterher und lasse nicht nach, bis mein Pferd stehen bleibt und sich das Halfter aufziehen lässt. Dabei bleibe ich ruhig und geduldig. Dann gibt es eine Möhre und überschwängliches Lob. … Um einfach ein Beispiel genannt zu haben. Das kann man dann beliebig aufbauen und je nach Erfahrung weiter ausarbeiten. So hat man auf jede Frage eine Antwort parat und kann mit einer Klarheit das „durchziehen“ was man vor hatte. Irgendwann brauchst du diese Vorarbeit auch gar nicht mehr, da du ein Gefühl dafür entwickelst, was dein Pferd fragt und braucht und somit ist dann auch die Unsicherheit, zumindest in diesem Bereich, weg. UND ANSONSTEN: Trau dich ruhig, dich den Herausforderungen im Leben zu stellen – vor allem wenn du dafür brennst! Vertraue deinem Gefühl und lass dich nicht von Außen beirren… (Ich weiß, das ist eine Klischee – Floskel, die man überall zu lesen findet, aber dennoch ist es einfach wahr 😉 )

  • Auswirkungen von "Kontrollverhalten" im Pferdeumgang

    Nicht nur im Bereich der Arbeit kommt dieses Thema vor, sondern vor allem auch zwischenmenschlich bzw. zwischen Mensch und Tier. Die Person, die dieses Thema hat, hat auch mehrere Beweggründe dazu. Nun fängt es nämlich an: Es gibt nicht nur dieses eine Thema, an dem gearbeitet werden darf, sondern eben vielschichtige Facetten, gemischt mit anderen Themen. Es gibt Menschen, die wegen der Überfürsorge Kontrolle ausüben ( hier geht es zu diesem Eintrag ), oder welche, die ganz andere Beweggründe dazu haben. Mehr kommt dann unter dem Punkt " So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen ". Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hineinpasst. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein Kontrolle entsteht auf sehr unterschiedlichen Wegen. Es kann erst irgendwann im Alter entstehen, oder auch schon immer eine Veranlagung sein. Es kann aus Angst oder Macht entstehen. Es ist also ein Thema, das ganz unterschiedliche Ursprünge hat. Ist Kontrolle schon immer ein Bestandteil in deinem Leben? Dann waren schon die Eltern in der Richtung veranlagt. Und so etwas manifestiert sich in uns, ob wir das wollen oder nicht. Natürlich kann das auch in das komplette Gegenteil gehen, aber das ist ja hier gerade nicht das Thema 😉 Personen, die Angst vor bestimmten Dingen haben, üben auch teilweise große Kontrolle aus. Das kann in der Arbeit die Angst vor Versagen, Existenzverlust, etc. sein, was erheblichen Stress verursachen kann. Wenn man alles im Blick und eben unter „Kontrolle“ haben muss. Ein schlimmes Erlebnis mit seinem Pferd, kann Angst verursachen und dadurch kann die Kontrolle steigen. Sie kann so groß werden, dass die betreffende Person ihr Pferd nur noch absolut berechnend führt oder arbeitet. Das heißt, dass dadurch zuweilen auch viel Gewalt entstehen kann (dabei ist es dieser Person aber nicht bewusst). So zeigt es sich im Leben und das wird dadurch angezogen Man überlässt kaum Aufgaben anderen Personen und wenn doch, wird dies bis aufs Detail kontrolliert. Am liebsten würde diese Person komplett alles alleine regeln. Da das Vertrauen nicht sehr stark ausgeprägt ist, kontrollieren diese Personen auch zuweilen ihre Partner, und das nicht nur ob dieser sie betrügt, sondern auch ob er bestimmte Aufgaben erledigt hat. Egal in welche Richtung, der Spruch trifft auf diese Personen besonders gut zu „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Wenn Urlaub geplant wird, Veranstaltungen oder gar eine Autofahrt mit mehreren – diese Person ist immer an erster Stelle und meldet sich zum Dienst. Und das nicht unbedingt um einen Gefallen zu tun, sondern weil sie glaubt, dass es niemand so gut hin bekommt, wie die Person selbst. Auch bei ihren Tieren, ist die Person sehr darauf bedacht, dass alles nach ihrem Plan läuft. Ist dies nicht der Fall, kann schnell Überforderung und Angst entstehen. Deswegen neigen diese Personen auch dazu, dann auf härtere Hilfsmittel zurück zu greifen. Das Pferd wird relativ kurz gehalten (Zügel oder Strick) und muss aufs Wort hören. Ironischer weise ziehen diese Personen dann genau das an, was sie eigentlich in ihrem Tun bestätigt: Sie stoßen immer wieder auf andere Personen, die kontrolliert werden müssen. Sobald sie die Zügel länger lassen, geschieht genau das, was sie vermeiden wollten. Dinge gehen schief, sie werden von den betreffenden Personen „verbockt“. Und das immer wieder. Leider ziehen diese Personen aber auch, wie die „Überfürsorge-Personen“, Menschen an, die sie ausnutzen. Sie stellen sich (teilweise unbewusst) extra nicht so clever an, um in den Genuss des bedient werden zu gelangen. Aber je nach Typ der betreffenden Person ist das mehr oder weniger ausgeprägt. Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten Da die Person ihr Pferd relativ kurz hält und ihm sowieso (unbewusst) wenig zutraut, verhält sich das eher sensiblere Pferd zurückhaltend und eher unterwürfig / unsicher. Die Person hat das Gefühl ihr Pferd würde über jeden Stock und Stein stolpern und sie müsse ihm dabei helfen drüber zu kommen. Das Pferd stolpert tatsächlich nur herum und klinkt sich hinter seinem Menschen ein. Es hört auf selbst über das Geschehen nachzudenken und folgt einfach nur – denn sein Zweibeiner regelt ja alles für ihn. Dadurch entsteht aber erst dieses ungeschickte Stolpern und dahintrotten. Ein Persönlichkeits-stärkeres und / oder unsensibleres Pferd kann anfangen sich ziemlich gewaltvoll dem Ganzen zu entziehen. Das heißt, dass es sich losreißt, extrem auf die unterschiedlichsten Gegebenheiten reagiert und sogar seinen Menschen als Angriffsobjekt sieht. So ein Pferd kontrollieren zu wollen, kann sehr schlimm ausgehen. Je nach Ausprägung und Grund der Kontrolle, kann es heftiger oder harmloser ausfallen. Wenn nämlich andere Themen mitschwingen, kann dies das Ganze noch entschärfen. Themen, wie z. B. Kontrolle aus Angst, Überfürsorge oder Ähnlichem. Das Pferd erkennt nämlich genau aus welchem Grund gehandelt wird. So kann daran gearbeitet werden Auch wenn am Anfang wahrscheinlich viel schief laufen wird und du (ich spreche dich nun wieder persönlich an – falls das Thema nicht deines ist, dann ignoriere es einfach 😉 ) am liebsten wieder alles selbst erledigen wollen würdest – halte inne und versuche durchzuhalten. Erst wenn du darin Frieden geschlossen hast, dass der „Beauftragte“ Fehler macht, es vergisst oder es einfach nicht so gut hin bekommt wie du, erst dann wird es besser. Dein Umfeld braucht dein Vertrauen, um aus sich heraus zu kommen. Sie müssen merken, dass du, auch wenn etwas schief läuft, nicht außer dir bist, sondern ruhig bleibst und ihnen noch eine Chance gibst. Es in ihrer Verantwortung lässt und es nicht weiter kontrollierst. Du wirst merken, wie stressfrei es plötzlich wird, wenn man sich nicht mehr um alles kümmern muss. Genauso auch bei deinem Pferd. Setze dir irgendeine Markierung am Strick und achte darauf, dass du das Seil nicht kürzer nimmst, als es der Marker zulässt. Wenn Äste, Wurzeln oder andere Hindernisse kommen, schaue einfach weiter gerade aus, gehe als Vorbild voran – denn nur das braucht dein Pferd. Sicherlich wird es am Anfang noch herumstolpern und vielleicht sogar mit der neu gewonnenen Freiheit überfordert sein – je nachdem wie stark du dein Pferd kontrolliert hast. Aber halte auch hier durch. Es wird ruhiger und Selbstbewusster und vor allem auch Trittsicher. Bei dem anderen Typus, solltest du nun sehr auf deinen Raum achten. Denn es wird wahrscheinlich nun mit der neu gewonnen Freiheit einiges anstellen. Das selbstbewusstere, unsensiblere Pferd wird nun nicht mehr das Weite suchen, sondern in „Schreck“Situationen auf dich springen wollen. Es wird dich anrempeln und nur noch in deinen Raum kommen wollen. Denn durch die Kontrolle, hast du es leider dazu gebracht, dass es nun auf deinen Körper fixiert wurde. Dies geschah, weil du das Pferd häufig zu kurz hattest und alles nur auf der Körper- oder Berührungssprache verlief. Durch die Nähe kann keine Energiesprache entstehen und somit wird es immer das ihm Bekannte suchen. Die energetische Verbindung muss nun erst aufgebaut werden, und das bedeutet eben, dass du am besten mit einer Gerte oder einem Stab darauf achtest, dass dein Raum für dich safe ist (hier ein Video von mir mit Néo – es geschieht ziemlich zum Schluss, dass ich dann meinen Raum schützen muss, als er fast in mich rein rennt. Bei uns war / ist das nämlich auch ein Thema 😉 ). Im Großen und Ganzen ist hierbei nun Geduld gefragt. Geduld und eine ordentliche Portion Toleranz. Denn je nachdem, wie stark die Kontrolle bei dir ausgeprägt war, umso länger dauert das Prozedere. Wahrscheinlich werden immer wieder Ereignisse vorkommen, wo du erst einmal gar nicht merkst, dass du wieder etwas kontrollieren möchtest. Das ist nicht schlimm, wenn es geschieht, wichtig ist nur, dass du es für dich erkennst. Aber glaube mir, das Leben ist viel entspannter, wenn man nicht immer auf Patrouille gehen muss, sondern anderen die Verantwortung abgeben und ihnen dabei Vertrauen kann.

  • Dein Pferd ist ständig krank oder verletzt? "Überfürsorge" könnte die Ursache sein

    Das klassische Thema schlechthin – gerade bei Frauen. Denn Fürsorge ist nun mal ein Teil von uns, da wir oft immer noch diejenigen sind, die hauptsächlich für das Wohlergehen der Kinder bzw. Familie verantwortlich sind. Dass auch Männer eine "Überfürsorge-Kiste" haben können, ist zwar seltener, aber auch nicht ungewöhnlich. Bevor wir mit dem Thema beginnen, möchte ich dich auf ein paar wichtige Hintergrundinformationen aufmerksam machen: Jeder Weg ist einzigartig, jedes Individuum ist so vielschichtig anders und jede Ursache hat andere Auswirkungen. Ich kann immer nur eine Facette beleuchten von Abermillionen Facetten desselben Themas. Doch mit diesem Text kann ich dir bereits einen gewissen Überblick verschaffen, Teilbereiche beleuchten und dich vielleicht auf eine Fährte bringen, auf der du deine ganz eigenen, persönlichen Erkenntnisse findest. Die Blog-Beiträge, in denen ich gewisse Themen beleuchte, sind alle ähnlich strukturiert, damit ich einen roten Faden habe und nicht zu sehr ausschweife - was ich sonst gerne tue, aber dann in manchen Ecken zu spezifisch werde, was dir im Großen und Ganzen nicht weiterhilft, wenn es nicht mehr in deine persönliche Situation hinein passt. Mir ist mit diesen Blog-Beiträgen wirklich wichtig großflächig über Ursache und Wirkung (Thema des Menschen und das darauffolgende Verhalten des Pferdes) im Pferdeumgang aufzuklären und ein gewisses Bewusstsein dafür zu schaffen. So könnte das Thema entstanden sein Es gibt in der Regel zwei Extreme - entweder kann die Überfürsorge daher kommen, dass man eventuell selbst sehr wenig Aufmerksamkeit und Liebe von seinen Eltern bekommen hat und dies dann selbst herstellen möchte, um Tiere und Menschen an sich zu binden (unbewusst, versteht sich!). Oder es kann davon kommen, dass man vielleicht selbst schon "Helikopter-Eltern" hatte und (ebenfalls unbewusst) diese Art des Umgangs weiterlebt, weil man es eben nur so kennt. So zeigt es sich im Leben und das wird damit angezogen Menschen, die eine "Überfürsorge-Kiste" haben, sind oft auch anfällig dafür, Personen zu nah an sich heran zu lassen. Sie neigen dazu, sich leicht ausnutzen zu lassen, da sie gutmütig sind und ihre Art des Wohlwollens höchstwahrscheinlich an anderen Menschen ausleben möchten. Ihr Bedürfnis ist es häufig, Harmonie und Frieden zu stiften und sie fühlen sich dann bei einer Missstimmung dafür verantwortlich, das Ganze wieder hinzubekommen. Dadurch entsteht dann gegebenenfalls das Gefühl, wichtig und gut zu sein. Sie blühen oftmals regelrecht auf, wenn sie gebraucht werden – vor allem, wenn z. B. eine näher stehende Person krank ist und Pflege bedarf. Wenn jedoch niemand da ist, der Hilfe benötigt, fühlen sie sich eventuell schnell überflüssig und dann kann es vorkommen, dass sie anfangen, sich gewisse Umstände herbei zu wünschen (alles natürlich absolut unbewusst). Wenn dem so ist, dass sehr viel Aufmerksamkeit in das Helfen und Pflegen gesteckt wird, dann werden möglicherweise auch viele solcher "Pflegefälle" und Hilfsbedürftiger auf diese Person zukommen. Selbst, wenn sie das bewusst gar nicht möchte und fast schon genervt davon ist, kann es sein, dass immer wieder solche Personen in ihr Leben treten, um ihr zu zeigen, was das Thema dahinter ist. Oftmals zieht eine Person mit "Überfürsorge-Kiste" Partner und Freunde an, die viel krank und/oder unselbstständig sind. Dadurch wird diese "Kiste" genährt. Hat diese Person Kinder, so kann es vorkommen, dass diese auf die Person hilflos wirken. Auch dieses Verhalten hat sich dann allerdings nicht deswegen entwickelt, weil die Kinder wirklich "hilflos" sind, sondern weil aus Bequemlichkeit bereits gelernt wurde, dass alles für sie erledigt wird, wenn sie sich nicht sonderlich eigenständig anstellen. Für Eltern in der Überfürsorge kann das dann als völlig normal erscheinen, dass ihre Kinder immer wieder Hilfe brauchen, weil sie es ja alleine nicht hinbekommen. (Auch hier handelt es sich aber wie gesagt nur um eine Facette von verschiedenen Möglichkeiten, die auftreten können, nicht müssen.) Aber nicht nur im engen Kreis treten solche Situationen möglicherweise auf. Selbst außerhalb können immer wieder Situationen aufkommen, in denen sie das Bedürfnis hat zu helfen, weil es eventuell der Fall ist, dass sich diese Person für alles verantwortlich fühlt. Sie kann dann vielleicht nicht wegsehen, wenn ein Tier oder ein Mensch Hilfe benötigt - was ja an sich erst einmal nichts Schlechtes ist - aber unter Umständen kann es leider in eine extreme Richtung führen, nämlich dass sie sich schuldig fühlt, etwas tun zu müssen. Wenn diese Person es dann nicht schafft zu helfen oder es aus diversen Gründen nicht tun kann, nagen diese Schuldgefühle bisweilen sehr lange an ihr - weil sie sich ja verantwortlich gefühlt hatte. Und möglicherweise zieht sie dann immer weiter solche Situationen an: Eigene immer wieder kranke oder vermeintlich unselbstständige Kinder, eine*n Partner*in, der/die "nichts auf die Reihe bekommt" oder ebenfalls ständig krank ist, Freunde die ständig ihre Hilfe benötigen, eine Arbeitsstelle, in der sie Überstunden machen muss, weil sie lauter Arbeitsaufgaben von Kolleg*innen übernimmt, usw. ... Die Liste ist lang und es kann für jeden ganz unterschiedlich sein, in welche Situationen sich die "Überfürsorge-Kiste" auswirkt. Diese Personen haben in der Regel große Empathie-Fähigkeiten, doch spüren sie oft eher Mitleid, als Mitgefühl, was sie eben dazu veranlasst, unbedingt etwas tun zu müssen. Dabei stehen sie selbst dann oftmals an zweiter Stelle. Bevor sie etwas für sich selbst tun, machen sie alles für andere. Der Wert für die eigene Person ist möglicherweise eher gering und Wertschätzung für sich selbst tritt mitunter erst dann ein, wenn sie es geschafft haben, jemandem zu helfen oder jemanden zu pflegen - egal wie es ihnen währenddessen dabei vielleicht selbst geht Das zeigt das Pferd in seinem Verhalten Zuerst muss betont werden, dass jeder Charakter anders auf die "Überfürsorge-Kiste" reagiert. Es gibt sogar Pferde, denen diese Schwingung sehr gut tut und sie darin regelrecht aufgehen. Jedoch ist das eher eine Seltenheit. Normalerweise reagiert ein eher sensibles Pferd damit, dass es irgendwelche Wehwehchen hat oder immer wieder krank wird. Sogar chronische Krankheiten können beim Pferd entstehen, wenn die Person diese "Kiste" extrem in sich manifestiert hat. Wenn das Pferd also eine Verletzung hat, reagiert die Person in der Regel sehr fürsorglich darauf. Sie achtet sehr auf eine optimale Versorgung, mit Desinfektion und Wundsalbe und wenn es etwas Größeres ist, holt sie auch mal den Tierarzt. Was ja nichts schlechtes ist. Aber sie schaut sich ihr Pferd dabei oft nicht neutral an, sondern steckt so viel Aufmerksamkeit und Pflege in die Verletzung, dass das Pferd dabei teilweise schon vom reinen Hinsehen das Humpeln anfängt. Die Wunde entzündet sich dann vielleicht auch noch und die Person wird in ihrem Handeln mehrfach bestätigt, dass die Verletzung ganz, ganz schlimm ist. Meistens zieht sich so eine, normalerweise unspektakuläre Verletzung, wochenlang hin. Obwohl sie so gut gepflegt ist. Ungewöhnlich? Klar, schließlich ist diese Art von Fürsorge in einem ungesunden Bereich und das wird auf jeder Ebene so angezeigt. Ein sensibles Pferd kann dabei richtig untergehen. Es wird lethargisch, fast schon depressiv und fühlt sich selbst als Pflegefall. Dabei kann das Herz des Überfürsorgemenschens nun richtig aufgehen, da es nun eine Aufgabe hat und sich wichtig fühlt (Und wieder muss ich anmerken: Diese Person macht das nicht extra! Sie ist in ihrem Handeln und ihrer Ausstrahlung absolut unbewusst!). Im Extremfall fängt sie dann vielleicht sogar an, ihr Pferd von Kopf bis zum Hinterteil auf Blessuren, Zecken, Stiche, etc. zu untersuchen und diese gleich zu behandeln. Außerdem sieht sie in kleinen Schrammen gleich eine große Wunde und zieht zu häufig den Tierarzt hinzu. Ein unsensibles, materielles und auch selbstbewusstes Pferd kann das Ganze wieder komplett anders spiegeln. So kann es eher übergriffig, fast schon angriffslustig werden. Als würde es sich vor dieser schlechten Energie verteidigen müssen. Es weiß instinktiv, dass so eine extreme Behandlung nicht gut für es ist und zeigt das überdeutlich an, oder zeigt es durch ständiges Ohren zurücklegen, Nüstern hochziehen und Verhärtung in der Maulpartie an, wenn der Mensch in seinem Raum ist oder gar eine sorgenvolle Untersuchung am Pferd vollzieht. So kann daran gearbeitet werden Findest du dich hier wieder? Dies muss ja nicht im großen Stil sein, es reicht, wenn sich ein paar Dinge schon ähnlich sind. Falls nicht, dann fühle dich in den kommenden Zeilen nicht angesprochen 😉 Jede Veränderung fängt in dir selbst an. Das heißt, dir muss das Thema erst einmal bewusst werden. Beobachte dich im Alltag und überprüfe, ob sich bestimmte Gegebenheiten tatsächlich erfüllen. Schaue dir dein Pferd und dein Umfeld an. Wenn dir nun die leise Ahnung kommt, dass das ganz auf dich zutrifft, dann verfalle bitte nicht in Selbstmitleid! Ich weiß, du wirst dich erst einmal schuldig fühlen, weil du nun denkst, dass du das Ganze selbst angerichtet hast. Aber das stimmt nicht. Du konntest nicht anders handeln, als eben so. Das wurde dir vermutlich an irgendeiner Stelle im Leben als Kind mitgegeben. Nun, da es dir bewusst ist, wird sich schon dadurch etwas ändern. Dann fange langsam an, dir selbst Zeit zu geben. Nicht gleich springen, wenn jemand nach dir ruft. Sondern im Gespräch, sachlich und bewusst erklären, dass die andere Person es genauso gut alleine kann, wie du. Deine Kinder, solltest du welche haben, sind schlau und selbstständig – sie brauchen deine Hilfe nicht. Und sie werden dich trotzdem lieben, auch wenn du nicht immer zur Stelle bist – wahrscheinlich dann sogar noch mehr, da sie in dir einen richtigen Mentor sehen und sich stark und absolut selbstbewusst fühlen. Genauso auch mit deinem Partner und deinen Freunden: Vielleicht werden dir tatsächlich welche abspringen, wenn sie merken, dass sie dich nicht mehr ausnutzen können, aber dafür wirst du mit richtigen und tollen neuen Bekanntschaften absolut belohnt. Wenn dein Pferd demnächst eine Verletzung hat, dann versuche so neutral wie möglich ran zu gehen. Behandle kleine Schrammen erst gar nicht – ich weiß, da geht ein Widerstand in dir los „Aber das muss man doch behandeln, das ist doch verantwortungslos!“ – aber sei dir sicher, das Pferd wird durch eine kleine Schramme weder verbluten, noch an einem Infekt sterben (um das mal überspitzt sagen zu dürfen 😉 ). Streichle es nicht zu viel und gehe un-emotionaler mit deinem Pferd um. Wenn es dem Beispiel zwei entspricht (das eher aggressivere Pferd), dann versuche strenger zu sein. Das heißt nicht, dass du es schlagen sollst, sondern, dass du es nicht mehr in deinen Raum lässt und für dich selbst einstehst. Wenn du dir deiner Kiste zwar bewusst bist, es aber nicht hinbekommst, daran allein zu arbeiten, ist es absolut nicht verkehrt, dir anderweitige Hilfe zu holen. Aber du wirst sehen, dass, wenn die Aufmerksamkeit mehr auf dich und deine Bedürfnisse gelenkt wird, dann auch plötzlich Menschen kommen, die dir helfen wollen. Die für dich da sein möchten. Und nicht verlangen, dass du für sie im Gegenzug da bist. Du wirst nicht verlassen, nur weil du dann ja nicht mehr „gebraucht“ wirst. Sondern erst dann kann richtige Liebe entstehen, da diese Bedürftigkeit nicht mehr im Weg steht. Es ist doch viel schöner zu wissen, dass man um seiner Person-willens geliebt wird, anstatt weil man gebraucht wird. Und du bist mit absoluter Gewissheit vor allem dann liebenswert, wenn du für dich selbst da bist. Das heißt aber auch nicht, dass man dann komplett aufhören muss, anderen einen Gefallen zu tun oder weg zu sehen, wenn jemand wirklich Hilfe braucht. Das soll es natürlich nicht heißen. Wichtig ist, dass alles in einem gesunden Maß stattfindet. Fürsorge ist nichts schlechtes, doch kann es eben ungesunde Verhältnisse annehmen. Diese können sich dann zeigen, wie oben beschrieben. Hast du diese Auswirkungen nicht, so hast du auch kein Problem mit der Fürsorge.

  • "Gewalt? Nein, ich bin doch zu meinem Pferd nicht gewalttätig!"

    Ein Thema, welches mich schon seit meiner ersten Reitstunde verfolgt. Die Gerten klatschen auf den Pferdekörper, die Beine rammen in den Bauch und die Zügel werden stramm gezogen… Das war ganz normaler Alltag während meines Unterrichts im Reitverein – und bestimmt heute noch in vielen Reitställen. Doch ein Lehrer würde niemals zugeben, dass er mittels „Gewalteinwirkung“ ein Pferd gefügig macht, bzw. es den Menschen so lehrt. Und so wird des als normal angesehen, nur weil es alle so machen. Ich bin mir sicher, wenn du dich jetzt umsiehst, dann entdeckst du noch nicht so viel Leid, wie du es nach diesem Text hier erkennen wirst. Wie fühlen Pferde eigentlich? Diese Frage sollten wir uns zuerst stellen. Denn häufig wird als Ausrede diese verwendet: „Die Pferde gehen ja auch recht ruppig miteinander um“ und rechtfertigen dann die Gewalt, die sie ihren Pferden zufügen. Deswegen ist auch die Frage wichtig, ob sie wirklich untereinander so heftig umgehen (oder wir es nur so sehen)? 1. Schmerzempfinden - oder haben Pferde wirklich eine dickere Haut? Im Rahmen einer Studie vom australischen Magazin „Catalyst“ wollte Dr. Lydia Tong herausfinden, wie stark Pferde Schmerzen während dem Einsatz einer Gerte verspüren. Die Fragen hierbei waren, ob Pferde tatsächlich eine dickere Haut haben und ob sie Schmerzen weniger verspüren, wie es vielleicht Menschen tun . Dabei nahm sie zwei Hautstücke, das eine von der Flanke des Pferdes (wo Gerten normalerweise eingesetzt werden) und eines von einem Menschen aus einer vergleichbaren Region. Was sie herausfand ist schon erschütternd! Zwar ist die Haut des Menschen 2,4 mm und die des Pferde 3,2 mm dick, jedoch fand sie heraus, dass die Haut zwischen dem schmerzempfindlichen Nervenzellen viel dünner als beim Menschen ist. Das, was die Haut des Pferdes dicker macht, ist lediglich die Kollagenschicht , die sich unter der schmerzempfindlichen Oberschicht befindet. Wenn du dich dann zum Beispiel mit der Gerte touchierst und es in der selben Stärke bei deinem Pferd tust, spürt es dies schmerzvoller als du es empfunden hast! Um noch ein genaueres Ergebnis zu erzielen untersuchte Dr. Tong die Haut des Pferdes und Menschen nach der Anzahl der Nervenenden . Dabei setzte sie eine Färbetechnik ein und erkannte, dass Pferde tatsächlich auch noch viel mehr sensorische Nervenenden in ihrem Hautgewebe haben. Noch dazu in der Epidermis, in der das primäre Schmerzempfinden stattfindet. FAZIT: Tatsächlich spüren Pferde den Schmerz stärker als angenommen und soweit die Testergebnisse reichen, mehr als wir es tun. ( Den Report der Studie kannst du hier nachlesen ) 2. Wie ruppig gehen Pferde tatsächlich miteinander um? Zuerst muss einmal gesagt werden, dass das Beobachten einer Herde in „Gefangenschaft“ mit Sicherheit mehr Konflikte und körperliche Auseinandersetzungen zeigt, als man es in einer Herde in freier Wildbahn sehen würde. Die verschiedenen Pferde, das Rangeln um Futterplätze (wo der Platz bei Heuraufen etc. doch recht begrenzt ist) und die Stimmungen, welche Pferde von ihren Besitzern mitnehmen . Es knallt also häufiger als in einer wilden Herde, die sich selbst zusammengefunden hat. Aber gehen wir mal näher an eine zusammengewürfelte Herde ran. Zuerst sollte man erkunden, wie viel Platz eigentlich gegeben ist um sich aus dem Weg zu gehen. Oft gibt es Engpässe, Hindernisse oder ähnliches, was dem rangniedrigeren Pferd zum Verhängnis wird. Es reicht schon, wenn andere " ranghöhere" Pferde im Weg stehen , auch wenn der Platz ausreichend erscheint. Es ist also gefangen, kann nicht fliehen und der "Ranghohe" versteht das häufig leider nicht. Oder es gerät in die Nächste Auseinandersetzung, weil eben zu wenig Platz zur Verfügung steht allen auszuweichen. Hast du das auch schon einmal beobachten können? Wenn du dein Pferd von einem Paddock oder der Weide holst und es stehen Pferde im Weg, ist dein Pferd auch mal nicht mitgekommen? Stand es wie festgewachsen da und du hast alles probiert, bis es endlich weiter gegangen ist? Du warst da nicht das Problem oder dein Pferd, sondern es war ein Pferd auf dem Weg, dessen Individual Bereich hätte betreten werden müssen, wenn du weitergegangen wärst. Pferde mit Bisswunden und Aufschürfungen, sind meistens neu und / oder wissen sich einfach (noch) nicht zurecht zu finden. Du musst bedenken, so oft, wie in einem Pferdestall, wechseln sich die Herdenmitglieder einer wilden Herde niemals. Schon hier ist ein weiterer Reibungspunkt . Jeder muss sich wieder neu einfügen und für jeden gilt wieder eins, nämlich Stress. Und auch hier ist wieder die essenzielle Frage: Wie weitläufig ist das Ganze? Können sich alle Pferde ausreichend aus dem Weg gehen? Der letzte Punkt, warum Pferde in „Gefangenschaft“ tatsächlich auch mal ruppiger sind, ist dass sie nun mal ihre Menschen spiegeln und Stimmungen und Verhaltensmuster wieder mit in die Herde nehmen . So kommen manchmal sogar scheinbar grundlos Aggressionen zum Vorschein, die ein anderes Pferd ausbaden muss. Dann kannst du dir schon einmal vorstellen, wenn jedes Pferd am Tag mit seinem Menschen etwas unternimmt und dieser mal nicht so gut drauf ist, was das teilweise in der Herde anrichten kann… Auch die Umgangsform ist ausschlaggebend. Es gibt Pferde, die sind extrem abgestumpft , reagieren kaum noch auf ihr Umfeld. In der Herde ist es genauso. Die Signale von Pferden sind fast unsichtbar und die müssen dann natürlich verdeutlicht werden, wenn das angesprochene Pferd nicht reagiert. Deswegen sehen wir auch zu häufig Gesten und Handlungen bis hin zum Ausschlagen und beißen. Weil das Pferd schon gar nichts mehr mitbekommt… Natürlich dürfen wird den Charakter eines Pferdes nicht aus den Augen lassen . Es gibt solche und solche, wie es die bei Menschen auch gibt. Es gibt aggressivere, sanftere, mutigere, frechere und so weiter. Mit welchen Charakter dann das jeweilige wilde Pferd zusammenkommt und welche Intention dahinter steckt, ist der nächste Punkt. Wenn dann um Territorium, Stuten oder Fressen „gehandelt“ wird, kann das natürlich auch unterschiedlich ausarten. Und je nachdem, welche Charaktere zusammentreffen , wird es ein Jagen, über kleine Kabbeleien bis hin zu einem ernsten Kampf werden. Aber sonst ist man schon darauf bedacht so wenig Energie wie möglich zu verschwenden und friedlich zusammen zu leben. FAZIT: Die menschlichen Einflüsse, ob innerlich oder äußerlich, sind große Faktoren, warum sich Pferde öfter „prügeln“. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie deswegen weniger Schmerz verspüren. Wie gesagt – das Verhalten in der freien Herde ist definitiv friedlicher. ( Marc Lubetzki und Maksida Vogt zeigen auf YouTube ein paar Einblicke in wildlebende Pferde) Welche „Hilfsmittel“ und welche Wirkung haben diese? Mit Hilfsmittel meine ich einige herkömmliche Dinge, die man eigentlich in fast jeden Stall finden kann. Vielen ist nicht einmal bewusst, welche Schmerzen sie ihren Pferden damit zufügen können und verwenden es im guten Gewissen. Deswegen möchte ich mit dem ganzen Text natürlich auch niemanden anklagen! Es gilt nur hinzusehen und zu erkennen. Ich habe diese Dinge auch verwendet, ich spreche mich davon nicht frei. 1. DIE FÜHRKETTE Diese sieht man bei der Western Disziplin „Showmanship at Halter“. Die Kette wird ins Halfter eingefädelt und unter dem Kinn entlang auf der anderen Seite durchgeführt. So hat man dann auch einen weiteren Effekt, dass sich die Kette unter dem Kinn zusammenzieht, sobald man am Strick zieht. Aber auch Freizeitreiter verwenden die Führkette um eine bessere Einwirkung zu erzielen. Entweder wird sie so verwendet wie oben beschrieben, oder sie wird über die Nase entlang befestigt, was den größeren Effekt erzielt. 2. DIE GERTE Sie wird wohl als häufigstes Hilfsmittel verwendet. Ob zum Treiben oder Touchieren, bei Dressur-, Springreitern oder Freizeitreitern bis hin zu den Reitern „ohne alles“. Doch auch hier muss absolut mit Vorsicht umgegangen werden. Wenn du dich  noch an den ersten Text erinnern kannst, hat eine Studie bewiesen, wie Schmerzempfindlich Pferde tatsächlich sind. So ist auch das Touchieren mit der Gerte schmerzvoller als wohl angenommen. Kein Wunder, wenn man Pferde sieht, die heftig mit den Schweif schlagen, wenn sie z. B. in die Piaffe touchiert werden. Natürlich kann die Gerte auch so eingesetzt werden, dass man damit niemals das Pferd berührt – höchstens einmal leicht antippen, wie mit dem Finger – dann ist das natürlich eine andere Sache. Aber dennoch ist die Gefahr relativ groß, dass es eben nicht dabei bleibt. Zum Beispiel wenn das Pferd nicht versteht um was es geht, oder schon gestresst ist, weil es die Gerte nur als Treibmittel kennengelernt hat. 3. DIE SPOREN Kleine Rädchen mit oder ohne Zacken, Stiele mit runden Kugeln dran, nur Stiele, usw. Es gibt ganz unterschiedliche Formen der Sporen und allesamt sind unnachgiebig und Metallern. Kommt man also mit den Sporen an den Pferdekörper mit dem Bein (so sanft, wie wir mit den Armen und Händen umgehen können, so unsanft sind wir mit den Beinen und Füßen), dann kann man schon bei der kleinsten Berührung feststellen, wie die Haut des Pferdes zuckt. Keiner kann mir hier sagen, dass der Umgang mit Sporen entscheidend ist. Ich habe bewusst geschrieben, dass sie eben unnachgiebig sind und aus einem Material bestehen, das einfach hart ist. Genauso wie bei der Führkette, erhält das Pferd schon bei dem kleinsten Druck oder Zug Schmerzen. Oder warum denkst du, dass es vermeintlich „besser reagiert“? Der Stress und der Wille diesem Schmerz zu entgehen, ermöglicht dem Pferd schnelle Reaktionen. Genauso, wie es das bei Gefahr tun muss. Das heißt aber noch lange nicht, dass es deswegen besser und schneller lernt… Oder warum läuft das Pferd „nicht so gut“ ohne Sporen? 4. DAS KNOTENHALFTER Das tolle Knoti. Ein Liebling vieler Bodenarbeitseifrigen. Ein schönes, aus Seilen und Knoten zusammengefügtes, dünnes Halfterchen, welches hervorragend zu hübschen Pferdeköpfen passt. Doch was man nicht so gerne erkennen möchte – warum sitzen die Knoten da, wo sie sitzen? Und warum folgt das Pferd besser damit, als mit normalen Stallhalftern? Nicht, weil es das lieber mag (was sich irgendwie in den Köpfen der Menschen festsetzt, wenn Pferde besser auf solche Dinge reagieren), sondern weil es Schmerzen verspürt und wie bei den vorherigen Hilfsmitteln, der Stress und die Schmerzen für eine schnellere und „willigere“ Reaktion sorgt. Die Knoten liegen zum Beispiel auf den größten Gesichtsnerv des Pferdes auf. Und das dünne Band im Genick drückt die Schleimbeutel zu, wenn starker Zug angewendet wird. ( Hippovital hat hier einen aufschlussreichen Artikel über die Auswirkungen des Knotenhalfters geschrieben ) 5. DAS GEBISS Hier möchte ich nicht näher darauf eingehen, denn darüber habe ich schon einen ausführlichen Artikel geschrieben. Wenn du lust hast, kannst du diesen gleich oder später durchlesen. Am Ende sind alle Quellen und Links noch einmal aufgeführt – so auch mein Eintrag zu diesem Punkt. Falls du ihn aber jetzt gleich lesen möchtest: 6 Erklärungen, warum das Gebiss schädlich ist FAZIT: Pferde sind Fluchttiere und reagieren unter Stress sehr schnell und gut! Wenn sie das nicht täten, wären sie schnelle Opfer. Es gehört also zu ihrer Natur gut zu reagieren, wenn ihnen Schmerz widerfährt. Wenn mich hier 500 oder 600 kg fast umrennen... Wenn das Pferd mich aber beißt… Wenn es auf die Straße rennt… Wenn es aber so biestig ist… Irgendwie muss es ja lernen, wer hier das Sagen hat! Häufige Ausreden um die Gewalt an Pferden recht zu fertigen. Die Frage ist nur, warum wissen wir so oft keinen anderen Ausweg mehr, dass uns nur noch die Gewalt bleibt? Warum sind betrunkene gewalttätiger als nüchterne? Warum verspüren wir den Drang zu zuschlagen, wenn wir uns in die Enge getrieben fühlen? Dies sind alles Handlungen eines tiefen Verteidigungstriebs. Wenn uns nichts mehr anderes übrig bleibt (so ist es natürlich auch bei Pferden) – keine Worte mehr, keine schlaue Strategie und Angst mitspielt – versucht alles in uns dennoch die Oberhand zu behalten. Besonders bei Pferden, weil uns das immer suggeriert wird. Du musst der Führer bleiben, sonst verarscht dich das Pferd nur Lass dich bloß nicht entlarven, sonst kannst du alles von Neuen aufbauen Sobald dein Pferd merkt, dass es die Oberhand hat, macht es was es will mit dir Um mal nur ein paar Beispiele zu nennen. Wir verfangen uns in einer Wahrheit, die uns von Außen aufgezwungen wurde. Wir sehen Gewalt tagtäglich, wenn wir in den Stall gehen. Wir werden abgestumpft, so wie wir das mit unseren Pferden tun. Und wollen es nur schwer erkennen, dass das so ist. Schließlich kann so ein 600 kg Koloss viel mehr Schaden bei uns anwenden – oder nicht? Ja, es können echte krasse Dinge passieren. Richtig schlimme, Krankenhausreife Dinge. So schlimme Dinge, dass man die Gewalt definitiv rechtfertigen muss, um sein Leben zu schützen. Sind dann doch locker 500 bis 600 kg, die über einen drüber walzen können… Aber wenn ich dir sage, dass es auch andere Wege gibt? Sie dauern länger und man muss in erster Linie auf sich selbst und sein Leben schauen – und das nicht nur kurz, sondern intensiv mit vielen Hinterfragen und ernst gemeintem „Ich will mein Leben ändern um mir selbst und meinem Pferd ein besserer Partner zu sein“ Kredo. Die Zeit hat nicht jeder und viele wünschen sich einfach nur Resultate. Ich sprach schon häufiger mit Menschen, die sichtbare Gewalt an ihren Pferden anwendeten und fragte sie, warum sie das nicht auch mal anders probieren wollen würden. Dem Pferd ein Mitspracherecht einräumen, sich viel mehr Wissen aneignen – und zwar im Bereich Pferdepsychologie – anstatt von irgendwelchen Trainingsprogrammen. Aber sie hören einfach drüber hinweg und sagen zum Beispiel nur: Für mich hat ein Pferd zu funktionieren. Schließlich ist das meine Freizeit, da will ich entspannen... Außerdem ist das zu gefährlich! Ich habe die Zeit nicht, mich mit irgendwelchen Wünschen meines Pferdes rum zu ärgern. Ich habe mir ein Pferd gekauft, weil ich auf Turniere gehen möchte und da hat es nun mal zu funktionieren. (Ja, diese Antworten bekam ich tatsächlich mal genau so, wie es hier steht…) Nun, ist es dann das Wissen über die Psychologie der Pferde, was vielen eventuell fehlt? Oder ist es falscher Unterricht? Oder sind es falsche Vorbilder? Oder ist es der Ehrgeiz? Ich weiß es nicht, bestimmt von allen ein wenig… Eine Gratwanderung Ich weiß, dass ich mit diesem Artikel ganz schön in den Zwiespalt kommen werde. Es gibt einfach zu viele Menschen, die Gewalt anwenden und das gar nicht so sehen – oder es einfach nur aus Angst passiert . Ich hoffe damit ein wenig die Augen zu öffnen und den einen oder anderen dazu bewegen zu können, eine andere Umgangsform zu finden. Hinterfrage dich, hinterfrage alles was du bisher gelernt hast und beobachte doch mal, wie dein Pferd reagiert . Und was es macht, wenn du keine solche scharfen Hilfsmittel anwendest. Und wie fühlst du dich dann dabei? Fühlst du dich persönlich angegriffen? Fühlst du dich in deinem Knowhow angegriffen? Denn das sind meistens die Gründe, warum wir lieber zu solchen Dingen greifen, anstatt andere Wege zu suchen. Wir sind zu verkopft darin, etwas umzusetzen. Es muss so gehen – nicht anders. Da gilt es umzudenken! Jedes Pferd ist anders, jedes Pferd bringt andere Charaktereigenschaften mit sich. Und darauf muss man aufbauen. Es liegt an uns, heraus zu finden, wie man diese Pferd am besten trainiert – und zwar ohne irgendeine Gewalt anzuwenden. Und damit meine ich auch Join Ups oder bestimmt aufgebaute Gelassenheitstainings (solche, wo man so lange mit etwas grusligem am Pferd dran bleibt, bis es diesem Ding nicht mehr ausweicht). Denn das ist wieder eine andere Form der Gewalt: Psychische Gewalt . Ja auch hier können wir ganz schön Schaden anrichten. Wer Erwachsene Kinder hat, dem ist bewusst, dass man in der Erziehung immer etwas falsch machen kann – genauso ist es natürlich auch mit Pferden. Wir sind auch Wesen, die Fehler machen, aber auch daraus lernen können! Diese Chance sollten wir nutzen und uns weiter entwickeln. Das Resümee Nach der Studie ist nun bekannt, dass Pferde tatsächlich mindestens genauso stark Schmerzen verspüren, wie wir es tun . Die Frage hierbei ist natürlich, in wie weit das noch auf andere Körperregionen zutrifft – aber ich meine, dass so ein Aufbau nicht nur an einer Stelle zu finden ist. Dieser ist ja eindeutig. Die Epidermis ist nun mal viel empfindlicher und die Kollagenschicht ist drunter, was die Haut dicker macht – aber nicht gleich dafür verantwortlich ist, dass Pferde weniger Schmerzen verspüren, wie wir das annehmen. Durch die ganzen herkömmlichen Hilfsmitteln und die eingetrichterten Umgangsformen fügen wir den Pferden teilweise sogar unbewusst Leid zu. Das Schwierige hierbei ist nun mal auch das, was man im Außen sieht. Ich will nur noch einmal an eine Eskalation in der FEI erinnern. Der Richter Leif Törnblad äußerte dezent Kritik an den Missständen des Turniersports . Wenig später wurde er von der FEI suspendiert . ( Hier das Interview ) Es ist also gerade in diesen Lobbys extrem schwierig irgendetwas zu bewirken. Deswegen sollten wir nicht nach außen schauen , sondern zu sich und seinen Umgang . „Welche Mittel verwende ich bei meinem Pferd? Warum mach ich das? Weshalb reagiert es nicht auf mich? Spürt es wirklich nichts, oder habe ich es schon so stark abgestumpft?“ Solche Fragen sollten wir uns stellen. Reflektieren und überdenken. Erlauben anders zu denken. Mit gutem Beispiel voran gehen. Aufklären. Vielleicht ändert sich dann etwas in der Pferdewelt. Quellen & Links Studie Schmerzempfinden beim Gerteneinsatz Marc Lubetzki – Wildpferde Maksida Vogt – Wildpferde Hippvital – Knotenhalfter 6 Erklärungen, warum das Gebiss schädlich ist Interview mit Leif Törnblad

  • Schwere Wege meistern und Loslassen lernen – eine Herzensgeschichte

    Ich stehe im warmen Hotelzimmer und starre auf die ausgebreiteten Utensilien. Mein Kopf ist eine dunkle Leere, ich sehe nicht mal alles richtig. Dennoch nicke ich, um mir selbst zu verstehen zu geben, dass ich alles beisammen habe. Habe ich alles? Ich wische diesen einen Gedanken schnell beiseite – es gibt nun sowieso kein Zurück mehr. Mit einem tiefen Seufzer hole ich meinen Rucksack hervor und packe eins nach dem anderen systematisch ein. Mit jedem eingepackten „Ding“ wächst meine Anspannung. Ich bekomme jetzt schon Rückenschmerzen… Na super, fängt ja gut an! Ich stoße ein Atemwölkchen aus, welches sich sanft in der kalten Luft auflöst. Dann schaue ich langsam hinauf: Vor mir steht mein Berg. Ich habe ihn ausgesucht, um ihn zu besteigen, um den Gipfel zu erobern und diesen einzigartigen Ausblick zu entdecken. Ich weiß noch nicht, was auf mich zukommen wird, aber ich hoffe, dass ich mich zu Genüge vorbereitet habe. Dass ich alles dabei habe, was ich brauchen werde. Fest entschlossen laufe ich los. Mit jedem Schritt lasse ich meine Anspannung los und bemerke, wie ich immer leichter werde. Die Luft ist kühl und angenehm und absolut rein. Mein Herz klopft fröhlich vor sich hin, immer wenn ich an mein Ziel denke. Meine erste Rast verbringe ich im Schutz großer Nadelbäume. Sie versprühen einen angenehmen Duft und lassen mich von ihrer stärkenden Energie tanken. Hier und da höre ich einen Vogel zwitschern, dessen Stimme im Wald verschluckt wird. Es ist schon ziemlich still hier oben… Aber angenehm, friedlich. Als ich aufbreche, merke ich, wie sich nun schon die Träger meines Rucksacks in meine Schultern graben. Ich versuche die Stimmung vom Anfang wieder herzustellen, die Last mit jedem Schritt abzuschütteln – es gelingt mir aber nicht richtig. Schon bald merke ich, wie die Luft dünner wird und ich zu kämpfen beginnen muss. Einen Kampf gegen die Last, gegen meinen Schweinehund und meine innere Stimme durchzuhalten. Ich weiß nicht genau, wen ich dabei vertrete. Es wird zu einem Chaos in meinem Kopf und meine Vernunft gibt mir den Befehl stehen zu bleiben und tief durchzuatmen. Ich sehe in den bewölkten Himmel. Eine kleine Schneeflocke wirbelt durch die Luft und landet auf meiner glühenden Stirn. Kalt breitet sie sich darauf aus und hinterlässt ein angenehmes Gefühl. Ich schließe meine Augen. Nur einen kurzen Moment später spüre ich diese zarten Berührungen überall in meinem Gesicht. Die Welt um mich herum wird dumpf und leise. Auch in mir ist endlich alles verstummt und ich fühle mich endlich wieder in meiner Mitte. Langsam gehe ich weiter und sehe, wie sich die Flöckchen zahlreich und ganz dick auf dem schmalen Pfad zu einer geschlossenen Schneedecke formen. Es knirscht unter meinen Schuhen und ein pfeifender Wind wirbelt die dicken Schneeflocken durch die Luft. Die Berührungen der zarten Geschöpfe sind nun peitschend und eisig. Ich grabe mein Kinn in den Schal ein und kneife meine Augen zu. Der Rucksack hängt wie ein Sack Steine an meinen Schultern und ich komme nur noch langsam und zögernd voran. Plötzlich rutsche ich mit meinem linken Fuß weg und ich falle unsanft auf meinem Bauch. Das Gepäck gräbt mich noch tiefer in den Schnee. Da liege ich. Eingegraben und mit einem tauben Gesicht. Ich weiß nicht wie lange ich dem Wind und dem leisen dumpfen Klirren der aufkommenden Schneeflocken um mich herum zuhöre, jedenfalls fühlt es sich ewig an. Meine Glieder sind schon ganz taub und ich überlege ernsthaft liegen zu bleiben, als ich daran denken muss, wie es wäre, mit diesem schweren Gewicht auf dem Rücken aufzustehen. Doch bei diesem Gedanken kommt mir in den Sinn, dass ich Spikes dabei habe und das entfachte in mir einen neuen Hoffnungsschimmer. Mit einem Schwung drehe ich mich auf den Rücken und setze mich auf. Ich winde mich aus den Schulterschlaufen und stehe auf, um mich zu schütteln und wieder Leben und Wärme in meinen Körper fließen zu lassen. Mit neuer Energie und Tatendrang stapfe ich weiter den Berg hinauf. Der Rucksack fühlt sich schon viel leichter an, jetzt, wo ich die schweren Spikes an meinen Schuhen festgebunden habe. Zwar ist das Gehen nicht mehr ganz so beschwingt wie am Anfang, aber es fühlt sich allemal besser an als vorher. Der Wind hat schon etwas nachgelassen, es fallen nur noch vereinzelt ein paar Flöckchen. Die Bäume werden immer gedrungener und der Wald lichtet sich. Als ich um eine Kurve komme und einen Blick auf meinen weiteren Weg erhaschen kann, wird mir übel. Ich bleibe stehen und atme schwer. Es wird so steil und es ist noch so unfassbar weit! Und was sehe ich da, in der Ferne, ziemlich weit oben, fast am Ziel? Nur Gestein und eine bedrohliche Felswand. Ich kann keinen sicheren Weg mehr erkennen. Was habe ich mir da angetan?? Wie auf Kommando graben sich die Gurte in meine Schultern und ziehen mich zurück ins Tal. Ich muss mich vornüber beugen, um dem nicht nachzugeben. Meine Knie fangen an zu zittern. Ohne weiter darüber nachzudenken, setze ich mich an den Wegesrand und starre vor mir in den Schnee. Weiße Atemwölkchen breiten sich in meinem Sichtfeld aus und verschwinden dann in der kalten Luft. Dumpf und leise bahnen sich meine Gedanken an. Sie werden immer lauter und dröhnender, bis ich meine Handschuhe an meine Ohren presse, um nicht darauf hören zu müssen. Aber natürlich führt kein Weg daran vorbei, ich muss zuhören. Zweifel schüren mein Innerstes: Habe ich mir zu viel vorgenommen? Dabei melden sich immer wieder Menschen aus meinem Umfeld zu Wort und fachen das Feuer meiner Unsicherheit mehr und mehr an. Eine heiße Träne läuft mir an meiner kalten Wange hinunter und hinterlässt ein warmes Gefühl. Ich halte daran fest und atme tief ein… und tief aus. Ich schließe meine Augen, dabei fallen noch ein paar Tränen hinab. Für was tue ich das? Mir wurde mehrfach gesagt, dass es schwierig werden würde und es keine Schande ist, wenn ich abbreche. Schließlich ist doch das Versuchen alles was zählt… oder? Für wen tue ich das? Wem will ich hier etwas beweisen? Wollte ich das denn nicht für mich schaffen? Sollte es mir denn nicht egal sein, was andere von mir denken? Natürlich würden sie wohlwollend unten auf mich warten und mich in ihre Arme schließen, aber dann bin ich es, die damit Leben muss. Will ich damit leben, dass ich aufgegeben habe? Der Wind puscht mich den Berg hinauf, ich laufe wie von der Tarantel gestochen. Mir ist heiß und am liebsten würde ich schreien. Ich weiß nicht woher plötzlich diese Wut kommt. Aber diese Wut auf mich, auf die Anderen hat mir Kraft gegeben. Mein Herz rast, ohne zu erschöpfen. Ich will dieses Rasen abstellen, es macht mich fast wahnsinnig. Deswegen renne ich nun fast den Pfad hinauf. Fest entschlossen, niemandem Recht zu geben. Fest entschlossen mir zu beweisen, dass ich stark bin. Fest entschlossen meinen Selbstzweifeln davon zu laufen. Was ist das? Ich schaue mit geneigtem Kopf skeptisch die Felswand hinauf. Es sind ein paar Ringe in geschlängelter Linie eingeschlagen worden und zeigen den besten Aufstieg an. Ich wusste schon, dass so etwas auf mich zukommen wird, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es so weit sein würde. Ist mein Seil lang genug? Habe ich genug Karabiner dabei? Ich schnalle meinen Rucksack ab, wohl bedacht nicht wieder mein Gedankenkarussell anzuschmeißen und grabe darin herum. Meine komplette Kletterausrüstung lege ich auf einen, vom Schnee beseitigten Felsen und starre wieder, wie im Hotelzimmer, darauf. Ist das wirklich alles? Ohne weiter nachzudenken, schnalle ich meinen Sicherungsgurt an meinen Körper, schwinge meinen Rucksack auf meinem Rücken und zurre in so fest es geht. Beim ersten Einclippen und hochziehen, bleibt mir fast die Luft weg. Ich beiße meine Zähne zusammen und schlage meine Füße in den gefrorenen Schnee und das Gestein. Rhythmisch arbeite ich mich voran, wohlbedacht nicht immer wieder nach oben zu sehen. Oder nach unten. Immer wieder muss ich straucheln, da mich das Gewicht meines Rucksacks nach unten zieht. Beim nächsten Clippen bleibt mir fast das Herz stehen, als ich mit meiner Hand abrutsche und fast nach unten falle. Ich konnte mich zum Glück noch fangen. Schwer atmend und zitternd presse ich mich an die kalte Felswand. Ich komme mir so verloren vor. Was mache ich hier nur… Die Schultergurte ziehen an mir wie Hände, sie ziehen mich in die Tiefe. Ich muss meine ganze Kraft dafür verwenden mich festzuhalten. Die Kälte kriecht unter meine Jacke und bringt mich zum frösteln.. Ächzend ziehe ich mich weiter hoch, um wieder Wärme zu sammeln. Ich muss erschreckend feststellen, dass ich langsam am Limit meiner Kräfte ankomme. Hier! Ein kleiner Felsvorsprung! Ich hieve mich wie eine Robbe, die aus dem Wasser kommt, auf den Vorsprung hinauf und presse mich an die schützende Wand. Mein ganzer Körper bebt vor Kälte und Erschöpfung. Meine Zähne schlagen unkontrolliert aufeinander, wenn ich sie nicht fest zusammenpresse. Ich sitze hier, wie ein Häufchen Elend und weiß nicht, was ich nun machen soll. Ich habe mich maßlos überschätzt. Ein Schluchzen bahnt sich von tief in mir an die Oberfläche. Kraftlos gebe ich das Unterdrücken auf und lasse es hinaus. Es war wie das Brechen eines Damms – nun sprudelt es unaufhörlich aus mir heraus; Tränen über Tränen und ein Wimmern. Ich wäre mir selbst ziemlich peinlich, war aber zu schwach, um an meine Würde zu denken. Und schließlich war hier auch niemand, der mich unverständlich hätte ansehen können. Hier bin nur ich. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon sitze und ob ich vor lauter Erschöpfung sogar ein wenig eingenickt bin, denn als ich meine Augen öffne und gegen Sonnenstrahlen blinzeln muss, erschrecke ich. Goldene Strahlen bahnen sich ihren Weg aus der Wolkendecke und lassen kleine Flecken in der Ferne glitzernd aufhellen. Es ist wunderschön anzusehen. Das erste Mal, seit ich hier sitze, kann ich meinen bisher gegangenen Weg erkennen. Ich schlucke, als ich sehe, wie unfassbar weit ich schon gekommen bin. Ich kann nicht begreifen, wie ich das so schnell geschafft habe. Eine Kraft fließt in meinen Körper hinein, welche mich tatsächlich wieder zu hoffen wagen lässt. Umso mehr ich die Spotlights der Sonne betrachte, desto mehr habe ich das Bedürfnis dies von ganz oben bewundern zu können. Dieser neue Willen, die Kraft und die Hoffnung, das Ganze doch noch schaffen zu können, lässt mich aufstehen und die klammen Glieder ausschütteln. Mit neuem Tatendrang ziehe ich mich am ersten Steig hoch und muss mit pochendem Herzen feststellen, dass der Rucksack so schwer wie Blei ist. Mit zitternden Händen halte ich mich wieder am Felsen fest und meine ganze Selbstsicherheit und Zuversicht droht abzubröckeln. Die fordernden Finger graben sich in meine Schultern hinein und ziehen mich erbarmungslos in die Tiefe. Ich beiße meine Zähne zusammen. Meine Muskeln fangen wieder zu zittern an. Es gibt nun nur noch ein Ultimatum. Entweder oder. Mit einem dumpfen Schlag prallt das Gepäck am Fuße der Felswand auf dem schneebedeckten Boden auf. Irgendetwas scheppert und klirrt, als wäre etwas kaputt gegangen. Stirnrunzelnd wage ich einen Blick nach unten, um sehen zu können was das war. Keine gute Idee. Die Tiefe schnellte mir entgegen und drohte mit Schwindel. Schnell sah ich wieder auf meine Wand vor mir und klammerte meinen leichter gewordenen Körper daran fest. Meine Schultern fangen an zu kribbeln, als das Blut in die Bereiche zurückfließen darf. Dieses Gefühl ist besser, als ich es erwartet habe. Ich schließe meine Augen, lege meinen Kopf in den Nacken und rolle ihn hin und her um die Anspannung endgültig loslassen zu können. Mit warmen, zarten Fingerspitzen berühren mich die Sonnenstrahlen im Gesicht und geben mir den Startschuss zum weiterklettern. Wie eine Lampe, erleuchtet sie mir den Weg und ich komme schneller voran, als ich es mir zu wünschen gewagt habe. Wenn ich mein Seil einclippe, kann ich immer wieder erkennen, dass sich die Wolken mehr und mehr für die Sonne und den blauen Himmel beiseite schieben. Ich greife ins Leere, als ich mich weiter nach oben tasten will. Dann grabe ich durch den Schnee nach ein paar Grasbüscheln, an denen ich wenigstens ein wenig Halt bekommen würde. Nach der letzten Absicherung ziehe ich mich mit geballter Kraft nach oben und robbe mich so weit nach vorne, mit dem Gesicht im Schnee, bis ich keinen Abgrund mehr unter den Füßen spüre. Die Sonne brennt auf meinem Rücken und ich drehe mich um, öffne langsam die Augen und kann schräg über mir den Ansatz eines Gipfelkreuzes erkennen. Dieses Mal bahnt sich ein Glucksen hervor. Ich lasse es zu, schließe meine Augen und lache unkontrolliert vor mich hin. Ich weiß nicht welcher Gedanke es war, aber irgendetwas bewegte mich dazu, einen Schneeengel zu erschaffen. Immer noch schmunzelnd bewege ich meine Arme und Füße auf und ab und muss noch mehr grinsen, als ich feststelle, dass mich selbst diese Aktion so erschöpft. Mit allerletzter Kraft, stemme ich mich auf die Beine und stolpere achtsam aus meinem Kunstwerk hinaus, hinein in das Nächste. Mir bleibt der Atem weg, als ich mich unbeholfen im Kreis drehe. Es ist unvorstellbar, was ich hier vor mir sehen darf. Es sprengt jede Vorstellungskraft. Die Sonne, der Himmel, das Glitzern des Schnees und die unfassbar weite Ferne und Freiheit. Die Bilder verschwimmen vor meinen Augen und mir laufen Tränen der Freude an meinen Wangen hinunter. Ich möchte sie nicht wegwischen. Ich habe es geschafft.

  • Selbstreflexion: „Was will ich wirklich?“

    Es ist manchmal schon erstaunlich, wenn man länger ein Thema hat, über welches man gerne schreiben würde und dann holt es einen plötzlich ein… Mein Thema wäre „Kontrolle“ gewesen und siehe da – ich kontrolliere mein Pferd selbst mit Gewalt! Vielleicht hat mir mein Unterbewusstsein schon näher bringen wollen, dass ich gerade vom Weg abgekommen bin. Ich habe es einfach zu lange ignoriert – bis zum ersten Februar Wochenende – da wurde mir so einiges klar! Was genau, erfährst du nun hier: Mein Ehrgeiz und was er im schlechtesten Falle anstellen kann Wer schon länger meinen Blog verfolgt und liest, weiß, dass ich letztes Jahr von Januar bis Juli meinen Néo in Beritt hatte. Diese Zeit nutzte ich sehr für mich und arbeitete an einigen Dingen, die 2015 während des 6 Tagesseminars in der Saliho School aufgedeckt wurden. Ich kam auch sehr gut voran und bemerkte, dass die Besuche meinerseits immer freudiger von Néo angenommen wurden und ich auch immer besser mit ihm in Verbindung treten konnte (und damit meine ich keine Gedankenübertragung, sondern einfach nur zusammensein zu können, ohne irgendwas erreichen oder tun zu wollen). Dadurch, dass ich meine Unsicherheit immer mehr wegbekommen hatte, verlor ich auch nach und nach die Angst, die mich schon sehr lange beherrscht hatte. Als er dann heim kam befasste ich mich gute sechs Monate nur damit, bei ihm zu sein, es zu genießen und die Natur mit ihm zu erkunden. Es lief wunderbar! Natürlich nicht perfekt und ich weiß nun auch, dass ich das Gelernte aus der Saliho School immer mehr vergaß und auch immer weniger anwandte. Bis ich einen Termin als Wochenschülerin (Akademische Reitkunst) ausmachte und meinte, dass ich jetzt dafür trainieren und üben sollte (damit ich mich nicht komplett blamiere, so ohne Fortschritt)… Plötzlich, Tag für Tag, Woche für Woche, als ich das durchzog, änderte sich etwas. Langsam und schleichend. Die Qualität unserer Zeit miteinander litt, da ich durch meinen Ehrgeiz wieder viel zu viel von ihm wollte. Ich übersah so viele Signale, sowohl bei ihm, als auch bei mir. Bis er wieder mehr und mehr zu einem Nervenbündel wurde. Und ich wieder mein Glück in Néo suchte. Ihn verantwortlich machte, dass nichts klappt und alles so schlecht lief. Dabei verwandelte ich mich wieder in einen Menschen, der ich eigentlich nicht mehr sein wollte. Ich wollte keine Gewalt und Unterdrückung mehr betreiben – tat es aber! Immer mit dem Kappzaum bewaffnet übte ich höchst schmerzvolle Gewalt an ihm aus, unterdrückte ihn durch Befehle und bestrafte ihn. Dabei unterstützte ich alles mit Leckerlis, um eine scheinbare Beziehung aufrecht zu erhalten – eine Beziehung, die nach und nach verloren ging, als ich mehr und mehr von ihm wollte. Analyse und Entscheidungen Am 4. und 5. Februar hatte ich meinen Workshop in der Saliho School, wo wir hauptsächlich Videos aller Teilnehmenden ansahen und Alexandra König diese analysierte. Ein Video war dabei, welches mich auch nochmal sehr beschäftigte. Es war ein Ausdruck eines Pferdes, als es sich in sich selbst verkroch und die Außenwelt von sich abschirmte. Genau diesen Ausdruck sah ich so oft während des Trainings bei meinem Pferd! Ich hatte da tatsächlich immer ein ungutes Gefühl, aber ich unterdrückte es, da mich mein Ehrgeiz schon so gefangen genommen hatte. Auch während meines Aufenthalts im Beritt gab es solche Momente, in denen er gar nicht mehr reagierte. Einmal sollte ich Handarbeit mit ihm machen – also Trense und Zügel und ich nebenher. Plötzlich stand er da, total in sich gekehrt, komplett abgeschossen… Dieser Ausdruck war wohl der Schlimmste, den ich je bei ihm gesehen hatte! Und ich fühlte regelrecht seine Hilflosigkeit! Voller Angst um ihn, fragte ich was mit ihm sei… Am Ende habe ich auch das wieder heruntergespielt… Obwohl jede Alarmglocke in mir klingelte! Während dann mein Video analysiert wurde, war mir gar noch nicht klar, wie viel Schaden ich seither bei ihm angerichtet hatte! Wie viel Kompetenz ich bei ihm schon verloren hatte… Wie hilflos er auf sich selbst gestellt war und wie ich ihn in Not brachte… Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, als ich bemerkte, was der Auslöser war: Mein Denken, dass ich reiten MUSS und dass ich ihn trainieren MUSS – weil ich ja schon einen Kurs gebucht hatte… In dem Moment war mir dann klar, dass ich diesen unbedingt absagen sollte, wenn mir das Wohl, die Freiwilligkeit und die Freude meines Pferdes am Herzen liegt. Das Andere ist ja auch, dass ich so viel glücklicher war, als ich einfach nur bei ihm stand! Die Sterne mit ihm betrachtete, dem Wind lauschte und einfach nur war. Mit ihm durch den Wald streifte und mehr und mehr von ihm und mir erfuhr. Das war die Essenz, die ich so lange gesucht hatte. Und nur weil um mich herum jeder ritt und Zirkustricks und andere Dinge machte, dachte ich, ich muss das auch tun, um für einen vollwertigen Pferdemenschen gehalten zu werden – was für ein riesen Schwachsinn! Mein Weg noch einmal Schritt für Schritt Es ist genau das Gleiche, wenn wir in einem Stall sind, wo die Pferde kaum raus kommen, mit zugeschnürten Sperrhalftern in Rollkur geritten werden und Turniere Pflicht sind, um dazuzugehören. Wenn man so etwas täglich sieht, fällt es bestimmt schwer, anders zu denken. Denn da ist es ja gang und gäbe. Es ist normal und den Pferden geht es ja scheinbar gut – warum es nicht genauso machen? Da kommt dann die innere Stärke zu Tage, die bei den einen vorhanden ist und bei den anderen nicht. Bei mir ist sie noch nicht so ausgeprägt, deswegen habe ich mich in diesem Fall von äußeren Bildern so beeinflussen lassen. Ich vergaß nach was ich wirklich strebte und nahm ein Ziel als meines an, welches gar nicht zu mir passte. Und das bloß, weil ich dachte, dass ich mein Pferd nur gesund erhalten kann, wenn ich es nach der akademischen Reitkunst trainierte. Natürlich ist ein gesunder und tragfähiger Rücken notwendig, wenn man vor hat, sich auf diesen zu schwingen, aber was habe ich auf dem Rücken meines Pferdes zu suchen, wenn das Fundament noch so gar nicht passt?! Und ich meine damit nicht das Gebäude, sondern die Beziehung! Die Beziehung ist das Fundament für alles Weitere! Ohne Freiwilligkeit, Freude und Vertrauen brauche ich gar nicht weiter zu machen. Selbst am Boden nicht. Jetzt heißt es, wieder von vorne anzufangen. Mich erst einmal in der Herde „beweisen“, das heißt durch mentale Kraft meinen Sicherheitsbereich zu wahren. Das erkennt dann auch mein Pferd, dass ich gut um mich sorgen kann und lande damit endlich wieder einen Pluspunkt. Danach heißt es kumpelhafte Fellpflege, kein mütterliches „abschlecken“, wie ich es bisher betrieben hatte und ihm damit deutlich machte, dass er ein hilfloses Fohlen ist. Und während dieser Fellpflege auch wieder einen, für uns sicheren und ungestörten Raum zu wahren. Dann heißt es, Schritt für Schritt, Meter um Meter, raus in die Welt und zwar hellwach und strategisch gerüstet! Um ihm so fein, friedlich und kompetent wie möglich eine Führung anzubieten, neben der er sich sicher und wohlfühlen kann. Und zwar ohne Kappzaum! Dieses Teil kommt mir nicht mehr in die Finger! Denn außer dem Schmerz, den ich damit verursachte, zog ihn das Seil vorne an der Nase körperlich und psychisch regelrecht runter… Wichtig für mich ist auch, dass ich ihm seinen und ich mir meinen Raum wahre, während wir unterwegs sind. Ich muss ihn loslassen, von meiner Kontrolle wegkommen. Ihn in seinem Bereich lassen, damit er bei sich bleibt und nicht Schutz in meiner Nähe sucht – denn diese Nähe ist weder für ihn noch für mich hilfreich. Nur so kommt er in seine eigene Kraft und erlangt mehr und mehr Selbstbewusstsein. Das heißt nicht, dass ich ihn alleine lasse, wenn er Angst bekommt, sondern, dass ich mit gutem Beispiel voran gehe und er mich damit als Vorbild nehmen kann. Und wenn er dann soweit ist, kann er gerne auch mal die Führung übernehmen – also weiter vorne laufen und Vorschläge mit einbringen. ERST DANN wären wir soweit an der Gymnastizierung zu arbeiten. Und auch nur dann, wenn er sich dafür frei und freiwillig anbietet. Dabei sollte ich auch unbedingt darauf achten, dass ich nicht wieder in einen Ehrgeiz-Modus verfalle und mehr verlange, als er geben kann und möchte. Das heißt: Ganz genau hinsehen, wie es ihm dabei geht und ab wann er wieder in Gehorsam verfällt und sich von der Außenwelt abschottet. Das Wissen der Akademischen Reitkunst kann ich ja trotzdem nutzen – ich muss es aber nicht genau so machen, wie es die anderen tun. Auch in in der A. K. wird sehr darauf geachtet, dem Pferd mit dem eigenen Körper Signale zu übermitteln. Das Problem hierbei ist, dass das Seil als Verstärkung und Kontrollmittel benutzt wird. Sobald man also dem Pferd etwas beibringt und dabei körperlich das Seil nutzt, verfällt man schon wieder in die Konditionierung… Was ich ja sicherlich nicht mehr möchte. Ich freue mich nun schon auf meinen Weg, weil ich weiß, dass es mir und auch meinem Pferd gut tun wird. Und sobald ich Anfälle von Ehrgeiz und Ungeduld bekomme, werde ich mir Zeit geben, inne halten und mich fragen: „Was will ich wirklich?“ Kleinigkeit zum Schluss Wir können so froh sein, dass wir Pferde an unserer Seite haben, die ehrlich „aussprechen“ wo unsere Schwächen liegen und welche Fehler wir begehen. Um dann sofort zu verzeihen und mit uns neu anzufangen, wenn wir dies erkannt und bearbeitet haben. Wir bekommen dabei nicht nur das Geschenk, in völliger Harmonie und Friedlichkeit mit unserem Partner, dem Pferd, beisammen zu sein, sondern auch die Möglichkeit zufriedener und glücklicher durchs Leben zu gehen. Und ich bin wirklich froh, diesen Blog angefangen zu haben. Er hilft mir, meine Gedanken in eine logische, und auch für mich verständliche Reihenfolge zu sortieren! Genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Und dabei erreichen mich nun immer mehr Nachrichten von lieben Menschen, die durch meine Einträge Inspiration gesammelt haben. Mit diesem positiven Nebeneffekt macht es mir gleich 100 mal mehr Spaß! Danke dafür! ♥

  • Meine GROSSE / kleine Reise nach Montana & wie es zu meinem Wendepunkt kam

    Seit dem 28. Juni 2016 schreibe ich hier an diesem Text… Die ersten Zeilen fielen mir tatsächlich noch sehr schwer, da mir ständig ein Kloß im Hals kam. Das Gefühl, was ich damals hatte, brannte sich so sehr ein… Aber jetzt bin ich endlich fertig! Hier geht es über meine Reise nach Montana zur McGinnis Meadows Cattle and Guest Ranch. Ich wollte als Praktikantin drei Monate lang Horsemanship nach Buck Brannaman lernen. Hier nun die Geschichte dazu: Vorbereitungen Am 24. August 2014 machte ich mich auf eine, für mich, große Reise… Von Problemen mit meinem Pferd geplagt, wollte ich etwas finden, was uns weiterhelfen kann. Nach langem Suchen fand ich den Pferdeflüsterer Buck Brannaman und verschlang regelrecht seine Bücher und DVD´s. In Köln war ich dann sogar auf einen Kurs als Zuschauer dabei, wo er mich noch mehr überzeugte. Da es sonst nichts vergleichbares in der Westernszene gab (und ich irgendwie auch nur in dieser Szene nach Pferdemenschen gesucht hatte) war ich einfach hin und weg von seiner Arbeits- und Denkweise. Seine innere Ruhe war so angenehm und seine auflockernden Kommentare immer humorvoll und auf den Punkt gebracht. Wieder daheim überkam mir plötzlich ein Gedanke, der mich nicht mehr los ließ. Ich wollte unbedingt das können, was er auch kann – ich wollte unbedingt von ihm lernen! Also informierte ich mich im Internet, doch es stellte sich als äußerst schwierig heraus an ihm ran zu kommen – besonders, da er ja viel umher reist um seine Kurse zu geben und dann doch eher erfahrenere Horsemen als Unterstützung auswählte. Irgendwann stieß ich auf die Website von McGinnis Meadows Cattle & Guest Ranch und entdeckte, dass diese Praktikanten aufnahmen! Als ich mich näher über die Leute dort informierte, bekam ich ein déjá-vu… Mir kamen diese Menschen so bekannt vor! Als ich sah, dass sich die Ranch in Montana befindet, bekam ich pures Herzrasen! Schnell kramte ich das Buch von Buck heraus und schlug das letzte Kapitel „Die Rückkehr aus der Rebellion“ auf. Ich las es durch und bemerkte: Ja das ist diese Ranch! Der Betreiber ist Shayne, dieser gute Kumpel von Buck! Das war der Moment, wo ich dann Feuer und Flamme war und sofort den Kontakt zu Des suchte, die „Büromanagerin“ der Ranch. Wir schrieben einige Zeit hin und her und irgendwann hatte ich tatsächlich ein Praktikum für 3 Monate in Montana fertig geplant! Als ich ich das meiner Oma erzählte, meinte die nur: „Du wirst schon sehen, du lernst bis dahin einen tollen Kerl kennen und fliegst dann doch nicht hin“. Omas sind halt sehr Weise – denn genau das trat ein, ich lernte im Januar 2014 meinen jetzigen Freund kennen… Doch ich gab von Anfang an zu Wissen, dass ich diese Reise auf jeden Fall durch ziehen werde. Es wird ernst… Ein paar Tage vor der großen Reise aß ich mit meiner Familie Auswärts zu Abend und ich war schon sehr nervös. Mein Vater meinte dann: „Du kannst das fei alles noch abbrechen, niemand zwingt dich dazu! Und niemand würde denken, du hättest versagt oder so! Auch wenn du dann dort bist – du kannst jederzeit wieder heim, schließlich gehst du ja nicht ins Gefängnis!“ Der Zuspruch sollte mir eigentlich helfen, nur wusste ich plötzlich was meine Nervosität ausgelöst hatte – ich fühlte mich tatsächlich so, als würde ich ins Gefängnis gehen! Gut, schon sehr hart ausgedrückt, aber für mich war es einfach klar, dass ich es durchziehe und in dem Moment hatte ich einfach keine freie Wahl mehr. Deswegen biss sich dieses Gefühl hartnäckig in mir fest… Für mich gab es einfach keinen Ausweg mehr, weil ich endlich meinem Pferd gerecht werden wollte und ich erhoffte mir so viel von diesem Praktikum! Mein Freund fuhr mich am Reisetag zum Flughafen. Wir saßen zwei Stunden zusammen und meine Gefühle überschlugen sich regelrecht. Dann gings los, ich musste zum Gate. Das Verabschieden war so schlimm, es verfolgte mich bis zur Ankunft in Montana. Ich wusste bis dato gar nicht wie lange und wie viele Tränen man vergießen kann… Mir sind ehrlich gesagt kaum Erinnerungen geblieben von der ganzen Hinreise. Nur ein paar Bruchstücke, ich könnte nicht mal mehr sagen, ob ich während dem Flug geschlafen habe. Im Flugzeug von Denver nach Libby lernte ich eine nette Frau kennen, die mir dann anbot, mich zu meinem Zwischenhotel zu fahren. Ich musste nämlich noch eine Nacht dort verbringen, da die Ranch sehr weit außerhalb liegt und sie somit lieber alle Gäste gesammelt abholten. Am Abend im Hotel versuchte ich gleich mal etwas zu skypen, was sich mit dem Handy als äußerst schwierig herausstellte… Zum Glück war ich von der Reise so müde, dass ich relativ schnell einschlief und auch keine Jetlag Probleme hatte. Am nächsten Tag gab es Frühstück, welches in Amerika tatsächlich so ganz anders ist, als bei uns in Deutschland. Dort gibt es keine schönen Teller und viel Auswahl, sondern nur die Basics und Plastik-Geschirr zum sofort Entsorgen… Die arme Natur! Als wir dann eingesammelt wurden und es so langsam Richtung Ranch ging, war ich dann doch mal ganz gut gelaunt und positiv gestimmt. Die Leute waren alle sehr nett, ich tat mich erstaunlich leicht mich mit ihnen zu unterhalten und die Fahrt war auch recht abwechslungsreich von den Landschaften her. Die Ankunft Wir fuhren aus einer eher flachen Landschaft zwei Stunden lang Richtung Hügel und fast schon Berge. Es wurde so Einsam, dass man nirgends irgendwo Häuser sah. Nur am Rand der Hauptstraße verrieten schräg aufgestellte Postkasten, dass hier in der „Pampa“ Kilometer weiter, verstreut, Familien lebten. So weitläufig ist das dort alles, dass man tatsächlich zum Zeitung und Post holen mit dem Auto hin fahren muss… Endlich kamen wir an. Die Ranch, und das Haus des Besitzers, lag zwischen zwei Bergen, welches man fast schon als Thal bezeichnen konnte. Der Blick und die Weitläufigkeit waren schon sehr faszinierend. Zwischen den „Meadows“ verlief ein Schotterweg hoch zur Ranch, das Haupthaus lag sehr idyllisch zwischen ein paar Nadelbäumen, die Reithalle und Paddocks lagen links davon, auch etwas verdeckt durch ein paar Bäume. Hinter dem Haupthaus standen ein paar Bungalows für die Gäste – sogar Whirlpools gab es dort! Als wir die Leute abgeladen hatten, wurde ich jeden Mitarbeiter dort vorgestellt, sie waren alle sehr herzlich zu mir. Jedoch wusste ich immer noch nicht wo nun mein Zuhause für die drei Monate sein wird. Steve, der sich um die Ranch-Geräte kümmerte, fuhr mich dann zu meiner Bleibe. Es war versteckt hinter einem Stück Wald und schon etwas weiter abgelegen. Ich will nun an dieser Stelle nicht verwöhnt klingen, aber es war schon etwas hart, als ich sah, dass ich nun in einem fahrbaren Zimmer wohnen würde. Meine Bleibe hatte Räder! Neben mir stand noch so ein Teil, in dem der andere Praktikant wohnte. Uns gegenüber stand ein großes Haus, in dem Steve hauste. Als ich mich im Zimmer umsah war es jedoch gar nicht so schlimm. Alles, außer der Boden, war aus Holz – sogar das Bad. Eigentlich recht gemütlich. Meinen nächsten Schock hatte ich, als ich sah, dass ich weder Netz noch W-Lan hatte… Gerade weil mich die „Trennung“ von meinem Freund so schmerzte, hatte ich gehofft wenigstens in meiner freien Zeit mit ihm in Kontakt bleiben zu können – aber Pustekuchen! Ich war so traurig und frustriert darüber, dass ich all meinen Mut zusammen nahm und zu Steve rüber dackelte. Eigentlich mag ich das nicht mich anderen Leuten aufzudrängen, aber dieses Mal war es einfach schlimmer nicht mit meinen Freund reden oder gar schreiben zu können! Außerdem hatte er mir ja gesagt, dass ich mich rühren soll, wenn etwas sei. Er war dann sehr nett, gab mir sogar seinen Laptop damit ich skypen konnte. Die erste Nacht ging noch, ich hatte spannenden Lesestoff und irgendwie tat mir dann die Ruhe doch sehr gut. Der erste Tag Am Tag zuvor bekam ich ein Fahrrad, damit ich selbstständig zur Ranch fahren konnte. Mein Tag begann dort um 7:00 Uhr, ich fuhr dann also um 6:30 Uhr los um noch Frühstücken zu können. Es war noch komplett dunkel, als ich hinaus ging, nur ganz leicht sah man in der Ferne die Dämmerung. Die Pflanzen waren mit gefrorenem Tau bedeckt, obwohl es Sommer war und mein Atem wurde zu weißen Wölkchen an der kalten Luft. Die Fahrt war sehr „bremslig“ da das Fahrrad doch recht alt war und die Bremsen kaum noch funktionierten. Aber ich kam heil an und irgendwie tat mir der leichte Morgensport ganz gut. Als ich nach dem Essen raus ging war es schon hell, nur die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen. Eisig war es immer noch. Meine erste Aufgabe an diesem Tag war, einfach nur dabei sein, zuhören und lernen. Die Pferde wurden von den Meadows aufs Paddock getrieben, damit sie für die Gäste leichter zugänglich waren. Bei dem Platzangebot wäre man wohl eine Stunde unterwegs, nur um sein Pferd zu holen! Mir wurde ein älteres Pferd zugewiesen, der auf mich recht in sich gekehrt wirkte. Halbherzig versuchte er noch vorm aufhalftern im gemächlichen Schritt zu fliehen, gab aber recht schnell wieder auf. Als wir dann alle zwischen den Bäumen mit unseren Pferden standen und sie putzten, kam dann auch endlich die Sonne hervor und brannte unbarmherzig zu uns hinunter. Zum Glück war die erste Einheit in der Halle, dort wurden uns dann die Bodenarbeitsbasics erläutert. Da konnte ich schon einiges mitnehmen, dennoch störte mich gleich am Anfang, dass „so viel Druck wie nötig“ teilweise echt heftig war. Für mich sahen diese ganzen Pferde so in sich gekehrt aus, motivationslos, ausdruckslos. Sodass es häufiger zu "zu viel Druck" kam und diese Pferde in dem Moment aus ihrer erlernten Hilflosigkeit kurz aufwachten, panisch reagierten und beim abfallen des Drucks sich sofort wieder verkrochen. Trotz dieses Einblicks wollte ich nicht vorschnell urteilen, eventuell versah ich mich ja auch nur. Vielleicht sind diese Pferde auch nur Tiefenentspannt und sahen keinen Grund sich zu bewegen? Ich weiß es nicht… Ich weiß nur noch, dass es so bei mir ankam… Das Mittagessen war sehr lecker, es gab auch immer etwas extra für mich, da sie wussten, dass ich weder Weizen noch Fleisch aß. Die Köchin gab sich wirklich so viel Mühe und zauberte mir jedes Mal super leckere Gerichte auf meinen Teller. Am Nachmittag ging es wieder in die Halle, dieses Mal ging es ums Reiten und das Drumherum. Also das Auftrensen, wie man das Seil am Sattel festmacht, das mit den Zügeln an der Trense fest gemacht war (Mecado oder so heißen die… Oder wisst ihr weiß ich mein?) und das Aufsteigen. Eigentlich ganz interessant, auch für die Fortgeschrittenen, da doch ein paar wissenswerte Details dabei waren. Der Grund für die Basics waren neue Besucher und es waren sogar drei blutige Anfänger dabei, die in der Woche das Reiten lernen wollten (ihr werdet es nicht glauben, aber sie konnten am Schluss selbstständig traben und Galoppieren und saßen auch richtig gut!). Nach der Einheit mistete ich die Halle ab, gab den Pferden, die an dem Tag dabei waren, ihr Futter und ließ mir die Verarztung der verletzten und kranken Pferde erklären. Dann gab es schon Abendessen. Da das Haupthaus W-Lan hatte verkrümelte ich mich dort aufs Sofa und konnte endlich mit meinem Freund Sprachnachrichten austauschen. Denn Skype ging dann doch nicht bei dem geringen Datenvolumen. Ich zögerte die Heimfahrt immer sehr hinaus, da ich so lange wie möglich den Internetzugang nutzen wollte. Dann am späteren Abend fuhr ich zu meiner Bleibe zurück. Schon am ersten Tag war ich verunsichert, ob es wirklich das war, was ich wollte… Die restliche Zeit Die Tage fingen schlotterkalt an, wurden unerträglich heiß und hörten wieder kühler auf. Ich bemerkte, wie wichtig dort die Zwiebelschichten sind… Es ging zum Reiten raus zu den Meadows und bei der Bodenarbeit in den Wald. Cutting wurde auch zu einem wichtigen Begriff, denn bald konnte man selbst entscheiden, ob man Trailriding, Cutting, Reiten oder Bodenarbeit machen möchte. Ich erst einmal nicht – ich musste das tun, was mir vorgegeben wurde. Und das war Reiten oder Bodenarbeit. Was natürlich auch der Sinn war, der mich hier her geführt hatte. Dennoch wurde es mit der Zeit irgendwie öde, da man die meiste Zeit zuhörte und rumsaß oder -stand bis mein Rücken und Po echt schmerzten… Ich konnte schon einiges mitnehmen, so ist es nicht, nur hatte ich das Gefühl, dass zu viel wiederholt wurde und mir wurde es dann einfach irgendwann eher langweilig. Außerdem fand ich den Umgang mit den Pferden teilweise doch recht schroff – mir wurde immer mehr bewusst, dass es tatsächlich nicht die Art ist, mit der ich mit meinem Pferd umgehen wollen würde… Sie zeigt einfach kein Verständnis für die Individualität der Pferde. Dass die einen nicht so können, wie die anderen. Es war einfach eine Technik oder Methode, die mit dem nötigen Druck immer funktionierte, jedoch dem Pferd jedes Mitspracherecht verbot. Und das war wirklich nicht das was ich meinem Pferd antun wollte… Ich wollte doch einen besseren Zugang zu ihm finden und ihn nicht in sich selbst einschließen. Mir wurde es immer mehr bewusst und ich vermisste so auch immer mehr meinen Freund, meine Heimat, mein Pferd… Dass ich 3 Monate dort sein sollte, wurde für mich immer mehr zu einem Albtraum… Bis ich Emma kennenlernte. Ich stand bis zu diesem Augenblick weniger auf Stuten. Und am Anfang fand ich sie auch echt hässlich und irgendwie komisch. Sie war vier Jahre jung und wurde gerade ausgebildet. Dass ich mich nun um sie „kümmern“ durfte, war dann schon eine Ehre für mich. Was mich aber dann verzauberte, war ihre Offenheit. Sie war, im Gegensatz zu den anderen Pferden, noch da! Und es fühlte sich so gut an, endlich wieder mit einem Pferd richtig kommunizieren zu können! Das erste Mal ging es dann mit ihr zur Bodenarbeit und wir waren echt gut. Sie ist so schlau und echt eifrig bei der Sache gewesen. Bei der zweiten Einheit ging es raus ins Gelände und wir mussten um Bäume reiten und „Soft feeling“ aufbauen. Wenn ich stehen bleiben wollte, nahm sie mir immer wieder das losgehen vorweg. Ihr Ausbilder meinte dann, ich soll doch ihr das Ganze vorweg nehmen, damit sie das nicht mehr kann. Ich fand den Tipp aber ehrlich gesagt total kontraproduktiv… Schließlich ist sie ja eifrig und schlau und weiß was kommen wird. Wenn ich ständig versuchen würde, ihr das vorweg zu nehmen, würden wir irgendwann gar nicht mehr zum Stehenbleiben kommen… Also probierte ich es auf meine Art. Ich machte einfach in dem Moment etwas Gegenteiliges, wenn sie etwas anbot. Da es ja meistens das Loslaufen war, befahl ich ihr das Rückwärtsgehen. Und tatsächlich – ab diesem Augenblick konnte ich entspannt mit ihr stehen bleiben, weil sie nun zuhörte! ( Edit: so würde ich das auf keinen Fall mehr machen! Allgemein macht das "Soft Feeling"-Aufbauen und Übungen, die befolgt werden sollen, überhaupt kein Sinn fürs Pferd. Es muss immer Sinnvoll und Notwendig sein für beide Parteien - und dabei natürlich auch vor allem dem Pferd Freude bereiten. Der Emma dann das Gegenteilige zu befehlen, wenn sie einfach was tun möchte und eh schon durchschaut hat, wie der Hase läuft, ist gemein, macht das Wesen klein und das Pferd erst recht hörig und unsicher... ). Wir unternahmen noch Ausritte, wo ich bei einem meine Kamera vergaß und mit ihr alleine zurück traben musste um sie zu holen und dann wieder zur Gruppe aufschließen musste – und sie war so brav dabei! Auch beim Cutting, mit mir war es wohl das erste Mal, denn sie war recht nervös, hatten wir ein lustiges Erlebnis. Eigentlich sollte ich nur etwas im Schritt Abgrenzen. Doch als das Rind versuchte abzuhauen – genau in unsere Richtung – wollte ich hinterher, obwohl die Rancherin mir zurief, ich solle das lassen. Egal, ich fetzte mit Emma hinterher, sie ließ ein paar freudige Buckler heraus, mir war das egal und so konnten wir das Rind wieder zurück treiben. Für mich war das irgendwie keine große Sache, aber anscheinend ist Emma wohl eher ein schwieriger Fall, denn mir wurden ein paar Komplimente zugeworfen. Da war ich dann doch recht stolz! Während einem Ausritt sagte mir die Rancherin sogar, dass ich bisher wohl am besten mit Emma zurecht kam. Ich fühlte mich auch unglaublich wohl auf ihr, obwohl sie bestimmt kein absolut sicheres Pferd war. Aber sie hatte Charakter, erinnerte mich auch etwas an Néo und sie war auch irgendwie zu einer Freundin geworden. Eine Sache möchte ich hier noch erzählen: Wir ritten wieder in der Halle und sollte zwischen zwei Pfosten los galoppieren, quer durch die Halle bis zu den nächsten zwei Pfosten. Wir standen in einer „Warteschlange“, hatten also wirklich nichts zu tun und Emma spielte ganz zart mit ihrer Lippe am Pfosten herum. Für mich war das eigentlich selbstverständlich, dass sie das machen darf, sie zerstörte nichts, blieb brav stehen und wollte sich einfach nur ein wenig beschäftigen – alles doch kein Problem! Doch Shayne sah das und sagte gleich, dass ich das unterbinden sollte! Sie hat ruhig stehen zu bleiben, wenn sie an irgendetwas herumschnabbuliert und ich ihr das durchgehen ließe, stellt sie meine Rangordnung in Frage. Und dann macht sie nur noch was sie will. – Ähm… Was?! Ich zupfte leicht am Zügel, sie hörte auf und ich saß echt irgendwie perplex da. Warum bitte darf ein Pferd nicht auch etwas Spaß haben, wenn doch gerade nichts los ist? Sie war so vorsichtig dabei… Und als wir an der Reihe war, war sie auch sofort bei mir und hat alles wunderbar ausgeführt. Von wegen, sie hat keinen Respekt mehr… Dies und noch ein paar andere Gründe veranlassten mich immer mehr und mehr daran zu zweifeln, dass mir diese Reise wirklich einen Mehrwert bieten könnte… Meine Abreise Der Grund, warum ich meinen Aufenthalt vorzeitig abbrechen wollte, war vielschichtig. Es war der Umgang, der mir einfach nicht gefiel, die Wiederholungen, die mich auch nicht weiterbrachten (denn in der zweiten Woche ging alles wieder von vorne los, genauso auch für mich) und mein schmerzliches Heimweh, welches natürlich durch die Gegebenheiten angeschürt wurde. Die Entscheidung fiel in der zweiten Woche, als neue Gäste kamen und ich einfach nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Ich fühlte mich irgendwie verlorener als sowieso schon und musste mir die ganze Zeit verkrampft meine Tränen verdrücken. Am Abend teilte ich meinem Freund mit, er solle doch meiner Mutter sagen, dass sie mich in der Früh anrufen sollte. Wegen der Zeit Verschiebung war es nicht so leicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und ich durfte keine Auslandsgespräche führen. Als sie anrief, brach der Damm – kennt ihr das auch? Egal wie alt man ist, wenn es einem schlecht geht und die Mutter mit einem redet kullern die Tränen einfach… Ich erzählte ihr von meinem Entschluss, dass ich wirklich nicht mehr dort bleiben wollte und ob es eine Möglichkeit gäbe das Ganze frühzeitig abzubrechen. Ihre Reaktion war Erleichterung. Von Anfang an hatte sie bemerkt, dass ich doch recht „gelitten“ hatte und war froh, dass ich mir nun auch eingestanden hatte, dass das Ganze hier nichts für mich war. Sie versicherte mir, dass sie schaut, was es für Rückflugmöglichkeiten gab und sie mir am nächsten Tag bescheid gibt. Die schlechte Nachricht war, dass der nächste Flug erst am Samstag ging, also musste ich noch eine komplette Woche „aushalten“. Doch da ich Emma und die Aussicht auf daheim hatte, ging es. Shayne versuchte mich noch zu überreden, dass ich wenigstens diesen Monat zu Ende machte, aber das wollte ich einfach nicht mehr… Der Tag der Abreise brach an und ich wartete ungeduldig im Haupthaus auf meine Mitfahrgelegenheit. Eigentlich hieß es, dass mich Steve mitnehmen sollte, da er sowieso ein paar Gäste mitnehmen musste. Als die Zeit verstrich und er nicht kam, fragte ich herum. Wir fanden letztendlich heraus, dass er einfach so ohne mich los gefahren ist… Zum Glück war die Köchin so hilfsbereit und organisierte für mich die nächste Mitfahrt. Die Wrangler wollten sowieso nach Libby fahren. Wegen mir mussten sie früher los, aber sie waren so nett und beeilten sich. Da ich doch etwas später ankommen würde, versuchten wir irgendwie in Kontakt mit dem Flughafen zu kommen, damit die dort bescheid wussten. Das war auch ein Akt, da durch zu kommen, aber letztendlich war das kein Problem. Als ich dann im Flieger nach Denver saß, vielen mir die ersten Steinchen vom Herzen. Im Flieger von Denver nach München, sogar große Felsbrocken. Und als ich ankam und zu meinem Vater ins Auto stieg, fiel eine ganze Gebirgskette von meinem Herzen. Ich war so froh und erleichtert wieder daheim zu sein. Mein Fazit Natürlich hätte ich das alles vorher wissen müssen, es hätte mir klar sein sollen. Aber der Wunsch, für mein Pferd besser zu werden, war so groß, dass ich irgendwie nur vom Besten aus ging. Dass dann eine Liebe dazwischen kam, hatte ich vorher nicht ahnen können… Denn sie war schon ein großer Grund, warum ich es nicht länger aushielt. Der weitere Grund war aber auch, dass es mir einfach nicht gefiel. Nicht weil es nicht schön war dort – im Gegenteil! Es war wunderschön! Alles so sauber, auch an meine „Bude“ hatte ich mich sehr gewöhnt und fühlte mich wirklich wohl dort. Am Wochenende unternahm ich immer sehr ausgedehnte Spaziergänge, bestieg Berge bis zum Gipfel und machte viele Fotos. Sah eine Schlange und ein Streifenhörnchen aus nächster Nähe – das waren wirklich die Momente in denen ich völlig zufrieden war. Der Grund, warum es mir nicht gefiel, war der Umgang. Mir gefiel nicht die Art, wie die Pferde dort behandelt wurden. Irgendwie vergiftete es das Wort Horsemanship für mich… Wenn man Bilder eingebrannt bekommt, von Pferden, die ihr Maul aufreißen und ihr Gesicht vor Schmerz verziehen. Die panisch irgendwie reagieren, weil sie nicht wirklich wissen, was der Mensch von ihnen will und durch noch mehr Druck dazu bewegt werden sollen, das zu tun, was verlangt wird. Die Ausdruckslosen Augen… Das Unverständnis, was ihren Seelen, Körpern und ihrer Individualität entgegen gebracht wurde. Diese Bilder vergifteten Horsemanship – welches dort ja gelehrt werden sollte. Ich möchte hier an dieser Stelle die Ranch nicht schlecht machen! Ich bekomme in Facebook die Veränderungen mit, ich habe schon gesehen, dass sie nun auch mit Bosal reiten und sich immer weiter entwickeln. Ich kann nur sagen, wie es auf mich wirkte und was eben war. Wie es nun ist, das kann ich nicht sagen – meine Reise fand schließlich im Sommer 2014 statt. Vielleicht sah ich das ganze auch Schwärzer als es tatsächlich war. Wie auch immer, ich nahm was wichtiges mit. Wie wichtig für mich echte Kommunikation zwischen Mensch und Pferd ist – das war es, was ich gesucht hatte! Und das ist die Art und Weise, wie es dort gelehrt wurde, für mich nicht. Und ich lernte, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Dass man hinterfragen und nicht alles annehmen sollte, was ein „Guru“ einem sagt – denn auch sie sind nicht unfehlbar! Was ich noch anmerken möchte ist, dass ich die Reise wirklich gut fand! Es war wichtig, dass ich es durchzog und eigentlich war es auch richtig schön! Wäre ich noch einmal in die Zeit zurück versetzt, würde ich genau so wieder handeln. Falls ihr einen Urlaub dort plant oder planen wollt, dann bitte lasst es euch durch meinen Text nicht vermiesen. Fliegt hin, habt Spaß aber nehmt nur das mit, was euch euer Bauchgefühl erlaubt. Alle sind sehr nett dort und für einen Urlaub würde auch ich noch einmal hin fliegen. Nach Montana veränderte sich wirklich alles. Ich fand zur Akademischen Reitkunst und zu chi horsing® - und resultierend daraus, fand ich zu meinem ganz eigenen, individuellen Weg. Letztendlich war dies wohl auch ein großer Wendepunkt und hat mich in meinem Weg und meinem Gefühl bestärkt. <3 Christina

  • 6 Erklärungen, warum das Gebiss im Pferdemaul schädlich ist

    Ich möchte mit diesem Eintrag weder jemandem auf den Schlips treten noch jemanden herabsetzen. Es sind die Ergebnisse einer Studie, nach mehreren Jahren Forschung. Diese wird bis heute fortgeführt und es kommen immer wieder neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Folgende Fakten beruhen auf der Studie von Dr. Cook, der über 3 Jahre 100 Pferde und Reiter aus allen Disziplinen mit und ohne Gebiss überprüfte. 1. Allgemeines über das Pferdemaul Das Maul ist überzogen mit einer feinen, 2 Millimeter dünnen Haut. Diese enthält Drüsen, die täglich bis zu 40 Liter Speichel produzieren (mit Mineralien und Eiweiß – deswegen wird der Speichel so schaumig und weiß). Die Zunge wiegt 1 – 2 kg und besitzt das !dichteste! Nervengeflecht neben dem Gehirn – so weich und empfindlich, wie die Lippen eines Menschen. Die Zunge ist mit einem hauchdünnen Zungenbändchen am Unterkiefer verbunden, welches sehr leicht reisen kann. 2. Unstimmigkeiten Uns wird beigebracht, dass Pferde abkauen und schäumen sollen – dann ist es durchlässig, zufrieden und wurde gut geritten. Doch wie verhält es sich denn anatomisch? Ein Pferd kann entweder laufen oder fressen, weswegen der Schaum bzw. Speichel ein starkes Hindernis in Bezug auf das Atmen beim Laufen ist. Denn beim Schlucken kommt es in Gefahr plötzlich keine Luft mehr zu bekommen. Wenn wir uns also die untenstehenden Bilder ansehen, kann man gut erkennen, wie schaumig die Mäuler sind, wie stark die Adern hervor treten und wie aufgerissen die Nüstern sind, weil sie nur mühsam atmen können. Die Reflexe bestimmen ob geatmet oder geschluckt wird. Verbunden mit der Berührung an der Zunge (Gebiss bzw. Nahrung) löst es eine Kette aus: Fressen und schlucken! Der weiche Gaumen hebt sich dabei und das Gaumensegel legt den Weg zur Speiseröhre frei. Der Kehldeckel schließt somit gleichzeitig die Luftröhre. 3. Das Gebiss "wirkt" wie Nahrung Nun „denken“ die Reflexe beim Einlegen des Gebisses, dass jetzt gefressen wird. Der Kiefer, die Lippen und die Zunge bewegen sich und es wird mehr und mehr Speichel produziert – da dies beim Fressen und Verdauen hilft. D. h. sobald die Speichelproduktion anläuft, wird automatisch auch der Parasympathikus (eines der drei vegetativen Nervensysteme) aktiviert. Dieser Teil drosselt dann den Herzschlag und die Atmung, fährt die Aktivität der Muskeln herunter und drosselt auch die im Hirn stattfindenden Prozesse. Damit sich der Pferdeköper nun komplett auf das lebenswichtige „Futter“ konzentrieren kann… Das ist auch bei uns Menschen so – und was geschieht während dem Essen und beim Verdauen? Wir werden schläfrig… Genau das passiert dann auch dem Pferd beim Reiten. Während der Parasympathikus aktiviert ist, wird das sympathische Nervensystem (Sympathikus) lahm gelegt, da dieses der Gegenspieler ist. Es soll nämlich wach halten, aktiviert Kampf- und Fluchtreflex, Herz und Lunge, Muskeln und Hirn. 4. Die Sache mit der Atmung Aber das ist noch nicht alles. Weiter oben habe ich das mit der Atmung schon etwas angekratzt. Bei jeder Bewegung der Zunge und des Unterkiefers wird der hintere Gaumen angehoben und erschwert somit die Atmung. Es reicht schon, wenn das Gebiss einfach nur im Maul liegt, die Zunge wird damit automatisch aktiv. Bei hoher Geschwindigkeit kann es sogar passieren, dass das Gaumensegel hoch klappt und sich das Pferd dann am eigenen Gaumensegel verschlucken kann und keine Luft mehr bekommt. Bei Rennpferden wird deswegen meistens die Zunge am Unterkiefer festgebunden, damit jegliche Bewegungen der Zunge und das damit verbundene Weichen des Gaumens verhindert werden. Im Galopp wird die Atmung an die Bewegung angepasst! Das ist besonders schlimm. Denn wenn die Vorderbeine in der Luft sind und die Hinterbeine am Boden, atmet das Pferd ein. Wenn die Hinterbeine in der Luft sind und die Vorderbeine am Boden, atmet es aus. Also können unter anderem Taktunreinheiten, Steifheit und Stolpern vom gestörten Atemrhythmus kommen. Und wer stört diesen? Das Gebiss und die beschriebenen damit verbundenen Reaktionen… 5. Die Lage des Gebisses Nun fanden Forscher auch noch heraus, dass viel weniger Platz im Maul ist als vorher angenommen. Und dass die Zunge plan auf dem Gaumen liegt. Das heißt, dass das Gebiss, nicht wie angenommen, auf die Laden wirkt, sondern komplett auf die Zunge. 6. Gebisse führen zu... Störenden Reaktionen des Verdauungssystems Atembeengender Genickwinkelung Luftröhrendeformationen Kehlkopfpfeifen Vorzeitiger Ermüdung Entzündlichen Atemwegserkrankungen Headshaking Lungenbluten (bei Rennpferden) Und beraubt dem Pferd die Balance und natürliche Anmut. Mein Fazit Nur weil die FN (Deutsche Reiterliche Vereinigung bzw. Fédération Equestre Nationale) die Anlehnung mithilfe eines Gebisses beschreibt, heißt das noch lange nicht, dass das die einzige Wahrheit ist. Viele Pferdemenschen beweisen heutzutage, dass auch Anlehnung gebisslos möglich ist und die Pferde so einen zufriedeneren Gesichtsausdruck haben. Denn sie müssen sich nicht mit den ganzen Reflexen auseinander setzen, die folgen, wenn ein Gebiss eingeschnallt wird. Ich hatte irgendwie immer ein etwas mulmiges Gefühl mit Gebiss zu reiten, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass das für Pferde tatsächlich „ok“ wäre… Später, bei meinem eigenen Pferd erfuhr ich, wie stark sich die Veränderung auswirken kann, wenn man zur gebisslosen Variante wechselt. Mein Araber-Mix war kein neurotischer Durchgänger, aber er drehte relativ schnell hoch und war kaum mehr ruhig zu bekommen. Und ich hatte das Gefühl, dass das Gebiss das Ganze auch noch verschlimmert. Er konnte nicht mal richtig den Hals fallen lassen. Als Unwissende, ging ich also in ein Reitsportgeschäft und kaufte mir auf Empfehlung meiner Reitlehrerin ein Gebiss mit Shanks, welches auch die Zunge unter Kontrolle hielt (da er dazu neigte, die Zunge über das Gebiss zu legen – hier auch wieder ein Indiz zu Punkt 5!!!). Ich schlenderte noch herum und sah noch einen gebisslosen Zaum, ein SidePull mit zwei Rohhaut Seilen als Nasenstück. Wieder im Stall, schnallte ich erst einmal das neue, schärfere Gebiss ein. Wie mein Kleiner sich schon da wehrte, nur weil es in seinem Maul lag, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich glaube, das war der Punkt, an dem mir die Rosarote-Gebiss-ist-toll-und-notwendig-Brille von den Augen fiel… Ab diesem Zeitpunkt, legte ich nie wieder ein Gebiss in sein Maul. Ich probierte also meinen nächsten Ausritt mit dem SidePull. Es lief fabelhaft! Er war so viel ruhiger, er ließ den Hals richtig fallen und schnaubte ab! Auf dem Reitplatz hingegen wehrte er sich wieder, da ihm anscheinend die zwei dünnen Seile recht weh taten. Zum Glück war meine Tante derzeit auch auf der Suche nach einem gebisslosen Zaum und empfahl mir das Glücksrad (oder auch LG-Zaum), da man damit auch vernünftig arbeiten könnte. Also bestellte ich ihn und seitdem, also mittlerweile 5 oder 6 Jahre, wird er damit geritten. Was ist so schlimm daran, einmal einen gebisslosen Zaum auszuprobieren? Wirklich einmal vergleichen, mit welchem läuft alles besser, mit welchem ist das Pferd am zufriedensten? Lassen wir doch die Pferde entscheiden, mit was sie am liebsten trainiert werden wollen! Hast du so etwas schon einmal ausprobiert? Es würde mich freuen, wenn du mir deine Geschichte in die Kommentare schreiben würdest! "Das Gebiss ist nur so scharf wie die Reiterhand" Das ist ein Satz, der sehr gerne als Argument benutzt wird um das Reiten mit Gebiss zu befürworten. Wenn man sich jedoch das Ganze durchliest, erkennt man, dass die Reflexkette schon anfängt, sobald das Gebiss ins Pferdemaul gelegt wird. Das soll natürlich kein Freifahrtschein sein, dass jeglicher gebissloser Zaum Pferde-freundlicher ist. Das stimmt überhaupt nicht. Es werden so vielleicht nicht diese Reflexe aktiviert, jedoch kann man mit einem gebisslosen Zaum erheblichen Schaden anrichten, wenn man es zur Kontrolle und zum Zwang benutzt. Beispiele gebissloser Zäumungen SIDEPULL = ANLEHNUNG Das SidePull ist relativ beliebt, da es recht simpel in der Handhabung ist. Hier meine ich den Zaum, der ein weiches Nasenstück hat, der mit Rohhaut ist nur für das Signalreiten geeignet! GLÜCKSRAD = ANLEHNUNG Hier ist der Zügel in der Speiche eingeschnallt, in der keine Hebelwirkung entsteht. Somit ist es auch für die Anlehnung geeignet. Schnallst du in eine oder zwei Speichen weiter vorne ein, hast du die Möglichkeit etwas mehr Einwirkung zu haben (siehe Zitat von Prof. Dr. Preuschoft bei „Glücksrad mit Hebelwirkung“). WICHTIG! Bei der Verschnallung der gebisslosen Zäume unbedingt darauf achten, dass das Nasenstück auf dem verknöcherten Teil der Nase liegt. Wenn du die Nüstern mit den Fingern langsam hinauf fährst, merkst du ab wann die „Löcher“ zu sind – Erst hier sollte der Nasenriemen aufliegen! HACKAMORE = SIGNALREITEN Die Hackamore ist auch gut verbreitet. Diese sehe ich häufig im Gelände an Pferden. Nicht zu unterschätzen ist der lange Hebel, der ein vielfaches an Druck weiter gibt, als du es am Zügel eigentlich geben willst! GLÜCKSRAD MIT HEBELWIRKUNG – (Verbesserung Januar 2016) Zitat von Prof. Dr. Preuschoft: Der LG-Zaum ist selbst in der optimalen Verschnallung nicht mit einer Hackamore zu vergleichen, da er bei z. B. 5 gr. Zügelzug – durch die Drehung des Speichenrades – lediglich 7,5 gr. erzeugt. Dieser Nachtrag ist für das Glücksrad ohne Shanks sehr wichtig, da es häufig Diskussionen gibt, dass die Hebelwirkung, die entsteht, wenn man ein oder zwei Speichen weiter vorne einschnallt, gleichzusetzen ist, wie bei einer Hackamore. Dies wurde ja nun durch Prof. Dr. Preuschoft widerlegt. Da ich wohl hier zu unsichere Quellen hatte, möchte ich zu dem Glücksrad mit Shanks nicht sagen, dass sie wie eine Hackamore funktioniert – da eventuell auch hier die Speichen eine Rolle spielen könnten. Am besten man probiert es einfach selbst aus, auf was das Pferd gut und schmerzfrei reagiert. Debora vom Blog „Maulfrei“ hat hier auch einen anschaulichen Eintrag über das Gebiss geschrieben. Hier findest du noch tiefere Informationen rund um das Gebiss und seine Auswirkungen. ProPferd.at hat in ihrem Artikel auch noch weitere, wertvolle Infos über Dr. Cooks Aussagen geschrieben. Hier kommst du zur Studie. Es gibt mittlerweile so viele Möglichkeiten etwas Passendes für sich und sein Pferd zu finden! Wir haben es in der Hand das Pferd gerechter zu trainieren und ihm diese schlimmen „Neben“-Effekte zu ersparen…

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