Pferde sind längst keine Nutztiere mehr, sie sind Familienmitglieder, Freizeitpartner und Freunde. Eigentlich müssten sie nicht mehr auf Knopfdruck funktionieren und dennoch wird der Umgang mithilfe von Techniken und Methoden fest einstudiert. Das Schlimme: vielen Pferdebsitzern ist das noch nicht einmal bewusst - nicht mal allen Pferdetrainern ist es bewusst, was sie wirklich tun bzw. lehren. Deswegen möchte ich in diesem Blogeintrag auf den Unterschied zwischen der flexiblen Kommunikation und Trainingsmethoden eingehen.
Der Sinn von Methoden
Methoden entstehen, wenn ein Mensch einen Weg gefunden hat (durch Trial and Error - oder durch Glück), wie man etwas schneller und einfacher erreichen kann. Es ist also wie eine Schritt für Schritt Anleitung, die man befolgen kann, um das Endresultat ebenfalls zu erreichen. Mittlerweile wird jedoch ebenfalls darauf geachtet, das Ganze so individuell wie möglich aufzubauen, bzw. anzupassen. Das geht jedoch nicht immer.
Wenn man als Einzelperson z. B. mit Yoga anfangen möchte, gibt es einen bestimmten Schritt für Schritt Plan dafür. Man kann sich daran anpassen und lernen. Die Entscheidung wurde jedoch bewusst von dieser Person getroffen und diese hat den Willen das auch zu erlernen. Irgendjemand hat eine Methode gefunden, wie man es schnell und einfach schafft, in die Positionen zu finden und diese Methode übernimmt diese Person - auch wenn einige Übungen oder Ansätze nicht so ihren Vorstellungen entsprechen. Sie tut es dennoch, weil sie es so will.
Das Problem entsteht, wenn nicht nur eine Person etwas erreichen möchte, sondern noch ein Lebewesen mit dran hängt. Wir haben es dann nicht mit einer individuellen Meinung zu tun, sondern sogar mit Dreien. Der Pferdemensch, das Pferd selbst und die Beziehung, die beide miteinander führen. Jede Beziehung ist einzigartig und in jeder Beziehung zeigt jeder unterschiedliche Facetten seines Charakters. Kommt dann der Wunsch, dass der Mensch mit seinem Pferd etwas Bestimmtes erreichen möchte - z. B. freie Bodenarbeit - dann sucht er sich einen Trainer, der wiederum eine bestimmte Methode hat, wie Pferd und Mensch das auf einem schnellen Weg erreichen. Aber: Das Pferd wird nicht gefragt. Es wird einfach gemacht, während das Pferd eher kommuniziert, dass ihm gewisse Aspekte daran einfach nicht passen, wird trotzdem strikt weiter drüber "trainiert". Dann heißt es: "Der ist dominant / charakterstark - da musst du strenger werden!" oder "Der ist unwillig, schau, dass du ihn mehr motivierst." - und der Mensch pfeift daraufhin mit Peitsche durch die Luft - oder holt ein Leckerli nach dem anderen aus der Tasche...
Flexible Kommunikation
Die Weltsprache ist die Herzensenergie. Unser Magnetfeld / Aura und deren Informationen ist die wichtigste Kommunikationsebene - nicht nur bei den Pferden, sondern bei allen Lebewesen. Wir Menschen mussten eine Sprache entwickeln, weil wir ohne unsere "Erfindungen" schon längst ausgestorben wären. Jedoch verlernten wir durch die Sprache den Sinn für die energetische Kommunikationsebene (wobei das durch sehr viele hochsensible Menschen momentan wieder zurück kommt). Natürlich ist die richtige Körpersprache als Unterstützung genauso wichtig, aber vieles kommt dann intuitiv (denn auch die Körpersprache und das sich gegenseitig Lesen und interpretieren ist in einigen Teilen Artübergreifend).
Würde man nun als Einzelperson Yoga lernen wollen (wie im ersten Beispiel mit der Methode), könnten wir auch durch Kommunikation alles lernen. Der Weg ist dann vielleicht nicht der schnellste und einfachste (wobei das wieder Ansichtssache ist) - aber definitiv der Beste. Da alles auf den Menschen individuell abgestimmt wird. Denn der kann sagen, dass etwas nicht ganz passt, der Lehrer kann darauf eingehen und andere Wege finden, wie die Person dennoch Yoga lernen kann. Vielleicht muss die Person mehr Atemübungen machen, zuerst zur Massage gehen oder irgendetwas anderes, was ihm hilft beim Yoga besser zu werden. Der Weg ist nicht straight und nicht schnell, aber nachhaltig und ganzheitlich.
Genauso verhält es sich beim nächsten Beispiel: Die freie Bodenarbeit. Der Pferdemensch sucht sich also jemanden, der ihm zuerst erklärt, wie die Physiologie und Psychologie der Pferde aufgebaut ist, welchen Charakter das Pferd hat und ob es in der derzeitigen Beziehung überhaupt angebracht ist, das lernen zu wollen. Es wird alles - wie beim Yoga-Beispiel - berücksichtigt und wenn es dann soweit ist, wird das Pferd ganz genau beobachtet, ob es wirklich damit einverstanden ist, was passiert.
Wenn es dann mitteilen sollte, dass es ihm nicht passt, wird hingesehen, warum das so ist. Vielleicht muss der Mensch zuerst seine Körperbewegungen geschmeidiger und bewusster werden lassen. Oder die Beziehung muss durch andere Unternehmungen fundierter aufgebaut werden. Vielleicht ist der Mensch zu unsicher oder ängstlich und muss erst diese Themen bei sich selbst ansehen und auflösen.
Der Unterschied
Eine Methode zeigt dir einen vorgefertigten - bestimmt sehr guten und einfachen - Weg, wie du etwas auf eine bestimmte Weise erreichen kannst. Viele Methoden sind teils auch individuell anpassbar, jedoch immer mit dem Ziel "das Ziel" zu erreichen. Es wird weniger hinterfragt, ob der Mensch noch andere Dinge dafür braucht, bevor es weiter geht, sondern es wird gezielt nur diesen Weg gegangen. Gerade im Pferdetraining wird dann noch weniger Rücksicht genommen. Das Individuum Pferd hat kaum bis gar keine Einspruchsmöglichkeiten. Zwar werden die Ziele durch die Methoden erreicht, aber meist auf Kosten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Und das Schlimme: Dadurch, dass das Pferd nun wie gewünscht "funktioniert", bemerkt das der Pferdebesitzer gar nicht...
Bei der Kommunikation wird immer darauf geachtet, alles anzusprechen und dementsprechend zu handeln. Das Pferd bekommt ein großes Mitspracherecht und darf sich gezielt zu Allem äußern. Es wird dann nicht nur der Druck kurz raus genommen, sondern es wird ganz genau überprüft, warum das Pferd z. B. durch das Ohren anlegen gesagt hat, dass ihm die Energie des Menschen nicht passt. Dann wird kommuniziert, ob der Mensch vielleicht Angst hat, unsicher ist oder andere ablehnende Energien hat. Ist das nicht der Fall, wird überprüft, ob das Ziel denn überhaupt erreichbar ist.
Warum soll man ein dominantes Pferd brechen? Solange mir ein dominantes Pferd während der Freiarbeit gefährlich werden könnte, mach ich diese Unternehmung nicht. Denn dann stimmt das Fundament noch gar nicht.
Hat zum Beispiel eine unsichere Person ein dominantes Pferd, dann ist nicht "Freie Bodenarbeit" das Ziel, sondern die Entwicklung des Menschen. Der Mensch hat nicht umsonst so ein Pferd gewählt, ein Pferd welches sich seiner sicher ist, sich toll findet und genau weiß was es will. Es führt seinem Menschen genau vor Augen: Das bist auch du! Das kannst auch du erreichen!
Wenn wir also zuhören und wirklich echt und natürlich kommunizieren, ist so viel mehr möglich. Natürlich können ausgesprochene Wahrheiten auch einmal weh tun, aber lieber so, als eine Beziehung, die auf Methoden basiert und damit fällt oder steht mit dem, wie stark man die Methode durchsetzt.
Auf Upspeak habe ich einen Speak veröffentlicht, in dem ich etwas ausführlicher auf die Beziehung zwischen Mensch und Pferd eingegangen bin - hier gelangst du zu Upspeak
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