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Meine GROSSE / kleine Reise nach Montana & wie es zu meinem Wendepunkt kam

Christina Schirmer
Seit dem 28. Juni 2016 schreibe ich hier an diesem Text… Die ersten Zeilen fielen mir tatsächlich noch sehr schwer, da mir ständig ein Kloß im Hals kam. Das Gefühl, was ich damals hatte, brannte sich so sehr ein… Aber jetzt bin ich endlich fertig! Hier geht es über meine Reise nach Montana zur McGinnis Meadows Cattle and Guest Ranch. Ich wollte als Praktikantin drei Monate lang Horsemanship nach Buck Brannaman lernen. Hier nun die Geschichte dazu:


Vorbereitungen

Am 24. August 2014 machte ich mich auf eine, für mich, große Reise… Von Problemen mit meinem Pferd geplagt, wollte ich etwas finden, was uns weiterhelfen kann. Nach langem Suchen fand ich den Pferdeflüsterer Buck Brannaman und verschlang regelrecht seine Bücher und DVD´s. In Köln war ich dann sogar auf einen Kurs als Zuschauer dabei, wo er mich noch mehr überzeugte. Da es sonst nichts vergleichbares in der Westernszene gab (und ich irgendwie auch nur in dieser Szene nach Pferdemenschen gesucht hatte) war ich einfach hin und weg von seiner Arbeits- und Denkweise. Seine innere Ruhe war so angenehm und seine auflockernden Kommentare immer humorvoll und auf den Punkt gebracht.

Wieder daheim überkam mir plötzlich ein Gedanke, der mich nicht mehr los ließ. Ich wollte unbedingt das können, was er auch kann – ich wollte unbedingt von ihm lernen! Also informierte ich mich im Internet, doch es stellte sich als äußerst schwierig heraus an ihm ran zu kommen – besonders, da er ja viel umher reist um seine Kurse zu geben und dann doch eher erfahrenere Horsemen als Unterstützung auswählte. Irgendwann stieß ich auf die Website von McGinnis Meadows Cattle & Guest Ranch und entdeckte, dass diese Praktikanten aufnahmen! Als ich mich näher über die Leute dort informierte, bekam ich ein déjá-vu… Mir kamen diese Menschen so bekannt vor! Als ich sah, dass sich die Ranch in Montana befindet, bekam ich pures Herzrasen! Schnell kramte ich das Buch von Buck heraus und schlug das letzte Kapitel „Die Rückkehr aus der Rebellion“ auf. Ich las es durch und bemerkte: Ja das ist diese Ranch! Der Betreiber ist Shayne, dieser gute Kumpel von Buck! Das war der Moment, wo ich dann Feuer und Flamme war und sofort den Kontakt zu Des suchte, die „Büromanagerin“ der Ranch.

Wir schrieben einige Zeit hin und her und irgendwann hatte ich tatsächlich ein Praktikum für 3 Monate in Montana fertig geplant! Als ich ich das meiner Oma erzählte, meinte die nur: „Du wirst schon sehen, du lernst bis dahin einen tollen Kerl kennen und fliegst dann doch nicht hin“. Omas sind halt sehr Weise – denn genau das trat ein, ich lernte im Januar 2014 meinen jetzigen Freund kennen… Doch ich gab von Anfang an zu Wissen, dass ich diese Reise auf jeden Fall durch ziehen werde.



Es wird ernst…

Ein paar Tage vor der großen Reise aß ich mit meiner Familie Auswärts zu Abend und ich war schon sehr nervös. Mein Vater meinte dann: „Du kannst das fei alles noch abbrechen, niemand zwingt dich dazu! Und niemand würde denken, du hättest versagt oder so! Auch wenn du dann dort bist – du kannst jederzeit wieder heim, schließlich gehst du ja nicht ins Gefängnis!“ Der Zuspruch sollte mir eigentlich helfen, nur wusste ich plötzlich was meine Nervosität ausgelöst hatte – ich fühlte mich tatsächlich so, als würde ich ins Gefängnis gehen! Gut, schon sehr hart ausgedrückt, aber für mich war es einfach klar, dass ich es durchziehe und in dem Moment hatte ich einfach keine freie Wahl mehr. Deswegen biss sich dieses Gefühl hartnäckig in mir fest… Für mich gab es einfach keinen Ausweg mehr, weil ich endlich meinem Pferd gerecht werden wollte und ich erhoffte mir so viel von diesem Praktikum!


Mein Freund fuhr mich am Reisetag zum Flughafen. Wir saßen zwei Stunden zusammen und meine Gefühle überschlugen sich regelrecht. Dann gings los, ich musste zum Gate. Das Verabschieden war so schlimm, es verfolgte mich bis zur Ankunft in Montana. Ich wusste bis dato gar nicht wie lange und wie viele Tränen man vergießen kann… Mir sind ehrlich gesagt kaum Erinnerungen geblieben von der ganzen Hinreise.

Nur ein paar Bruchstücke, ich könnte nicht mal mehr sagen, ob ich während dem Flug geschlafen habe.

Im Flugzeug von Denver nach Libby lernte ich eine nette Frau kennen, die mir dann anbot, mich zu meinem Zwischenhotel zu fahren.

Ich musste nämlich noch eine Nacht dort verbringen, da die Ranch sehr weit außerhalb liegt und sie somit lieber alle Gäste gesammelt abholten.


Am Abend im Hotel versuchte ich gleich mal etwas zu skypen, was sich mit dem Handy als äußerst schwierig herausstellte… Zum Glück war ich von der Reise so müde, dass ich relativ schnell einschlief und auch keine Jetlag Probleme hatte.

Am nächsten Tag gab es Frühstück, welches in Amerika tatsächlich so ganz anders ist, als bei uns in Deutschland. Dort gibt es keine schönen Teller und viel Auswahl, sondern nur die Basics und Plastik-Geschirr zum sofort Entsorgen… Die arme Natur!

Als wir dann eingesammelt wurden und es so langsam Richtung Ranch ging, war ich dann doch mal ganz gut gelaunt und positiv gestimmt. Die Leute waren alle sehr nett, ich tat mich erstaunlich leicht mich mit ihnen zu unterhalten und die Fahrt war auch recht abwechslungsreich von den Landschaften her.



Die Ankunft

Wir fuhren aus einer eher flachen Landschaft zwei Stunden lang Richtung Hügel und fast schon Berge. Es wurde so Einsam, dass man nirgends irgendwo Häuser sah. Nur am Rand der Hauptstraße verrieten schräg aufgestellte Postkasten, dass hier in der „Pampa“ Kilometer weiter, verstreut, Familien lebten. So weitläufig ist das dort alles, dass man tatsächlich zum Zeitung und Post holen mit dem Auto hin fahren muss… Endlich kamen wir an. Die Ranch, und das Haus des Besitzers, lag zwischen zwei Bergen, welches man fast schon als Thal bezeichnen konnte. Der Blick und die Weitläufigkeit waren schon sehr faszinierend. Zwischen den „Meadows“ verlief ein Schotterweg hoch zur Ranch, das Haupthaus lag sehr idyllisch zwischen ein paar Nadelbäumen, die Reithalle und Paddocks lagen links davon, auch etwas verdeckt durch ein paar Bäume. Hinter dem Haupthaus standen ein paar Bungalows für die Gäste – sogar Whirlpools gab es dort! Als wir die Leute abgeladen hatten, wurde ich jeden Mitarbeiter dort vorgestellt, sie waren alle sehr herzlich zu mir. Jedoch wusste ich immer noch nicht wo nun mein Zuhause für die drei Monate sein wird. Steve, der sich um die Ranch-Geräte kümmerte, fuhr mich dann zu meiner Bleibe. Es war versteckt hinter einem Stück Wald und schon etwas weiter abgelegen. Ich will nun an dieser Stelle nicht verwöhnt klingen, aber es war schon etwas hart, als ich sah, dass ich nun in einem fahrbaren Zimmer wohnen würde. Meine Bleibe hatte Räder! Neben mir stand noch so ein Teil, in dem der andere Praktikant wohnte. Uns gegenüber stand ein großes Haus, in dem Steve hauste.

Als ich mich im Zimmer umsah war es jedoch gar nicht so schlimm. Alles, außer der Boden, war aus Holz – sogar das Bad. Eigentlich recht gemütlich. Meinen nächsten Schock hatte ich, als ich sah, dass ich weder Netz noch W-Lan hatte… Gerade weil mich die „Trennung“ von meinem Freund so schmerzte, hatte ich gehofft wenigstens in meiner freien Zeit mit ihm in Kontakt bleiben zu können – aber Pustekuchen! Ich war so traurig und frustriert darüber, dass ich all meinen Mut zusammen nahm und zu Steve rüber dackelte. Eigentlich mag ich das nicht mich anderen Leuten aufzudrängen, aber dieses Mal war es einfach schlimmer nicht mit meinen Freund reden oder gar schreiben zu können! Außerdem hatte er mir ja gesagt, dass ich mich rühren soll, wenn etwas sei.

Er war dann sehr nett, gab mir sogar seinen Laptop damit ich skypen konnte. Die erste Nacht ging noch, ich hatte spannenden Lesestoff und irgendwie tat mir dann die Ruhe doch sehr gut.




Der erste Tag

Am Tag zuvor bekam ich ein Fahrrad, damit ich selbstständig zur Ranch fahren konnte. Mein Tag begann dort um 7:00 Uhr, ich fuhr dann also um 6:30 Uhr los um noch Frühstücken zu können. Es war noch komplett dunkel, als ich hinaus ging, nur ganz leicht sah man in der Ferne die Dämmerung. Die Pflanzen waren mit gefrorenem Tau bedeckt, obwohl es Sommer war und mein Atem wurde zu weißen Wölkchen an der kalten Luft. Die Fahrt war sehr „bremslig“ da das Fahrrad doch recht alt war und die Bremsen kaum noch funktionierten. Aber ich kam heil an und irgendwie tat mir der leichte Morgensport ganz gut. Als ich nach dem Essen raus ging war es schon hell, nur die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen. Eisig war es immer noch. Meine erste Aufgabe an diesem Tag war, einfach nur dabei sein, zuhören und lernen. Die Pferde wurden von den Meadows aufs Paddock getrieben, damit sie für die Gäste leichter zugänglich waren. Bei dem Platzangebot wäre man wohl eine Stunde unterwegs, nur um sein Pferd zu holen! Mir wurde ein älteres Pferd zugewiesen, der auf mich recht in sich gekehrt wirkte. Halbherzig versuchte er noch vorm aufhalftern im gemächlichen Schritt zu fliehen, gab aber recht schnell wieder auf.

Als wir dann alle zwischen den Bäumen mit unseren Pferden standen und sie putzten, kam dann auch endlich die Sonne hervor und brannte unbarmherzig zu uns hinunter. Zum Glück war die erste Einheit in der Halle, dort wurden uns dann die Bodenarbeitsbasics erläutert. Da konnte ich schon einiges mitnehmen, dennoch störte mich gleich am Anfang, dass „so viel Druck wie nötig“ teilweise echt heftig war. Für mich sahen diese ganzen Pferde so in sich gekehrt aus, motivationslos, ausdruckslos. Sodass es häufiger zu "zu viel Druck" kam und diese Pferde in dem Moment aus ihrer erlernten Hilflosigkeit kurz aufwachten, panisch reagierten und beim abfallen des Drucks sich sofort wieder verkrochen. Trotz dieses Einblicks wollte ich nicht vorschnell urteilen, eventuell versah ich mich ja auch nur. Vielleicht sind diese Pferde auch nur Tiefenentspannt und sahen keinen Grund sich zu bewegen? Ich weiß es nicht… Ich weiß nur noch, dass es so bei mir ankam…

Das Mittagessen war sehr lecker, es gab auch immer etwas extra für mich, da sie wussten, dass ich weder Weizen noch Fleisch aß. Die Köchin gab sich wirklich so viel Mühe und zauberte mir jedes Mal super leckere Gerichte auf meinen Teller.

Am Nachmittag ging es wieder in die Halle, dieses Mal ging es ums Reiten und das Drumherum. Also das Auftrensen, wie man das Seil am Sattel festmacht, das mit den Zügeln an der Trense fest gemacht war (Mecado oder so heißen die… Oder wisst ihr weiß ich mein?) und das Aufsteigen. Eigentlich ganz interessant, auch für die Fortgeschrittenen, da doch ein paar wissenswerte Details dabei waren. Der Grund für die Basics waren neue Besucher und es waren sogar drei blutige Anfänger dabei, die in der Woche das Reiten lernen wollten (ihr werdet es nicht glauben, aber sie konnten am Schluss selbstständig traben und Galoppieren und saßen auch richtig gut!).

Nach der Einheit mistete ich die Halle ab, gab den Pferden, die an dem Tag dabei waren, ihr Futter und ließ mir die Verarztung der verletzten und kranken Pferde erklären.

Dann gab es schon Abendessen. Da das Haupthaus W-Lan hatte verkrümelte ich mich dort aufs Sofa und konnte endlich mit meinem Freund Sprachnachrichten austauschen. Denn Skype ging dann doch nicht bei dem geringen Datenvolumen.

Ich zögerte die Heimfahrt immer sehr hinaus, da ich so lange wie möglich den Internetzugang nutzen wollte. Dann am späteren Abend fuhr ich zu meiner Bleibe zurück. Schon am ersten Tag war ich verunsichert, ob es wirklich das war, was ich wollte…


Western-Wohnzimmer
Hier saß ich stundenlang und quatschte via Sprachnachrichten mit meinem Freund

Die restliche Zeit

Die Tage fingen schlotterkalt an, wurden unerträglich heiß und hörten wieder kühler auf. Ich bemerkte, wie wichtig dort die Zwiebelschichten sind… Es ging zum Reiten raus zu den Meadows und bei der Bodenarbeit in den Wald. Cutting wurde auch zu einem wichtigen Begriff, denn bald konnte man selbst entscheiden, ob man Trailriding, Cutting, Reiten oder Bodenarbeit machen möchte. Ich erst einmal nicht – ich musste das tun, was mir vorgegeben wurde. Und das war Reiten oder Bodenarbeit. Was natürlich auch der Sinn war, der mich hier her geführt hatte. Dennoch wurde es mit der Zeit irgendwie öde, da man die meiste Zeit zuhörte und rumsaß oder -stand bis mein Rücken und Po echt schmerzten… Ich konnte schon einiges mitnehmen, so ist es nicht, nur hatte ich das Gefühl, dass zu viel wiederholt wurde und mir wurde es dann einfach irgendwann eher langweilig. Außerdem fand ich den Umgang mit den Pferden teilweise doch recht schroff – mir wurde immer mehr bewusst, dass es tatsächlich nicht die Art ist, mit der ich mit meinem Pferd umgehen wollen würde… Sie zeigt einfach kein Verständnis für die Individualität der Pferde. Dass die einen nicht so können, wie die anderen. Es war einfach eine Technik oder Methode, die mit dem nötigen Druck immer funktionierte, jedoch dem Pferd jedes Mitspracherecht verbot. Und das war wirklich nicht das was ich meinem Pferd antun wollte… Ich wollte doch einen besseren Zugang zu ihm finden und ihn nicht in sich selbst einschließen.

Mir wurde es immer mehr bewusst und ich vermisste so auch immer mehr meinen Freund, meine Heimat, mein Pferd… Dass ich 3 Monate dort sein sollte, wurde für mich immer mehr zu einem Albtraum…

Bis ich Emma kennenlernte. Ich stand bis zu diesem Augenblick weniger auf Stuten. Und am Anfang fand ich sie auch echt hässlich und irgendwie komisch. Sie war vier Jahre jung und wurde gerade ausgebildet. Dass ich mich nun um sie „kümmern“ durfte, war dann schon eine Ehre für mich. Was mich aber dann verzauberte, war ihre Offenheit. Sie war, im Gegensatz zu den anderen Pferden, noch da! Und es fühlte sich so gut an, endlich wieder mit einem Pferd richtig kommunizieren zu können!

Das erste Mal ging es dann mit ihr zur Bodenarbeit und wir waren echt gut. Sie ist so schlau und echt eifrig bei der Sache gewesen. Bei der zweiten Einheit ging es raus ins Gelände und wir mussten um Bäume reiten und „Soft feeling“ aufbauen. Wenn ich stehen bleiben wollte, nahm sie mir immer wieder das losgehen vorweg. Ihr Ausbilder meinte dann, ich soll doch ihr das Ganze vorweg nehmen, damit sie das nicht mehr kann. Ich fand den Tipp aber ehrlich gesagt total kontraproduktiv… Schließlich ist sie ja eifrig und schlau und weiß was kommen wird. Wenn ich ständig versuchen würde, ihr das vorweg zu nehmen, würden wir irgendwann gar nicht mehr zum Stehenbleiben kommen…

Also probierte ich es auf meine Art. Ich machte einfach in dem Moment etwas Gegenteiliges, wenn sie etwas anbot. Da es ja meistens das Loslaufen war, befahl ich ihr das Rückwärtsgehen. Und tatsächlich – ab diesem Augenblick konnte ich entspannt mit ihr stehen bleiben, weil sie nun zuhörte! (Edit: so würde ich das auf keinen Fall mehr machen! Allgemein macht das "Soft Feeling"-Aufbauen und Übungen, die befolgt werden sollen, überhaupt kein Sinn fürs Pferd. Es muss immer Sinnvoll und Notwendig sein für beide Parteien - und dabei natürlich auch vor allem dem Pferd Freude bereiten. Der Emma dann das Gegenteilige zu befehlen, wenn sie einfach was tun möchte und eh schon durchschaut hat, wie der Hase läuft, ist gemein, macht das Wesen klein und das Pferd erst recht hörig und unsicher...).

Wir unternahmen noch Ausritte, wo ich bei einem meine Kamera vergaß und mit ihr alleine zurück traben musste um sie zu holen und dann wieder zur Gruppe aufschließen musste – und sie war so brav dabei!

Auch beim Cutting, mit mir war es wohl das erste Mal, denn sie war recht nervös, hatten wir ein lustiges Erlebnis. Eigentlich sollte ich nur etwas im Schritt Abgrenzen. Doch als das Rind versuchte abzuhauen – genau in unsere Richtung – wollte ich hinterher, obwohl die Rancherin mir zurief, ich solle das lassen. Egal, ich fetzte mit Emma hinterher, sie ließ ein paar freudige Buckler heraus, mir war das egal und so konnten wir das Rind wieder zurück treiben. Für mich war das irgendwie keine große Sache, aber anscheinend ist Emma wohl eher ein schwieriger Fall, denn mir wurden ein paar Komplimente zugeworfen. Da war ich dann doch recht stolz!

Während einem Ausritt sagte mir die Rancherin sogar, dass ich bisher wohl am besten mit Emma zurecht kam. Ich fühlte mich auch unglaublich wohl auf ihr, obwohl sie bestimmt kein absolut sicheres Pferd war. Aber sie hatte Charakter, erinnerte mich auch etwas an Néo und sie war auch irgendwie zu einer Freundin geworden.


Emma
Emma und ich während dem besagten Ausritt :)

Eine Sache möchte ich hier noch erzählen: Wir ritten wieder in der Halle und sollte zwischen zwei Pfosten los galoppieren, quer durch die Halle bis zu den nächsten zwei Pfosten. Wir standen in einer „Warteschlange“, hatten also wirklich nichts zu tun und Emma spielte ganz zart mit ihrer Lippe am Pfosten herum. Für mich war das eigentlich selbstverständlich, dass sie das machen darf, sie zerstörte nichts, blieb brav stehen und wollte sich einfach nur ein wenig beschäftigen – alles doch kein Problem! Doch Shayne sah das und sagte gleich, dass ich das unterbinden sollte! Sie hat ruhig stehen zu bleiben, wenn sie an irgendetwas herumschnabbuliert und ich ihr das durchgehen ließe, stellt sie meine Rangordnung in Frage. Und dann macht sie nur noch was sie will. – Ähm… Was?! Ich zupfte leicht am Zügel, sie hörte auf und ich saß echt irgendwie perplex da. Warum bitte darf ein Pferd nicht auch etwas Spaß haben, wenn doch gerade nichts los ist? Sie war so vorsichtig dabei… Und als wir an der Reihe war, war sie auch sofort bei mir und hat alles wunderbar ausgeführt. Von wegen, sie hat keinen Respekt mehr…

Dies und noch ein paar andere Gründe veranlassten mich immer mehr und mehr daran zu zweifeln, dass mir diese Reise wirklich einen Mehrwert bieten könnte…



Meine Abreise

Der Grund, warum ich meinen Aufenthalt vorzeitig abbrechen wollte, war vielschichtig.

Es war der Umgang, der mir einfach nicht gefiel, die Wiederholungen, die mich auch nicht weiterbrachten (denn in der zweiten Woche ging alles wieder von vorne los, genauso auch für mich) und mein schmerzliches Heimweh, welches natürlich durch die Gegebenheiten angeschürt wurde. Die Entscheidung fiel in der zweiten Woche, als neue Gäste kamen und ich einfach nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Ich fühlte mich irgendwie verlorener als sowieso schon und musste mir die ganze Zeit verkrampft meine Tränen verdrücken. Am Abend teilte ich meinem Freund mit, er solle doch meiner Mutter sagen, dass sie mich in der Früh anrufen sollte. Wegen der Zeit Verschiebung war es nicht so leicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und ich durfte keine Auslandsgespräche führen.

Als sie anrief, brach der Damm – kennt ihr das auch? Egal wie alt man ist, wenn es einem schlecht geht und die Mutter mit einem redet kullern die Tränen einfach… Ich erzählte ihr von meinem Entschluss, dass ich wirklich nicht mehr dort bleiben wollte und ob es eine Möglichkeit gäbe das Ganze frühzeitig abzubrechen. Ihre Reaktion war Erleichterung. Von Anfang an hatte sie bemerkt, dass ich doch recht „gelitten“ hatte und war froh, dass ich mir nun auch eingestanden hatte, dass das Ganze hier nichts für mich war. Sie versicherte mir, dass sie schaut, was es für Rückflugmöglichkeiten

gab und sie mir am nächsten Tag bescheid gibt. Die schlechte Nachricht war, dass der nächste Flug erst am Samstag ging, also musste ich noch eine komplette Woche „aushalten“. Doch da ich Emma und die Aussicht auf daheim hatte, ging es. Shayne versuchte mich noch zu überreden, dass ich wenigstens diesen Monat zu Ende machte, aber das wollte ich einfach nicht mehr…

Der Tag der Abreise brach an und ich wartete ungeduldig im Haupthaus auf meine Mitfahrgelegenheit. Eigentlich hieß es, dass mich Steve mitnehmen sollte, da er sowieso ein paar Gäste mitnehmen musste. Als die Zeit verstrich und er nicht kam, fragte ich herum. Wir fanden letztendlich heraus, dass er einfach so ohne mich los gefahren ist… Zum Glück war die Köchin so hilfsbereit und organisierte für mich die nächste Mitfahrt. Die Wrangler wollten sowieso nach Libby fahren. Wegen mir mussten sie früher los, aber sie waren so nett und beeilten sich. Da ich doch etwas später ankommen würde, versuchten wir irgendwie in Kontakt mit dem Flughafen zu kommen, damit die dort bescheid wussten. Das war auch ein Akt, da durch zu kommen, aber letztendlich war das kein Problem.

Als ich dann im Flieger nach Denver saß, vielen mir die ersten Steinchen vom Herzen. Im Flieger von Denver nach München, sogar große Felsbrocken. Und als ich ankam und zu meinem Vater ins Auto stieg, fiel eine ganze Gebirgskette von meinem Herzen. Ich war so froh und erleichtert wieder daheim zu sein.



Mein Fazit

Natürlich hätte ich das alles vorher wissen müssen, es hätte mir klar sein sollen. Aber der Wunsch, für mein Pferd besser zu werden, war so groß, dass ich irgendwie nur vom Besten aus ging. Dass dann eine Liebe dazwischen kam, hatte ich vorher nicht ahnen können… Denn sie war schon ein großer Grund, warum ich es nicht länger aushielt. Der weitere Grund war aber auch, dass es mir einfach nicht gefiel. Nicht weil es nicht schön war dort – im Gegenteil! Es war wunderschön! Alles so sauber, auch an meine „Bude“ hatte ich mich sehr gewöhnt und fühlte mich wirklich wohl dort. Am Wochenende unternahm ich immer sehr ausgedehnte Spaziergänge, bestieg Berge bis zum Gipfel und machte viele Fotos. Sah eine Schlange und ein Streifenhörnchen aus nächster Nähe – das waren wirklich die Momente in denen ich völlig zufrieden war.



Der Grund, warum es mir nicht gefiel, war der Umgang. Mir gefiel nicht die Art, wie die Pferde dort behandelt wurden. Irgendwie vergiftete es das Wort Horsemanship für mich… Wenn man Bilder eingebrannt bekommt, von Pferden, die ihr Maul aufreißen und ihr Gesicht vor Schmerz verziehen. Die panisch irgendwie reagieren, weil sie nicht wirklich wissen, was der Mensch von ihnen will und durch noch mehr Druck dazu bewegt werden sollen, das zu tun, was verlangt wird. Die Ausdruckslosen Augen… Das Unverständnis, was ihren Seelen, Körpern und ihrer Individualität entgegen gebracht wurde. Diese Bilder vergifteten Horsemanship – welches dort ja gelehrt werden sollte. Ich möchte hier an dieser Stelle die Ranch nicht schlecht machen! Ich bekomme in Facebook die Veränderungen mit, ich habe schon gesehen, dass sie nun auch mit Bosal reiten und sich immer weiter entwickeln. Ich kann nur sagen, wie es auf mich wirkte und was eben war. Wie es nun ist, das kann ich nicht sagen – meine Reise fand schließlich im Sommer 2014 statt. Vielleicht sah ich das ganze auch Schwärzer als es tatsächlich war.


Wie auch immer, ich nahm was wichtiges mit. Wie wichtig für mich echte Kommunikation zwischen Mensch und Pferd ist – das war es, was ich gesucht hatte! Und das ist die Art und Weise, wie es dort gelehrt wurde, für mich nicht. Und ich lernte, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Dass man hinterfragen und nicht alles annehmen sollte, was ein „Guru“ einem sagt – denn auch sie sind nicht unfehlbar!


Was ich noch anmerken möchte ist, dass ich die Reise wirklich gut fand! Es war wichtig, dass ich es durchzog und eigentlich war es auch richtig schön! Wäre ich noch einmal in die Zeit zurück versetzt, würde ich genau so wieder handeln. Falls ihr einen Urlaub dort plant oder planen wollt, dann bitte lasst es euch durch meinen Text nicht vermiesen. Fliegt hin, habt Spaß aber nehmt nur das mit, was euch euer Bauchgefühl erlaubt. Alle sind sehr nett dort und für einen Urlaub würde auch ich noch einmal hin fliegen.


Nach Montana veränderte sich wirklich alles. Ich fand zur Akademischen Reitkunst und zu chi horsing® - und resultierend daraus, fand ich zu meinem ganz eigenen, individuellen Weg. Letztendlich war dies wohl auch ein großer Wendepunkt und hat mich in meinem Weg und meinem Gefühl bestärkt.

<3 Christina






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