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So fand ich zum friedvollen Umgang mit Pferden


Meine Geschichte, wie ich zum friedvollen Umgang mit Pferden fand HORSENSATION

Seit 1995 gehören Pferde fest zu meinem Leben. In diesem Blog Eintrag möchte ich dir von meinem persönlichen Weg erzählen, wie ich zum friedvollen Umgang fand und meine Leidenschaft zum Beruf machte... Keine lust zu lesen? Dann hier den Blog Eintrag hören!


1999 ging es los - mein erster, richtiger Reitunterricht. Davor wurde ich immer wieder auf Ponys ausgeführt, nun war ich alt genug mich mit eigener "Kraft" mit dem Pferd auseinander zu setzen. Ganz klassisch im Reitverein ritten wir in der Abteilung im Kreis, in einer viel zu kleinen Halle mit viel zu vielen völlig unausgeglichenen Pferden. Während jeder Reitstunde gab es eine Situation, ein Geräusch von der Tribüne, welches jedes Pferd nur zu gerne als Anlass nahm um durchzugehen und sich seiner lästigen Reiter zu entledigen. Auch ich fiel jedes Mal - Luftnot, Gehirnerschütterung, zusammengequetscht zwischen Pferdekörper und Hallenwand, am Boden liegend, während die Pferde über mich drüber sprangen... Ein Reitlehrer, der irgendwelche Kommandos im militärischen Stil durch die Gegend brüllte und sich einen Spaß daraus machte, den an ihm vorbeireitenden Pferden mit Hand oder Gerte einen Schlag zu verpassen. Kein wunder, dass ich vor jeder Reitstunde voller Angst war. Doch es waren nicht nur die Reitstunden - richtig schlimm war das Putzen und Satteln der Pferde, falls sie nicht schon in den vorherigen Reitstunden "verwendet" wurden.

Die Pfleger/innen benannten die Schulpferde auch liebevoll nach ihren Macken. Manche Pferde webten oder koppten, andere bissen, traten oder griffen den Menschen an, wenn er nur an den vergitterten Innenboxen vorbei ging. In der dunklen Sattelkammer roch es immer klamm und etwas schimmlig. Die Trensen und Sättel wurden brüderlich unter mehreren Pferden geteilt, so hatte auch jedes Schulpferd Sattelzwang. Kein Pferd sah das Tageslicht frei - nur kurz, wenn es in die Halle gebracht wurde, einmal in der Woche im Gelände (aber auch nur noch ein weiteres Mal, wenn es sich benahm, ansonsten wurde es für den nächsten Ausritt "gesperrt") und wenn es mal kurz frei hatte und eine/r der Pfleger/innen die Zeit hatte, wurde es mal an der Hand für 10 Minuten grasen gelassen. Richtig frei in einem Herdenverband waren sie kein einziges Mal. Dennoch blieb ich dort fast fünf Jahre - wer sagt einem schon, dass es auch ganz anders geht? Wenn man nur diese Umstände kennt?

Zwei Situationen brauchte es, um mich endlich wach zu rütteln:

Die Erste war, als ich die rossige Stute Susi in die Halle führte und sie mich nicht aufsteigen ließ. Ich tanzte mit ihr im Kreis herum, alle saßen schon im Sattel, als der Reitlehrer donnernd auf mich zu kam. Er packte Susi am Gebiss, holte mit seiner geballten Faust aus und boxte ihr so lange in den Bauch, bis sie zitternd, mit blanker Panik in den Augen, stehen blieb. Triumphierend sah er mich an und bellte, dass ich jetzt aufsteigen könne... Die zweite Situation fand direkt vor der nächsten Reitstunde statt. Obwohl ich noch eines der Schulpferde fertig machen sollte, schmiss ich alles hin und verkündete, dass ich nie wieder her kommen würde. Der Reitlehrer meinte daraufhin nur: "Ja, das werden wir sehen." Ich habe meine Versprechen eingehalten.

Es waren ein oder zwei Jahre in denen ich sporadisch mal hier und da Unterricht nahm, aber nirgends wirklich zufrieden war. Die Gewalt hört bei den Pferden nicht auf, selbst die Reitlehrer wurden zu ihren Schülern gehässig, wenn nicht sogar unverantwortlich. Ich kann mich noch an eine Stunde zu gut erinnern. Springstunde auf Ponys und ich war noch nicht mal richtig Sattelfest. Denn außer Kampf und irgendwie auf dem Rücken des Pferdes zu bleiben, hatte ich in den vorherigen Jahren nichts gelernt. Die Reitlehrerin erklärte mir nicht einmal wie ich mich beim Sprung bewegen sollte, geschweige denn, dass sie die Stange einfach auf dem Boden gelegt hätte. Natürlich fiel ich Kopfüber vom Pony. Beim zweiten Mal ebenso, gelähmt von der immer größer werdenden Angst. Der Kommentar der Reitlehrerin: "Stell dich nicht so an! Ist ja lachhaft, was du da machst!..." usw... Anstatt mir zu erklären, wie ich es richtig machen kann. Obwohl ich nicht eine einzige Situation hatte, in der ich bemerkte, dass Pferde eigentlich ganz anders sind, als ich sie zunehmend kennen lernte, hörte ich nicht auf daran zu glauben. Und suchte immer weiter. Ich ging nicht mehr zu Reitstunden, sondern ritt mal hier mal da und wenn dann auch nur ins Gelände aus.

2005 stieg ich dann auf das Westernreiten um. Zuerst sehr begeistert, stellte ich fest, wie ruhig und gelassen alle Schulpferde waren. Und dass es eher Einzelstunden gab und wenn in der Gruppe, waren wir maximal zu viert in einer sehr großen Halle. Die Mentalität gefiel mir so viel besser, alle waren so gelassen und die Pferde wurden immer am langen Zügel geritten. 2006 bekam ich dann auch meine erste Reitbeteiligung, einen Araber-Mix namens Shantan. Mit ihm zusammen ging ich auf Ralley- und Orientierungsritte, zu Heimturnieren und besuchte allerlei Kurse. Er war so wunderbar unkompliziert, ein absolutes Verlasspferd. Er lehrte mir die Geduld und Kreativität und vor allem auch Trainer zu hinterfragen. Kurz darauf wurde es mein eigenes Pferd.



Mit ihm zusammen fand ich erstmalig das, was ich all die Jahre vorher gesucht hatte: Ich fand das Vertrauen zu Pferden.

Mein damaliges Wissen gerade auch im Bereich Horsemanship und dem gymnastizierenden Westernreiten konnte ich bereits in dieser Zeit gut weiter geben und gab mit Shantan Reitstunden. Mir war es wichtig, das Pferd zu verstehen und ganz individuell auf jede Situation einzugehen. So brauchte er an einem Tag etwas ganz anderes, wie an einem anderen Tag. Dadurch, dass ich (damals noch unbewusst) sehr feinfühlig für seine Bedürfnisse war, wurde er umso bockiger, wenn diese nicht erfüllt wurden. So wurde er unreitbar für meine damalige Reitlehrerin - für mich und meine Schüler war er jedoch das perfekte Pferd. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sie während dem Reitunterricht zu mir sagte: "Dein Pferd ist noch nicht broken, der hat noch einen zu starken Willen". So verabschiedete ich mich auch langsam vom konventionellen Westernreiten...


2009 brachte dann mein Freiberger Néo  alles wieder durcheinander



Alles, was ich mit Shantan gelernt hatte, funktionierte mit ihm einfach nicht. Auch wenn mein Araber-Mix ein gutes Temperament hatte, kam er nicht an Néo heran, wenn er da stand, seinen ganzen Körper anspannte und den Hals hoch streckte und bog wie ein Hengst. Er fing an, im Zirkel auszubrechen, egal ob an der Longe oder im Sattel. Er wurde Meister im sich-los-reisen. Im Gelände verwandelte er sich zu einem schnaubenden Drachen und suchte, selbst wenn andere Pferde dabei waren, gerne mal das Weite. Doch wenn er nur so gewesen wäre, dann wäre er zumindest berechnbar gewesen. Nein, dieses Verhalten zeigte er unwillkürlich, zu den unterschiedlichsten Situationen, absolut unvorhersehbar. Mal war er das Verlass-Pferd Nr. 1 - besonders wenn andere Pferde schon schier durchdrehten, ließ ihm das alles ziemlich kalt. Aber wehe da war was, was sonst niemand registriert hatte.

Völlig ratlos stolperte ich von Trainer zu Trainer, brachte ihn zum Beritt - bei dem alles noch schlimmer wurde - und suchte mir eine Reitbeteiligung, damit ich nicht alleine damit fertig werden musste. Ich brauchte so viel Aufmerksamkeit für ihn, dass ich Shantan meiner langjährigen Reitbeteiligung verkaufte.

Als letzten Ausweg sah ich nur noch eine Ausbildung für mich:

Ein Praktikum bei Shayne Jackson, Buck Brannamans treusten Schüler

2014 machte ich mich also auf die Reise nach Montana (wie es für mich lief, kannst du hier lesen) und brach das Praktikum frühzeitig ab. Ab da an hatte ich mich dann vollends vom Westernreiten und Horsemanship verabschiedet. Auch wenn die physische Gewalt "nur" sporadisch sichtbar war, wie ich es im Reitverein kennen gelernt hatte, bemerkte ich, dass hier viel mehr mit psychischer Gewalt gearbeitet wurde. Was fast noch schlimmer war. Denn ich sah nur aufgegebene Pferdeaugen... Das Ruhige, Liebe war einfach nur eine gebrochene Seele.

Dann hörte bzw. las ich zum ersten Mal von Bent Branderup. Ich verschlang sein Buch und seine drei Teilige DVD Reihe. Zudem flossen auch Maksida Vogts Gedanken in meinem Umgang mit ein und ich integrierte Freiarbeit fest in unsere gemeinsamen Unternehmungen. Auch wenn unsere Beziehung freundlicher wurde, war ich immer noch nicht ganz überzeugt. Der Blick von Néo war einfach komisch. Ich konnte nicht genau sagen, was ich komisch fand, es fühlte sich einfach noch nicht wirklich richtig an...

Ich nahm dann an verschiedenen Seminaren mit Bent Branderup selbst und lizenzierten Trainern teil und besuchte ein paar Mal einen Akademischen Reitunterricht, um auch von fremden Pferden zu lernen. Dieses feine Reiten faszinierte und inspirierte mich sehr, was mich dann dazu veranlasste, Néo und mich zur Ausbildung zu bringen. Ich verbrachte dort eine wundervolle und lehrreiche Zeit und nahm einige wichtige Erkenntnisse mit. Das Grundkonzept der Akademischen Reitkunst war genau das, was ich all die Jahre gesucht hatte - zumindest wenn es um das Reiten ging.

Dennoch fiel Néos Meinung zu diesem Weg ebenfalls nicht durchwegs positiv aus

Es schien so, als wäre er in eine Depression gefallen. Das einst so stolze Pferd, ließ sich noch mehr hängen, als zuvor. Zwar war er dem Menschen sehr zugetan und hatte dadurch im Gelände an Sicherheit gewonnen, aber es fehlte ihm etwas... So wie auch mir etwas fehlte... Fast zeitgleich, wie ich die Akademische Reitkunst fand (2014 / 2015), fand ich auch zu chi horsing von Alexandra König. Ich besuchte einige Seminare, ließ mich letztendlich auch komplett darauf ein (hier kannst du nachlesen, warum ich mich dafür entschied), veränderte meine berufliche Situation und fuhr dann mit Sack und Pack zu ihr nach Dorfreit, um bei der einjährigen Ausbildung "Talentschmiede" mit zu machen.

Zeitgleich, wie ich zur Akademischen Reitkunst und chi horsing fand, trat auch Nicki (ehem. Ulrica, geb. Mai 2015) unserer "Herde" bei. Ich lernte sie im Oktober 2015 kennen und kaufte sie im November des selben Jahres. Ich kann nicht erklären, wie perfekt sie unsere kleine Herde abrundet... 


März 2017  kam meine PRE Stute Nicki  zu uns nach Hause

Im Dezember 2017 fuhr ich also mit meiner Herde zu Alexandra König. Gerade bei ihr bekam ich endlich die Antworten, die mir sonst kein Trainer beantworten konnte. Ich habe noch nie so große Veränderungen durch einen Wechsel von methodischem Vorgehen und echter Kommunikation von anderen Pferd-Mensch-Paaren miterlebt und bekam ein völlig neues Verständnis für die Psyche der Pferde. Durch die Teilnahme an allen Seminaren während des Talentschmiede-Jahres, bekam ich so viele unterschiedliche Einblicke in die verschiedensten Mensch- und Pferd- Charakteren.

Es war ein unglaublich schönes Jahr, voller neuer Erkenntnisse und Entwicklungen und es brachte uns weiter, als all die Jahre zuvor


Ende November 2018 fuhr ich schweren Herzens wieder nach Hause, lies das Gelernte sacken und trat ein in die Selbstständigkeit als Menschentrainerin und Pferdedolmetscherin.

Es ist mir eine Freude, Menschen und Pferden beiseite zu stehen, ein Stück ihres Weges unterstützend zu begleiten und sie dann wieder ihren eigenen Pfad weiter gehen zu lassen - voll mit neuem Input und Möglichkeiten. Gerade, weil ich mich schon immer neben den Pferden auch für die menschliche Psyche interessierte, habe ich in diesen Bereichen auch wertvolles Wissen angesammelt. Auch heute bilde ich mich natürlich noch in vielen Bereichen laufend weiter, weil ich der Meinung bin, dass wir niemals aufhören zu lernen.


Die zwei Braunen in der Mitte ist Néo (links) und Nicki (rechts)


Meine Pferde bestimm(t)en meinen Weg

Früher war mir noch nicht klar, wie viel ich eigentlich richtig machte - einfach vom Bauch heraus. Ich ließ mich viel zu schnell verunsichern und hinterfragte eher mich, als erfahrenere Pferdemenschen. Heute weiß ich, dass diese "erfahrenen" Pferdemenschen auch nur etwas nachplapperten, was ihnen gesagt wurde. Dass sie sich gezwungen fühlten, mich zu belehren sagte wiederum viel über sie selbst aus.

Gerade mit meinen Pferden durchlief / durchlaufe ich so unglaublich unterschiedliche Wege. Jedes Individuum erklärte mir etwas anderes. Deswegen können einheitliche Methoden einfach nicht funktionieren - weil wir alle viel zu unterschiedlich sind. Warum einiges dann doch bei vielen funktioniert, ist weil das Lebewesen (also Pferd oder Mensch) passend gemacht wird, anstatt dass die "Methode" dem Lebewesen angepasst wird (wie ich es eher praktiziere, wenn denn eine Methode notwendig wäre).



Araber-Mix "Shantan"


Mit ihm zusammen unternahm ich so viel - und alles in einer unglaublich schönen Leichtigkeit. Keine Sorgen, keine Ängste. Es war alles so unbeschwert mit ihm. Das Verlasspferd meiner Träume: Temperamentvoll, aber mit nichts zu erschrecken. Selbst auf einer Motocross Strecke konnte er dösen - wurde aber hitzig, wenn es um lange Strecken Galopp oder Trab ging. Er war in sich einfach absolut berechenbar. Deswegen lernte ich gerade mit ihm zusammen das Vertrauen. Bei ihm wirkten die Druck und Dominanz Methoden gut, da er selbst ein Chef war. Egal bei wem, egal wo, er war immer der Chef. Ihm machten diese Dinge nichts aus, weil er sowieso flink war, sich gerne bewegte und ihm meine Energie gefiel. Er empfand, dass ich in dieser Rolle zu ihm authentisch genug war und ließ es zu.

Dennoch konnte ich niemals eine Beziehung zu ihm aufbauen. Wir waren vielleicht Kumpels, ich war der Boss und er war der Vize Boss. Mehr aber auch nicht. Diese innige Beziehung, die ich mit Néo und Nicki aufbauen durfte, hatte ich mit Shantan nicht einmal. Dafür ging ich nicht tief genug auf ihn ein. Ich kratzte an der Oberfläche - für ihn war das aber genug.

Trotz unserer eher oberflächlichen Verbindung konnten wir einige Dinge zusammen erleben. So nahm ich bei vielen Ralley- und Orientierungsritten teil, war bei einem Wanderritt über zwei Tage dabei und startete zwei Mal (1x mit ihm und 1x mit Néo und meine RB ritt Shantan) bei einem Distanzritt von 32 km.

Ich lernte viel von ihm, aber dadurch, dass wir gut miteinander klar kamen, ging der Weg auch nicht weiter. Unsere Zweisamkeit war ausgeschöpft, er brauchte nicht mehr von mir und ich lernte somit auch nicht mehr von ihm. Dennoch brachte er mir das Fundament und das Vertrauen, ohne welches ich mit Néo aufgeschmissen gewesen wäre.



Freiberger "Néo"


Bereits mit einem Jahr eingefahren, mit zwei Jahren eingeritten und mit Ende zwei Jahren an mich verkauft. Dieses Pferd hatte so gut wie keine Kindheit. Und dennoch strahlte er eine unglaubliche Energie aus. Er wickelte mit seinem Auftritt nicht nur mich, sondern auch sofort meine Eltern um den Finger. Seit 2009 ist er nun an meiner Seite und mit ihm begann der Weg... Am Anfang wollte er nur weg, weg von mir, weg von meinen "Methoden" und weg von allem. Er sprang über Schubkarren (beim misten), rann durch Stromzeune, brach an der Longe aus, widersetzte sich beim Reiten und verabschiedete sich im Gelände. Ich stieß auf eine Herausforderung, der ich mich zu häufig nicht gewachsen fühlte. Es gab Zeiten, da wurde ich so an meine Grenzen manövriert, dass ich auch an einem Verkauf dachte. Selbst meine Eltern redeten mir häufig zu, dass ich ihn doch endlich verkaufen sollte, da sie selbst mit bekamen, wie stark er an meinen Nerven zog. Ich durchlief mit ihm meine Depression, mein Burnout und meine Aufbauphasen. Ich durchlief mit ihm unglaublich wundervolle und ganz furchtbare Momente.

Er zeigte mir, dass ich lange noch nicht alles wusste. Er zeigte mir, dass ich einen falschen Lebensweg eingeschlagen hatte und er zeigte mir, wie viel Chaos in mir war.


Aber gerade durch diese Konflikt Situationen lernten wir uns in ganzer Tiefe kennen. Wir gingen gemeinsam einen Weg und mussten diesen auch gemeinsam irgendwie bewältigen. Ich lernte von so vielen Pferdemenschen und versuchte die Konzepte mit ihm umzusetzen. Aber er war regelrecht allergisch gegen Druck. Allgemein gegen festgefahrene Lösungswege. Er ist einfach zu intelligent dafür, es langweilt ihn. Zwar will er auch immer gefallen und versucht sein Bestes, aber nur, wenn ihm gebührend Aufmerksamkeit und Spaß gegeben wird.

Durch ihn lernte ich wirklich alles zu hinterfragen - nicht nur mich, sondern vor allem Trainer. Er zeigte mir, dass mein Lebensweg definitiv etwas mit Pferd und Mensch zu tun hat.

Er veranlasste mich dazu, endlich mit diesen "Übungen" aufzuhören und viel flexibler zu kommunizieren.

Er erschütterte mich zwar bis in meine Wurzeln, baute mich aber voll neuer Erkenntnisse und Erfahrungen wieder auf.

Mit ihm habe ich diese innige Beziehung, diese freie Verbindung, die nicht mehr abbrechen wird. Er ist mein großer Lehrmeister und ich bin mir sicher, dass er niemals damit aufhören wird - und darüber bin ich sehr froh, so lerne ich stetig mehr und mehr von ihm.



Pura Raza Española "Nicki"


Mit Nicki wollte ich einen Traum erfüllen, von einem unberührten Pferd, ohne Schaden, ohne Traumata. Deswegen entschied ich mich bereits ein paar Monate nach ihrer Geburt (29.05.2015) für sie. Wie sie da auf der Weide stand, zwischen mir und dem bellenden Hofhund, diese Weisheit und Ruhe, die sie ausstrahlte, obwohl sie noch so jung war... Sie hat mich von Anfang an zutiefst beeindruckt. Ich fuhr maximal ein Mal die Woche zum Zuchtstall, wo sie aufwuchs und es bestätigte meine Gedanken, dass man selbst in so großen zeitlichen Abständen eine Beziehung zum Pferd aufbauen kann. Es dauerte nicht lange und sie wusste, dass wir zusammen gehörten. Sie kam immer her, ließ sich kraulen und genoss die Zeit mit mir. Auch den ersten Spaziergang vollzogen wir gemeinsam. Am Anfang dachte ich noch, ich müsse mit ihr Führübungen machen, was ich aber recht schnell sein ließ. Seitdem habe ich nicht eine Sache mit ihr geübt. Weder Stehenbleiben, Rückwärtsgehen, Antraben oder Ähnliches. All das geschieht in der Situation selbst und wird dann kommuniziert - ich bin heute noch erstaunt darüber, wie gut es jedes Mal funktioniert.

Nicki ist vom Wesen her unglaublich Harmonie bedürftig (wie auch ich), dennoch kann sie mir genau sagen, wenn sie etwas nicht machen möchte. Aber das hat dann meistens auch mit meiner Energie zu tun - oft ist es mein Ehrgeiz, den sie versucht zu zügeln.

Auch wenn ich hoffte, ein fast unberührtes Pferd zu bekommen, wurde das allgemeine Fohlen ABC mit ihr sporadisch durchgeführt. Erschreckend war, dass sich selbst nur durch die wenige Arbeit einige schlechte Erfahrungen manifestiert hatten. So hatte sie am Anfang regelrecht Angst vor dem Halfter, ließ sich mit der Bürste gar nicht berühren und setzte sofort zur Flucht an, wenn sie den Hufkratzer sah. Als ich ihr in ihrem neuen Heim unseren Reitplatz zeigte, sah sie mich fast schon flehend an, während sie wie automatisiert anfing, um mich herum zu laufen. Ihre Erleichterung war unübersehbar, als ich ihr zu verstehen gab, dass sie das nicht mehr machen musste.

Gemeinsam überwanden wir die Problematiken. Sie zeigt mir das Urvertrauen und das Vertrauen in mich selbst, fordert mich auf, aus mir heraus zu gehen und mein "Ding durch zuziehen". Nicki ist für mich das Paradebeispiel, dass selbst eine "Jungpferdeerziehung" absolut friedvoll ablaufen kann, ohne dass dafür irgendwelche Bodenarbeit nötig gewesen wäre. Sie ist immer superfreundlich und versucht jedes Mal ihr Bestes. Sie ist mein Engel, sie versprüht für mich die Leichtigkeit, die ich dringend brauchte nach den vielen Strapazen mit Néo - die perfekte Ergänzung für unsere dreier Herde.



Der friedvolle Umgang

Shantan war der erste, der mir sanft und leise zeigte, dass es andere Wege gab. Er brauchte nicht viel, um glücklich damit zu sein. Néo war dann doch der härtere Brocken. Er führte mich noch tiefer hinein und ließ mich nach wirklich friedvollen Lösungen suchen. Nicki bestätigt meinen gefundenen Weg und zeigt mir auf unterschiedlichen Weisen, wie ich diesen noch verfeinern kann.


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